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Arbeitskreis wider die völkischen Schwarmgeister an den Externsteinen , 03.06.2011 :

Pressemitteilung / Arbeitskreis fordert inhaltliche Debatte zum "Forschungskreis Externsteine" ein - Position des Bürgermeisters ambivalent, teilweise "höchst problematisch"

Am 1. Juni 2011 begannen im Rathaus der Stadt Horn-Bad Meinberg die "45. Externstein-Vortragstage" des "Forschungskreis Externsteine e.V.". Die "Tagung" wird bis zum 5. Juni in der Burgscheune in Horn-Bad Meinberg fortgeführt.

Der Bürgermeister der Stadt Horn-Bad Meinberg, Eberhard Block, begrüßte den Verein, der in der Tradition völkisch-rassistischer Denker wie Wilhelm Teudt, Herman Wirth oder Walther Machalett steht, im Rathaus. Die umfangreiche Pressemitteilung mit Informationen des "Arbeitskreis wider die völkischen Schwarmgeister an den Externsteinen" über das extrem rechte Gedankengut innerhalb des Vereins und die Involviertheit von Mitgliedern in die extreme Rechten veranlassten ihn zwar bei der Begrüßung deutliche Worte gegen Rassismus zu sprechen, eine nicht nur schriftliche Distanzierung von der extremen Rechten einzufordern und die Vereinsmitglieder mit den Vorwürfen des Arbeitskreises zu konfrontieren, der Forderung nach sofortiger Einstellung jeglicher Unterstützung des "Forschungskreises Externsteine" durch die Stadt Horn-Bad Meinberg folgte er jedoch nicht.

Kein Vorbild - "Ur-Europa"

Bürgermeister Blok wies das Anliegen des Arbeitskreises sogar in öffentlichen Erklärungen zurück. Dabei berief er sich darauf, dass beim Verfassungsschutz keine Informationen über den "Forschungskreis Externsteine" vorliegen würden. Auch über den Verein "Ur-Europa" lagen diesem jedoch keine Erkenntnisse vor. "Ur-Europa" war in den letzten Monaten in die Schlagzeilen geraten, weil der Ehrenvorsitzende des Vereins, Paul Rohkst, im März 2011 sein Interesse an der städtischen Immobilie "Geisesches Haus" in der Burgstraße in Horn-Bad Meinberg bekundet hatte.

"Ur-Europa" wolle laut Rohkst in den zum Verkauf stehenden Gebäude eine "Ausstellung mit Darstellungen der europäischen Kulturgeschichte" unterbringen. Die Stadt Horn-Bad Meinberg lehnte den Verkauf der Immobilie an "Ur-Europa" konsequent ab und positionierte sich öffentlich: "Wir haben im Internet Hinweise gefunden, die den Verdacht nahe legen, dass diese Organisation rassistisch, faschistisch und antisemitisch ist. Wir verkaufen das Gebäude jedoch nur an jemanden, der uns eine seriöse Nutzung vorlegt", so Bürgermeister Eberhard Block am 15. April 2011.

Ideologische Hauptperson von "Ur-Europa" ist Herman Wirth, ein "Germanenkundler", welcher ab den 20er Jahren Theorien entwickelte, nach denen der nordische Mensch der eigentliche Schöpfer der Kultur und somit der wertvollere sei. Herman Wirth gründete zusammen mit dem Reichsführer SS Heinrich Himmler die "Forschungsgemeinschaft deutsches Ahnenerbe". Der Verein "Ur-Europa" geht zurück auf die 1957 wieder gegründete "Herman-Wirth-Gesellschaft" und bezieht sich schon in seinem Namen auf dessen Versuche, an Hand von Felsritzungen eine "ur-europäische" - arische - Rasse nachzuweisen.

Sowohl zwischen der ideologischen Ausrichtung, als auch zwischen den Akteuren von "Ur-Europa" und dem "Forschungskreis Externsteine" bestehen, wie in der ersten Presseerklärung des Arbeitskreises wider die völkischen Schwarmgeister an den Externsteinen belegt, deutliche Überschneidungen. Bürgermeister Block sieht jedoch "deutliche Unterschiede zum Verein Ur-Europa": Im "Forschungskreis Externsteine" arbeiten, so der Bürgermeister, "Horn-Bad Meinberger Persönlichkeiten mit, die über jeden Zweifel erhaben sind".

