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Veranstaltung / Nachrichten , 27.08.2011 :

Tages-Chronologie von Samstag, 27. August 2011

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Veranstaltungskalender:


- Samstag, 27. August 2011 um 17.00 Uhr -


Eröffnung der Ausstellung "Anne Frank war nicht allein - Jüdische Kindheit und Jugend im Kreis Herford 1933 bis 1945"


Ausstellungsort:

Gedenk-, Dokumentations-
und Begegnungsstätte Zellentrakt
Rathausplatz 1
32052 Herford

www.zellentrakt.de


- Grußworte
- Helga Diestelmeier: Anne Franks Schicksal und Bezüge zu Herforder Schicksalen
- Lesung mit Renée Claudine Bredt
- Film zu Anne Frank


Ausstellungsdauer: Vom 27. August bis 6. November 2001 samstags und sonntags von 14.00 bis 16.00 Uhr.


Die Ausstellung stellt die Erfahrungen von neun jüdischen Kindern und Jugendlichen aus Herford in der NS-Zeit und im Holocaust dar. Mit einem Film zu Anne Frank wird der Bezug dieser Schicksale zum Erleben der Anne Frank verdeutlicht.

Begleitet wird die Ausstellung durch Videoaufzeichnungen von Augenzeuginnen und Augenzeugen sowie Dokumentationen zum Schicksal Vlothoer jüdischer Kinder und Jugendlicher und dem Schicksal einer jüdischen Schülerin am Friedrichsgymnasium Herford.

Neu ergänzt wird die Ausstellung um antijüdische und militaristische Kinder- und Jugendbücher aus der NS-Zeit.


Die heutige Gedenkstätte Zellentrakt, das frühere Herforder Polizeigefängnis, war von 1933 bis 1945 ein Ort der Verfolgung und Angst auch für viele jüdische Menschen aus Herford auf dem Weg in die Läger und den Tod.

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Samstag, 27. August 2011:


Vom 23. August bis zum 2. September 2011 arbeitet eine Gruppe aus Lippe für 9 Tage auf dem jüdischen Friedhof Birzai in Litauen, um ihn ein wenig dem Vergessen zu entreißen.

1939 reiste der elfjährige Jude John Obermeyer mit einem der letzten "Kindertransporte" 1939 von Bad Salzuflen nach England, seine Eltern wurden 1940 bei der Flucht in Luxemburg verhaftet.

Der Verein Stolpersteine in Lemgo e.V. hat einen Flyer mit der genauen Lage der 15 Gedenkstellen für die 44 in der Hansestadt vom Kölner Künstler Gunter Demnig verlegten Stolpersteine veröffentlicht.

Am 31. August 2011 treffen sich in Lemgo die "Schlesier-Frauen".

Am 30. August 2011 findet anlässlich des zwölften Todestages des Marokkaners Rashid Sbaai in einer Arrestzelle eine Kundgebung gegen Abschiebehaft vor der Abschiebehaftanstalt in Büren statt.

In der Zeit vom 24. August, bis zum 25. August 2011 kam es auf dem Sennefriedhof in Bielefeld zu Sachbeschädigungen an etwa 30 Gräbern auf dem muslimischen Teil des Friedhofs.

Heute haben Reservistenverbände in Paderborn mit "gelben Schleifen als Solidaritätssymbol" für Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr in Auslandseinsätzen nur wenig Resonanz erzielt.

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Litauen / Kreis Lippe: Jüdischer Friedhof Birzai

Vom 23. August bis zum 2. September 2011 arbeitet eine Gruppe aus Lippe für 9 Tage auf dem jüdischen Friedhof Birzai in Litauen, um ihn ein wenig dem Vergessen zu entreißen. Darüber berichtet heute, am 27. August 2011, die Lippische Landes-Zeitung.