Mit zweierlei Maß

Wie sich der Bürgermeister diese Überschneidungen der beiden Vereine "Ur-Europa" und "Forschungskreis Externsteine" erklärt, gibt er nicht bekannt. Das Stadtoberhaupt kann nicht mit zweierlei Maß messen, dieses Vorgehen ist höchst problematisch: Extrem rechtes Denken und Handeln ein und derselben Personen ändern sich nicht durch die Zugehörigkeit dieser in mehreren Vereinen. Ist Herrn Block zudem nicht bekannt, dass schon vor Jahren Mitglieder des "Forschungskreises Externsteine" den Verein ausdrücklich gerade wegen dessen extrem rechten Ausrichtung verlassen haben?.

Nicht alle über einen Kamm

Um Missverständnissen vorzubeugen: Es ist nicht davon auszugehen, dass alle Aktivistinnen und Aktivisten und schon gar nicht alle Gäste des "Forschungskreises Externsteine" der extremen Rechten zuzuordnen sind und völkisches oder rassistisches Gedankengut vertreten. Eine Gesamtschau des Vereinswirkens lässt aber zweifelsfrei keinen anderen Schluss zu, als dass hier eine extrem rechte Ideologie unterfüttert wird. Das Persönlichkeiten, die laut Herrn Block "über jeden Zweifel erhaben sind", dem "Forschungskreis Externsteine", einschließlich seines aktuellen Vorsitzenden, einen demokratischen Persilschein ausstellen, wirft jedoch Fragen auf: Waren sie unwissend, wie verhalten diese sich nachdem umfangreiche Belege über den extrem rechten Charakter des Vereins veröffentlicht wurden?

Kein Anlass zur Skepsis?

Der Forschungskreis tage seit über 40 Jahren in Horn-Bad Meinberg, so der Bürgermeister in einer weiteren Ausführung - dabei hätten sich "bislang jedoch keine Anhaltspunkte ergeben, die Anlass zur Skepsis geben" würden. Sollte die aktive Teilnahme von Herman Wirth, der mit dem Reichsführer SS Heinrich Himmler die "Forschungsgemeinschaft deutsches Ahnenerbe" gegründet hatte und bei einer "Externstein-Tagung" des "Arbeits- und Forschungskreis Walther Machalett für Vor- und Frühgeschichte", verbunden mit der Kommentierung "wohl eine(r) der spannendsten Führungen an den Externsteinen" dem Bürgermeister verborgen geblieben sein?

Auch die Forschungsliteratur zum Thema "Schwarmgeister an den Externsteinen", die seit Jahren vorliegt und in der der "Forschungskreis Externsteine" beziehungsweise der "Arbeits- und Forschungskreis Walther Machalett" umfänglich benannt und analysiert wird, nimmt Herr Block nicht zur Kenntnis. Für den Bürgermeister einer seit Jahrzehnten mit dem Thema Externsteine befassten Gemeinde eine fast fahrlässige Haltung.

Arbeitskreis fordert inhaltliche Debatte

Die Stadt Horn-Bad Meinberg, vertreten durch ihren Bürgermeister, ist bisher jeglicher politischen Debatte über die vom "Forschungskreis Externsteine" veröffentlichten Inhalte ausgewichen. Diese gilt es jedoch zu führen.

Der "Arbeitskreis wider die völkischen Schwarmgeister an den Externsteinen" fordert weiterhin:

- die sofortige Einstellung jeglicher Unterstützung des "Forschungskreises Externsteine" durch die Stadt Horn-Bad Meinberg - einschließlich der symbolischen Unterstützung, die durch ein Interaktionsverhältnis mit dem Verein entsteht,

sowie

- die sofortige Entziehung der Gemeinnützigkeit durch das zuständige Finanzamt.

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Pressemitteilung / Arbeitskreis wider die völkischen Schwarmgeister an den Externsteinen, 30.05.2011:

Seminar am "Heiligtum" der "weißen Rasse" - die "Externstein-Vortragstage" des "Forschungskreises Externsteine e.V."