Informationen über das Projekt der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V.:

www.r-schleysing.de

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Bad Salzuflen: Jüdisches Ehepaar 1940 nach Lodz deportiert

Der elfjährige Jude John Obermeyer reiste mit einem der letzten "Kindertransporte" 1939 von Bad Salzuflen nach England, seine Eltern wurden 1940 bei der Flucht in Luxemburg verhaftet, Mutter und Vater wurden im Ghetto von Lodz, der Bruder im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Nur John Obermeyer überlebte. Darüber berichtet eine heute, am 27. August 2011, in der Lippischen Landes-Zeitung veröffentlichte Zuschrift.

Die jüdische Familie Obermeyer

Am 23. August 2011 wurde im ehemaligen jüdischen Kaufhaus der Familie Obermeyer in Bad Salzuflen nach sechsmonatiger Umbauzeit das Restaurant "Il Gabbiano" eröffnet. Das alte Haus Obermeyer ist nun ein Resteraunt mit Pizza, Pasta, Fisch und Fleisch.

Das Gebäude ist ein 1618 errichtetes Kaufmannshaus mit zwei Speicheretagen. Der dreigeschossige, giebelständige Fachwerkbau mit vierfacher Vorkragung und reichem Rosettenschmuck prägt neben vielen weiteren Gebäuden dieser Art das Salzufler Stadtbild.

Das Haus wechselte in seiner Geschichte mehrfach den Besitzer. Kaufleute, Ratsherren, der Stadtmusikus und Schankwirte wohnten hier, bis es in den Besitz der jüdischen Familie Obermeyer gelangte. Diese führten seit 1900 ein Haushalts- und Eisenwarengeschäft. Geschäftsinhaber Siegfried Obermeyer war zugleich letzter Vorsteher der Jüdischen Synagogengemeinde Bad Salzuflens, die Synagoge (Mauerstraße 6) befand sich direkt hinter dem Haus.

Am 12. November 1938 wurde die Schließung der Haushaltswarenhandlung Obermeyer staatlicherseits verfügt. Erst danach entschlossen sich die Obermeyers, Deutschland zu verlassen. Die 1858 gegründete "Haushalts- und Eisenwarenhandlung S. Obermeyer" wurde zum 31. Dezember 1938 geschlossen. Die Mitglieder der Familie kamen in den Vernichtungslagern in Polen um, nur der jüngste Sohn hat in England überlebt.

Das Haus wurde von der Stadt Bad Salzuflen erworben, lange vermietet und 1980 zum Museum umgebaut. In Erinnerung an die jüdische Bevölkerung der Stadt trug das Museum bislang den Namenszusatz "im Hause Obermeyer".

Gegen den Verkauf des Hauses hatte sich John Obermeyer im August 2010 "mit großer Bestürzung" an die Stadt Bad Salzuflen gewendet: "Wir möchten heute ausdrücklich unserem Wunsch Ausdruck geben, dass dieses Gebäude auch in Zukunft ein würdiges Gedenken an die jüdische Geschichte dieses Hauses, das im Sommer 1939 von unserer Familie an die Stadt verkauft werden musste, vermitteln wird. Der Betrieb einer Gaststätte schließt sich in diesem Zusammenhang für uns aus."

Der einzig lebende Nachfahre der Familie Obermeyer wandte sich erneut an den Rat, berichtete die Lippische Landes-Zeitung am 6. Oktober 2010: John Obermeyer bat die Lokalpolitik, den Verkauf des Hauses zu stoppen und mindestens die Entscheidung des Gerichtes über mögliche Verfahrensfehler abzuwarten.

Denn ausgerechnet der extrem rechte Ratsherr Friedrich-Wilhelm Biermann, ehemaliges Mitglied der "Republikaner" (REP) und gern gesehener Gast bei der selbsternannten "Bürgerbewegung pro NRW", hatte vor dem Verwaltungsgericht Minden gegen den Verkauf des Gebäudes und weiterer städtischer Immobilien geklagt. Begründung: Es habe weder eine öffentliche Ausschreibung noch ein Verkehrswertgutachten gegeben. Es seien "marktübliche Preise" erzielt, hatte hingegen die Stadt argumentiert.

Bürgermeister Dr. Wolfgang Honsdorf (SPD) hatte John Obermeyer damals zugesichert, dass in dem Haus mit Unterstützung der Stadt eine frei zugängliche kleine Ausstellung aufgebaut und an der Giebelseite eine Gedenktafel angebracht werde, berichtete die Lippische Landes-Zeitung am 6. Oktober 2010.

Die Geschichte der Familie Obermeyer soll den Gästen des neuen Restaurants erzählt werden, so zitiert am 3. Januar 2011 die Lippische Landes-Zeitung die neuen Besitzer: "Dafür werden wir in den Speisekarten eine extra Seite reservieren, wo etwas zu der Geschichte des Hauses und der Familie zu lesen ist."

Zynischer kann diese "Vergangenheitsbewältigung" kaum formuliert werden, in Bad Salzuflen allerdings keine Seltenheit, sondern Tradition: Wer bis heute die Umbenennung der "Otto-Künne-Promenade" ablehnt und darüber hinaus seit Jahren einen öffentlichen Anlaufpunkt für militante Neonazis toleriert, sollte von "Erinnerungskultur" nicht mehr sprechen.

Es habe wohl keine andere Lösung mehr gegeben, als das Haus zu verkaufen, wird der heute 83-jährige John Obermeyer in der Lippischen Landes-Zeitung vom 22. August 2011 resigniert zitiert.

Der einzige überlebende Sohn der vierköpfigen Familie, dem als Kind die Flucht gelang, finanzierte übrigens auch die drei am 26. November 2010 verlegten Stolpersteine am Wohnhaus seiner Familie in der Brüderstraße 26.

In Bad Salzuflen zahlen die Opfer für die Täter ...

Zur Geschichte des Hauses Lange Straße 41 siehe: Meyer, Franz (Hg.): Bad Salzuflen. Epochen der Stadtgeschichte. Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte 2007 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Bad Salzuflen. Herausgegeben vom Stadtarchiv Bad Salzuflen. Band 6); zur Familie Obermeyer besonders die Seiten 362 und 363.

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Lemgo: Flyer zeigt Lage der verlegten Stolpersteine

Der Verein Stolpersteine in Lemgo e.V. hat einen Flyer mit der genauen Lage der 15 Gedenkstellen für die 44 in der Hansestadt vom Kölner Künstler Gunter Demnig verlegten Stolpersteine veröffentlicht. Darüber berichtet heute, am 27. August 2011, die Online-Ausgabe der Lippischen Wochenschau.

Der Verein hatte sich anlässlich der ersten Verlegung der Stolpersteine in Lemgo durch Gunter Demnig am 13. Juni 2009 im Jahr 2010 gegründet. Er will künftig Stadtführungen auf den Spuren der Stolpersteine anbieten. Zur Zeit recherchieren die Mitglieder Biografien weiterer NS-Opfer, für die im zweiten Halbjahr 2012 eigene Erinnerungssteine verlegt werden sollen.

Informationen im Internet: www.stolpersteine-lemgo.de

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Lemgo: Die Heimat pocht im Herzen weiter - "Schlesier-Frauen"

Am 31. August 2011 treffen sich in Lemgo die "Schlesier-Frauen", berichtet heute, am 27. August 2011, die Lippische Landes-Zeitung.

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Büren: Kundgebung gegen Abschiebehaft - Zwölfter Todestag von Rashid Sbaai

Am 30. August 2011 findet anlässlich des zwölften Todestages des Marokkaners Rashid Sbaai in einer Arrestzelle eine Kundgebung gegen Abschiebehaft vor der Abschiebehaftanstalt in Büren statt. Darüber berichtet heute, am 27. August 2011, die Neue Westfälische.

Demach rufen die Büren-Gruppe Paderborn und das Referat Antifaschismus des Allgemeinen Studierendenausschusses der Universität Paderborn unter dem Motto "Solange der Knast in Büren steht werden wir wiederkommen!" zur Teilnahme an der Protestveranstaltung auf.