Vom 1. bis 5. Juni 2011 will der "Forschungskreis Externsteine e.V." in dem nahe der Stadt Detmold und dem Naturdenkmal Externsteine gelegenen Ort Horn-Bad Meinberg seine "45. Externstein-Vortragstage" durchführen. Der Verein steht in der Tradition völkisch-rassistischer Denker wie Wilhelm Teudt, Herman Wirth oder Walther Machalett. Teudt und Wirth waren im Nationalsozialismus federführend an der Herausbildung einer explizit völkischen Geschichtsschreibung beteiligt. Ihre Lehren verkündeten die Vorstellung von einer hochstehenden "germanisch-nordischen" - oder wahlweise "arischen" - "Rasse". Als einen oder gar als den zentralen Ort des religiösen Kultes dieser "Rasse" betrachteten sie die Externsteine. (1)

Das Vortragsprogramm und die vom Verein publizierten Schriften der letzten Jahre wirken oftmals harmlos oder esoterisch verstiegen. Bei genauerem Hinsehen offenbart sich jedoch ein extrem rechter Hintergrund. Laut Programm wird die Tagung, die in der Burgscheune stattfindet, zudem noch durch den Bürgermeister der Stadt im Rathaus eröffnet. So viel offizielle Anerkennung rechtfertigt einen genaueren Blick auf den Verein und sein Wirken.

Der Verein

Der 2007 in "Forschungskreis Externsteine e.V." umbenannte Verein "Arbeits- und Forschungskreis Walther Machalett für die Vor- und Frühgeschichte" (AFWM) wurde ursprünglich 1995 gegründet. Er entstand im Kontext der schon seit 1966 jährlich stattfindenden Tagungen des "Arbeits- und Forschungskreises Walther Machalett für die Vor- und Frühgeschichte der Externsteine im Teutoburger Wald", der sich vermutlich seit seiner Gründung in Horn-Bad Meinberg traf. (2)

In der Vereinssatzung des AFWM heißt es: "Der Verein verfolgt den Zweck, Wissenschaft und Forschung zur Vor- und Frühgeschichte fachübergreifend und ganzheitlich zu fördern und insbesondere die geschichtliche Bedeutung der Externsteine und ihres Umfeldes darzustellen." (3)

Auch wenn hier der Begriff "ganzheitlich" im wissenschaftlichen Kontext nachdenklich stimmen sollte, so ist ein extrem rechter Hintergrund in diesen Worten nicht zu erkennen. Erst ein Blick auf die in den Vereinsvorstand gewählten Personen und die Funktionäre der Vereinsgründung offenbart bei einigen von ihnen Aktivitäten in diesem Bereich.

So war der Wahlleiter der Gründungsversammlung Walter Drees auch Ehrenmitglied der zum Neonazismus gehörenden extrem rassistischen "Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung". (4) Darüber hinaus war Drees seit 1993 Referent bei der "Hetendorfer Tagungswoche" (5), einer Veranstaltungsreihe in dem neonazistischen Schulungszentrum Hetendorf bei Celle. Diese wurden 1998 verboten. In der nachfolgenden gerichtlichen Auseinandersetzung stellte das Bundesverwaltungsgericht fest: "Während der Hetendorfer Tagungswochen der Heideheim-Vereine wurden rassistische Auffassungen vertreten und die Vernichtung der Juden im 3. Reich geleugnet und verharmlost". .(6) Der neonazistische Charakter der Tagungen war offenkundig.

Auch der in den Vorstand des AFWM gewählte Wolfgang Fachmann war mehrfacher Referent dieser "Hetendorfer Tagungswoche". (7) 1995 und 1996 referierte er dort, 1997 war er als Referent vorgesehen, die Tagung wurde jedoch verboten. Der Verfassungsschutz Niedersachsen berichtete 1997: "In seiner im Rahmen der 6. Hetendorfer Tagungswoche 1996 verkauften Broschüre "Jahrgang 1929" preist FACHMANN den Nationalsozialismus und verharmlost die nationalsozialistischen Gewaltverbrechen." (8)

Ein weiteres Mitglied des Gründungsvorstands des AFWM war Dr. Gert Meier. Dieser publizierte in der im Grabert-Verlag, einem "der größten organisationsunabhängigen rechtsextremistischen Verlage in Deutschland" (9), erscheinenden Zeitschrift "Deutschland in Geschichte und Gegenwart" (10), ein Autor mit diesem Namen zudem in einem Tagungsband der extrem rechten "Gesellschaft für freie Publizistik". (11) Diese ist nach Einschätzung des Bundesamtes für Verfassungsschutz die größte rechtsextreme Kulturvereinigung in Deutschland.

Der extrem rechte Hintergrund eines Teils der Aktivisten des AFWM lässt aufhorchen. Dass dies kein Zufall ist, zeigt ein Blick auf die Ideengeber des Vereins und in die Dokumentation der Jahrestagungen des Vereins mit dem Titel "Rückschau".