Die Kundgebung wurde bewusst auf das symbolische Datum des 30. August gelegt: Am 30. August 1983 starb Kemal Altun in der Auslieferungshaft in Berlin bei einem Sprung aus dem Fenster, am 30. August 1994 wurde Kola Bankole von Polizisten bei der Abschiebung so gefesselt, dass er erstickte, am 30. August 1999 starb Rachid Sbaai in der Justizvollzugsanstalt Büren in der Arrestzelle, am 30. August 2000 starb Altankou Dagwasoundel, als er sich versuchte, aus der Abschiebehaft Berlin abzuseilen.

Seit 1994 steht im Haarener Wald Deutschlands größte Abschiebehaftanstalt. Jährlich werden von dort über 2.000 Menschen in die ganze Welt abgeschoben. Oft ist die Zukunft der Abgeschobenen ungewiss, nicht selten werden sie ihren Folterern oder Mördern direkt ausgeliefert oder müssen nach der Abschiebung Hunger und Elend erleiden.

Informationen im Internet:

www.aha-bueren.de
www.gegenabschiebehaft.de
http://asta.uni-paderborn.de/

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Bielefeld: Muslimische Gräber geschändet - Sennefriedhof

In der Zeit von Mittwoch Morgen, 24. August, bis zum frühen Donnerstag Nachmittag, 25. August 2011, kam es auf dem Sennefriedhof in Bielefeld zu Sachbeschädigungen an etwa 30 Gräbern auf dem muslimischen Teil des Friedhofs. Darüber berichten heute, am 27. August 2011, das Westfalen-Blatt und die Neue Westfälische.

Demnach wurden von einer Vielzahl von Gräbern überwiegend Engelsfiguren, aber auch andere Gegenstände wie zum Beispiel Steinherzen und Tonvögel, abgeräumt und an zwei Stellen auf einen Haufen geworfen. Dabei wurden sie teilweise beschädigt.

"Die Tatbegehung könnte auf Meinungsverschiedenheiten unter Muslimen hindeuten", heißt es wörtlich in einer Mitteilung der Polizei Bielefeld vom 21. August 2011. Da die Behörde einen religiös-politischen Hintergrund nicht ausschließt, ermittelt der Polizeiliche Staatsschutz für Ostwestfalen-Lippe gegen Unbekannt.

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Paderborn: Grüße von der Heimatfront - Kaum Interessierte

Heute, am 27. August 2011, haben unter anderem Militär-Reservistenverbände, Landrat Manfred Müller und Bürgermeister Heinz Paus vor dem Rathaus in Paderborn mit "gelben Schleifen als Solidaritätssymbol" als "Zeichen der Verbundenheit" für Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr in Auslandseinsätzen nur wenig Resonanz erzielt. Darüber berichtet aktuell Radio Hochstift.

Oberstleutnant Wolfgang Mann, der nach eigenen Angaben viermal in Afghanistan stationiert war, halluzinierte auf der Mini-Kundgebung: "Wir führen dort keinen Krieg".

Die Paderborner Initiative gegen den Krieg, die pax christi Bistumsstelle Paderborn und das Linke Forum Paderborn hatten sich am 17. August 2011 in einer gemeinsamen Stellungsnahme kritisch zu dieser Solidaritätskundgebung für die Auslands- und Kriegseinsätze der Bundeswehr geäußert. Der Allgemeine Studierendenausschuss der Universität Paderborn forderte am 26. August 2011: "Keine Sonderstellung für Soldatinnen und Soldaten".

Mit dem gelben Band der Sympathie - "Unpolitische" Kriegspropaganda

Die Holzmindener Stiftung "Courage - Die Gerberding-Stiftung" will seit Oktober 2010 mit dem Projekt "Das gelbe Band der Verbundenheit" Aufmerksamkeit und Solidarität und "ihre Verbundenheit zu den Soldaten im Ausland ausdrücken". Die zwei Meter langen und 15 Zentimeter breiten gelben Stoffbahnen können für 3 Euro erworben und beschriftet werden, um den Soldaten "unseren Respekt zu bekunden".

Informationen im Internet: www.initiative-gegen-krieg-paderborn.de

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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Lippische Landes-Zeitung, 27./28.08.2011:
Wort zum Sonntag / Zeichen setzen

Lippische Landes-Zeitung, 27./28.08.2011:
In Wortwahl vergriffen

Lippische Wochenschau Online, 27.08.2011:
Stolpersteine in Lemgo e.V. veröffentlicht neuen Flyer / Steine der Erinnerung

Lippische Landes-Zeitung, 27./28.08.2011:
Schlesier-Frauen klönen

Neue Westfälische 14 - Paderborn (Kreis), 27./28.08.2011:
Kundgebung gegen Abschiebehaft / Büren-Gruppe ruft Dienstag zur Demo auf

Neue Westfälische 03 - Bielefeld Süd, 27./28.08.2011:
30 muslimische Gräber geschändet / Polizei schließt Meinungsverschiedenheiten unter Glaubensbrüdern nicht aus

Neue Westfälische, 27./28.08.2011:
Gräber geschändet

Zeitung für Brackwede, Sennestadt, Senne, Quelle, Ummeln / Westfalen-Blatt, 27./28.08.2011:
Muslimische Gräber in Senne verwüstet / Polizei geht von "Säuberungsaktion" aus

Radio Hochstift, 27.08.2011:
Aktion für Soldaten

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Lippische Landes-Zeitung, 27./28.08.2011:

Wort zum Sonntag / Zeichen setzen

Von Tobias Treseler

Zur Zeit sind 17 Lipper in Litauen in einem Arbeitseinsatz aktiv. Begleitet durch die Lippische Landeskirche und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit helfen sie mit, den jüdischen Friedhof in der 14.000-Einwohner-Stadt Birzai zu pflegen. Von dort kommen erste Nachrichten:

Die örtliche Kirchengemeinde - durch Kirchenpartnerschaft mit Lippe verbunden - und die Stadtverwaltung unterstützen das Vorhaben mit großem Einsatz. Junge Litauer wirken mit, obwohl sie in den Sommerferien sicherlich eine angenehmere Freizeitbeschäftigung finden könnten.

Der riesige Friedhof war verwildert. Nun entfernen einige der Freiwilligen Unkraut und Büsche, die manchmal urwaldartig wuchern; andere sammeln Müll oder reinigen behutsam verschmutzte Grabsteine. Gemeinsam informieren sie sich über die Geschichte jüdischen Lebens in Litauen.

Das jüngste der zahlreichen Gräber stammt aus dem Jahr 1945. Zuvor wurden 2.400 jüdische Frauen, Männer und Kinder in Birzai während der deutschen Besetzung Litauens von Deutschen und Litauern ermordet. Heute existiert keine Jüdische Gemeinde mehr im Ort.

Am Sonntag begeht die evangelische Kirche traditionell den "Israelsonntag". Darin wird des besonderen Verhältnisses zwischen Christen und Juden gedacht: dass wir gleichermaßen Gottes Kinder sind und bleiben, auch wenn wir auf unterschiedliche Weise dazu werden. Was zur Zeit in Birzai geschieht, ist der Versuch von Christen, im Geist dieses Israelsonntags zu handeln: Ein Zeichen für Versöhnung zu setzen - jüdische Menschen, Geschichten, Traditionen dem Vergessen zu entreißen.

Vielleicht zieht das ja größere Kreise, auch hier in Lippe.

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Lippische Landes-Zeitung, 27./28.08.2011:

In Wortwahl vergriffen

"Wünsche aus den USA - John Obermeyer nimmt Anteil am Umbau", LZ vom 22. August

Zu John Obermeyer steht da: "Seine Eltern wurden 1940 bei der Flucht in Luxemburg aufgegriffen." - Aufgegriffen? Gibt der interessierte Leser in einer Internet-Suchmaschine "bei der Flucht aufgreifen" ein, so wird ihm über die Duden-Internetseite angezeigt: "Jemanden auf der Flucht aufgreifen und festnehmen". Bei dem Wort "aufgegriffen" denke ich sofort, da hat jemand etwas Böses gemacht und ist verhaftet, oder jemand, der als Verbrecher nicht selbständig unterwegs sein durfte, ist gefasst worden.