Seine "Väter" und Ideengeber

Namensgeber und ideologisch prägender Denker des Arbeitskreises ist Walter Machalett. Dieser behauptet in Band 5 seines Hauptwerks "Die EXTERNSTEINE - Das Zentrum des Abendlandes - Die Geschichte der weißen Rasse" (12), das er 1970 veröffentlichte: "Das Abendland bildet seit den ältesten Zeiten ein geschlossenes Wohn- und Siedlungsgebiet der weißen Rasse. ( ... ) Diese weiße Rasse besaß seit eh und je in allen ihren Siedlungsräumen unzweifelhaft eine gemeinsame, einheitliche, biologische Entwicklung." (13) Machalett ergänzt dieses um die Punkte "Ursprache", "Geschichte", "Kultur" und "Kulturpraxis" (14) - alles selbstverständlich "einheitlich" und "abendländisch".

Die Externsteine sind für Machalett eine Pyramide von Weltrang und Beweis für die "hochstehende Kultur der weißen Rasse". Über seine Lehre schrieben die Journalisten Klaus Bellmund und Kaarel Siniveer: "Mit so genannten "Machalettschen Linien" führt der Forscher seinen reichlich simplen Beweis. Er zeichnet eine Gerade von der Cheopspyramide in Ägypten hinauf in die Nordsee zum angeblichen Atlantis. Dann eine Gerade von einer Kultstätte westlich von Nordafrika (Salvages) zu einer solchen Stätte im schwedischen Uppsala. Das Ergebnis: Die beiden Geraden haben ihren Schnittpunkt bei den Externsteinen. Was zu beweisen war." (15)

So wirr und phantastisch die Ausführungen Machaletts sind, so sind diese doch nicht genuin neu: "Ich bin der Überzeugung, daß Teudt mit seinen Schlüssen auf dem richtigen Weg ist" schreibt er. Tatsächlich war Wilhelm Teudt in einigen Punkten Vordenker für Machalett.

Der Germanen-"Forscher" Wilhelm Teudt

Wilhelm Teudt sah sich selbst als Nationalsozialisten "bis auf die Knochen". Zentraler Gegenstand seiner "Forschungen" waren die angeblich vorgeschichtlichen Kultorte in Lippe, vor allem die Externsteine. Hier kam er mit den Interessen Himmlers erst in Berührung und dann in Konflikt, als Himmler die Rechte an den Externsteinen der SS-eigenen "Gesellschaft zur Förderung und Pflege deutscher Kulturdenkmäler" übertrug und mit ihrer Erforschung das SS-"Ahnenerbe" beauftragte. Teudt, der anfangs mit dem "Ahnenerbe" zusammengearbeitet hatte - dieses unterhielt unter anderem eine "Pflegstätte für Germanenkunde" im Detmolder Neuen Palais - wurde bald wegen seiner Führungsansprüche ausgeschlossen. Die Zurückweisung durch Himmler machte Teudt allerdings weder zum Gegner von SS oder NSDAP noch verringerte sie sein Ansehen in lippischen NS-Kreisen.

Teudt versammelte seine Anhänger zunächst in der 1928 gegründeten "Vereinigung der Freunde germanischer Vorgeschichte", aus der er jedoch nach ihrer Angliederung an das SS-"Ahnenerbe" austrat. 1938 gründete er die "Osningmark-Gesellschaft", die nach seinem Tod 1942 in "Wilhelm-Teudt-Gesellschaft" umbenannt und von dem Detmolder Amtsgerichtsrat Mische weitergeführt wurde.

Wilhelm Teudts Weltanschauung entstammte der völkisch-rassistischen, religiös aber auch politischen Bewegung, um die er sich so verdient machte, dass er zu seinem 75. Geburtstag von Hitler mit einem Professorentitel "geadelt" wurde, dem allerdings keinerlei wissenschaftliche Ausarbeitung entsprach. (16)

Völkisch II - Herman Wirth

Auch die Überzeugungen des völkischen "Forschers" Herman Wirth spielen im AFWM eine Rolle.

Dieser war Mitbegründer des SS-"Ahnenerbes" und neben Teudt einer der wichtigsten germanophilen Laienforscher. (17) Wirth glaubte an ein Wiedererwachen der nordischen Rasse, welches er durch "Rassenvermischung" bedroht sah.