In der Nacht zum 11. November 1938 sind die Büroräume des Haushaltswarengeschäfts von Siegfried und Amalia Obermeyer in der Langen Straße 41 in Bad Salzuflen verwüstet, Stühle, Türen und Fensterscheiben zertrümmert worden. Nach der am 12. November 1938 verkündeten "Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben" ist die 1858 gegründete Haushalts- und Eisenwarenhandlung "S. Obermeyer" zum 1. Januar 1939 "aufgelöst und abgewickelt", das Geschäftshaus Lange Straße 41 zu Gunsten der Stadt Bad Salzuflen arisiert worden.

Wie in dem Buch "Bad Salzuflen, Epochen der Stadtgeschichte" auf den Seiten 362 und 363 in dem Beitrag von Franz Meyer über "Bad Salzuflen unter dem Hakenkreuz" zu lesen ist, war Siegfried Obermeyer nach den Ausschreitungen um den 11. November 1938 im Dezember gezwungen, das Geschäftshaus Lange Straße 41 unter selbst nach den Bedingungen des nationalsozialistischen Unrechtsstaates sehr zweifelhaften Umständen zu verkaufen. Zum Beispiel konnten die Eheleute Obermeyer nicht über den Verkaufserlös des Hauses verfügen, da das Geld auf ein Sperrkonto der Deutschen Bank in Herford überwiesen worden war.

Warum versuchte die Familie Obermeyer aus Deutschland fortzuziehen, zu emigrieren? Die Obermeyers sind mit staatlich unterstützter Gewalt, weil sie deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens waren, dazu gedrängt worden, ihre Existenz aufzugeben und entweder auszuwandern oder zu sterben. Deswegen waren sie "auf der Flucht". Sie suchten Schutz, sie suchten Zuflucht.

Sind die Obermeyers Kriminelle gewesen, die auf der Flucht "aufgegriffen" worden sind? Nein! Ich meine, der Artikelschreiber hat sich in diesem Fall in der Wortwahl vergriffen.

Karlheinz Seiler
Dreimannstraße 10
Detmold

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Lippische Wochenschau Online, 27.08.2011:

Stolpersteine in Lemgo e.V. veröffentlicht neuen Flyer / Steine der Erinnerung

27.08.2011 - 10.56 Uhr

Lemgo (kar). Stolpersteine - dieses Projekt hat sich zu einem der herausragendsten Erinnerungsprojekte der Welt entwickelt. Der Kölner Künstler Gunter Demnig erinnert mit den 10 mal 10 Zentimeter großen mit Messing beschlagenen Betonsteinen an einzelne Opfer des Nationalsozialismus - und das auch in Lemgo. Seit 2009 hat Demnig 44 Stolpersteine in der Alten Hansestadt Lemgo verlegt. Für das zweite Halbjahr des Jahres 2012 sollen noch einmal drei neue Steine verlegt werden.

Der Verein Stolpersteine in Lemgo e.V. hat nun seinen neuen Flyer zum aktuellen Stand des Projektes veröffentlicht. Der Flyer informiert über die Hintergründe des Projekts, Ziele und Aktivitäten des Vereins sowie Verlegestellen mit Kartenansicht der Lemgoer Stolpersteine. "Zukünftig werden auch Stadtführungen mit Frau Kochsiek-Feuerborn in die Planung des Vereins aufgenommen, bei denen die Stolpersteine abgegangen werden und deren Hintergründe erläutert werden", informiert Detlef Höltke, 1. Vorsitzender der Stolpersteine in Lemgo e.V. Die einzelnen Biografien der Opfer mit den dazugehörigen Verlegeorten der Steine werden auch bald auf der Internetseite des Vereins einzusehen sein.

Die Flyer liegen ab sofort unter anderem im Hexenbürgermeisterhaus, Frenkelhaus und in der Geschäftsstelle der Lemgo Marketing aus.

Bildunterschrift: Detlef Höltke, 1. Vorsitzender Stolpersteine in Lemgo e.V. und Gabriele Kugler, 2. Vorsitzende präsentieren vor dem Frenkelhaus die neuen Flyer.

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Lippische Landes-Zeitung, 27./28.08.2011:

Schlesier-Frauen klönen

Lemgo. Die Sommerpause ist vorbei und die Schlesier-Frauen treffen sich wieder am Mittwoch, 31. August, zu einem gemütlichen Beisammensein im Gemeinschaftsraum Süd. Beginn ist um 14.30 Uhr.

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Neue Westfälische 14 - Paderborn (Kreis), 27./28.08.2011:

Kundgebung gegen Abschiebehaft / Büren-Gruppe ruft Dienstag zur Demo auf

Büren. "Solange der Knast in Büren steht, werden wir wiederkommen!" Unter diesem Motto steht die Demonstration gegen die Abschiebehaftanstalt Büren, die am Dienstag, 30. August, ab 19 Uhr vor der Haftanstalt stattfindet.

Zu der Teilnahme rufen die Büren-Gruppe Paderborn und das Referat Antifaschismus des Allgemeinen Studierendenausschusses der Universität Paderborn auf.

Seit 1994 steht im Haarener Wald Deutschlands größte Abschiebehaftanstalt. "Jährlich werden von dort über 2.000 Menschen in die ganze Welt abgeschoben. Oft ist die Zukunft der Abgeschobenen ungewiss, nicht selten werden sie ihren Folterern oder Mördern direkt ausgeliefert oder müssen nach der Abschiebung Hunger und Elend erleiden", erklärte Frank Gockel, Sprecher der Büren-Gruppe Paderborn. Gockel bemängelt ferner, dass es in Büren noch immer die Isolationszellen gibt, in die Gefangene für kleinste Vergehen eingesperrt werden, die nicht ausreichende medizinische Versorgung und das Handyverbot für Abschiebehäftlinge.

Obwohl Politiker um diese Missstände wüssten, so Gockel, hielten sie noch immer an Abschiebungen und Migrationskontrollen "als Akte staatlicher Gewalt" fest.

Die Kundgebung wurde bewusst auf das symbolische Datum des 30. August gelegt, denn am 30. August 1999 starb Rachid Sbaai in der JVA Büren in der Arrestzelle, nachdem er dort sein Bett angezündet hatte.

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Neue Westfälische 03 - Bielefeld Süd, 27./28.08.2011:

30 muslimische Gräber geschändet / Polizei schließt Meinungsverschiedenheiten unter Glaubensbrüdern nicht aus

Von Thomas Kopsieker

Senne. Bislang unbekannte Täter haben auf dem muslimischen Teil des Sennefriedhofs zahlreiche Gräber beschädigt. Die Polizei schließt einen religiös-politischen Hintergrund nicht aus. Deshalb hat die Abteilung Staatsschutz die Ermittlungen übernommen.

Entdeckt wurden die Grabschändungen am Donnerstagnachmittag gegen 14.30 Uhr von einem Friedhofsbesucher. Die Täter hatten von etwa 30 Gräbern Grabschmuck wie Engelsfiguren, Steinherzen oder Tonskulpturen abgeräumt und an zwei Stellen auf einen Haufen geworfen. Dabei wurden einige der Gegenstände beschädigt.

Andere, typisch islamische Symbole wie Minarettsäulen rechts und links der Grabsteine sowie die Grabstätten selbst blieben unberührt. "Das könnte auf Meinungsverschiedenheiten unter Muslimen hindeuten", teilt Polizeisprecherin Sonja Rehmert mit. Es sei bekannt, dass Engelsfiguren und andere figürliche Darstellungen auf Gräbern unter äußerst strenggläubigen Muslimen eher auf Widerspruch stießen. "So ist nicht auszuschließen, dass es sich im vorliegenden Fall um eine Art "Grabsäuberung" handelt", so die Hauptkommissarin.

In der Tat entspreche es nicht der islamischen Kultur, Gräber mit Figuren zu schmücken, erläutert der Sprecher des "Diyanet Türkisch-Islamischen Kulturvereins", Mehmet Sabanci. Nach strenger Auslegung gehöre lediglich ein Stein auf das Grab, auf dem Name und Lebensdaten des Verstorbenen sowie eine Koransure stehen.

Aber viele hier lebende türkische Familien hätten sich mittlerweile hiesigen Gepflogenheiten angepasst und schmückten die Gräber ihrer Verstorbenen liebevoll. Sabanci: "Das muss doch jeder selbst wissen, ich verurteile diese gemeine Tat jedenfalls auf das Schärfste." Die Polizei bittet um Hinweise auf die Täter unter Tel. (0521) 5450.

Bildunterschrift: Traurig: Die unbekannten Täter haben den abgeräumten und teilweise zerstörten Grabschmuck wahrlos aufgetürmt.

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Neue Westfälische, 27./28.08.2011:

Gräber geschändet

Bielefeld (tok). Auf dem muslimischen Teil des Bielefelder Sennefriedhofs sind etwa 30 Grabstätten beschädigt worden. Die bislang unbekannten Täter haben Grabschmuck wie Engel, Herzen und Tonvögel, aber auch Kinderspielzeug abgeräumt und teilweise zerstört. Die Polizei schließt nicht aus, dass die Gräberschändung einen religiös-politischen Hintergrund haben. Es deute einiges auf Meinungsverschiedenheiten unter Muslimen hin. "Unter strenggläubigen Muslimen stoßen figürliche Darstellungen auf Gräbern eher auf Widerspruch", erläuterte Polizeisprecherin Sonja Rehmert. Die Abteilung Staatsschutz der Bielefelder Kripo ermittelt.

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Zeitung für Brackwede, Sennestadt, Senne, Quelle, Ummeln / Westfalen-Blatt, 27./28.08.2011:

Muslimische Gräber in Senne verwüstet / Polizei geht von "Säuberungsaktion" aus

Senne (WB). Muslimische Gräber haben Unbekannte auf dem Sennefriedhof verwüstet.

Die Täter trieben nach Angaben der Polizei zwischen Mittwochmorgen und Donnerstagnachmittag ihr Unwesen auf dem Friedhof. Vor allem Engelsfiguren, aber auch andere Gegenstände wie Steinherzen und Tonvögel wurden von den Gräbern geräumt und an zwei verschiedenen Stellen auf einen Haufen geworfen. Dabei gingen ein Teil der Grabzierde zu Bruch. Andere typisch islamische Symbole wie Minarettsäulen sowie die Grabsteine blieben unbeschädigt. Die Polizei schließt deshalb nicht aus, dass eine Meinungsverschiedenheit unter Muslimen die Ursache für die Sachbeschädigung sein könnte. So gibt es zwar auch im Islam Engel. Nach Angaben des Instituts für Islamfragen es ist aber nicht erlaubt, Steine auf dem Grab aufzurichten oder Schmuckelemente anzubringen. Es könnte sich also um eine "Grabsäuberungsaktion" handeln, schreibt die Polizei.

Die Friedhofsverwaltung bewahrt die von den Gräbern geräumten Gegenstände zunächst auf. Geschädigte können sich bei den Mitarbeitern melden. Die Polizei fahndet nach den Tätern und bittet die Bevölkerung um Hinweise: Telefon 0521 /5450.

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Radio Hochstift, 27.08.2011:

Aktion für Soldaten

Mit einem großen Aktionstag in Paderborn wollen Reservisten-Verbände aus dem Hochstift auf die harten Einsätze deutscher Soldaten aufmerksam machen. Heute sollen ab 10.30 Uhr möglichst viele Menschen vor dem Rathaus Botschaften auf so genannte gelbe "Bänder der Verbundenheit" schreiben.

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