Wirth war selbst im AFWM tätig. Ein späterer Bericht zur 7. Tagung des Vereins erwähnt die Anwesenheit des "legendär(n) Ursymbolforscher(s) Herman Wirth, der den Tagungsteilnehmern neben seinem Vortrag wohl eine der spannendsten Führungen an den Externsteinen ermöglichte, die sie jemals erlebt haben dürften." (18)

Rückschau

Ein Blick in die "Rückschau", die jährliche Tagungsdokumentation des Vereins, zeigt, dass ein erheblicher Teil der Beiträge der Ideenwelt dieser und weiterer extrem rechter Vordenker entlehnt ist.

So ist gleich der erste Beitrag in der ersten, 1985 erschienen "Rückschau" - ein Beitrag mit dem Titel "Uraltes Weistum unserer Vorfahren in Torbögen lippischer und ostwestfälischer Fachwerkbögen" - eine genuin völkische Brauchtumsinterpretation, die in der Tradition von Philipp Stauff steht. (19)

Andere Beiträge stammen von Elisabeth Neumann-Gundrum (20) oder rekurieren auf deren Gedankengut.

Überschneidungen bei den Autorinnen und Autoren finden sich zum Beispiel zur extrem rechten Zeitschrift "Deutschland in Geschichte und Gegenwart" und zum Jahresbericht des in der Tradition von Herman Wirth stehenden Vereins "Ur-Europa e.V." (21) Als Referentinnen und Referenten waren die Autorinnen und Autoren bei der "Artgemeinschaft", dem "Collegium Humanum" (22) oder der "Gesellschaft für freie Publizistik" (23) aktiv.

"Neue Externsteinforschung"

Aus den Reihen des Vereins wird kolportiert, dass es 2007, parallel zur Umbenennung in "Forschungskreis Externsteine e.V.", (24) zu einer Trennung von Personen mit rechtem Hintergrund gekommen sei. Zudem suggeriert der derzeit verwendete Begriff "Neue Externsteinforschung", dass auch inhaltlich eine Veränderung stattgefunden habe.

Jedoch verlautbart der Verein auf seiner Website ausdrücklich: "Die Neue Externsteinforschung knüpft an die Erkenntnisse von Wilhelm Teudt an, insbesondere an seine "Germanische Heiligtümer"". (25) Der Ehrenvorsitzende Dr. Gert Meier schreibt mit Bezug auf die "Neue Externsteinforschung", "seit Wilhelm Teudt, Walter Machalett, Elisabeth Neumann-Gundrum und weniger anderer" sei nur "Murks fabriziert" worden. Es geht also explizit um eine Rückbesinnung auf diese völkischen Ideologen.

Solche Kontinuitäten auf ideologischer und sogar auf personaler Ebene werden auch in dem Beitrag von Renate Freifrau von Lamezam in der "Rückschau" 2010 deutlich, die dort in ihrem Artikel "Die Große Mutter als erste Schöpfungsoffenbarung und ihr Niederschlag an den Externsteinen" schreibt, Herman Wirth habe sie 1973 nach Schweden geschickt, "um mich dort mit der Symbolik der Felsbildkunst vertraut zu machen. ( … ) Und letztlich war ich in der Grotte des Felsens 1 der Externsteine tätig." (26)

Neuer Vorstand - Neuanfang?

2010 schieden Dr. Gert Meier und der Wilhelm Teudt-Enkel Jürgen Mische aus dem Vorstand aus. Neuer Vorsitzender wurde der Berliner Matthias Wenger. (27)

Wenger ist jedoch ebenfalls kein Unbekannter: Schon 1980 gründete er mit dem Nazi-Rocker Arnulf Priem den "Asgard-Bund e.V." und wurde dessen erster Vorsitzender. Später war er bei dem rassistisch-germanophilen "Armanen-Orden" aktiv. 1985 war er an der rechten Unterwanderung der Westberliner "Alternativen Liste", dem Landesverband der Berliner Grünen, beteiligt. Wenger distanziert sich mittlerweile vom Faschismus, es gibt jedoch Hinweise, die diese Distanzierung unglaubwürdig erscheinen lassen. Insbesondere die von Wenger verfassten Texte stellen sich in die Tradition von völkischen Ideologen wie Herman Wirth (28) oder Elisabeth Neumann-Gundrum. (29)

So scheint immer noch zu gelten, was den Unterwanderern des Grünen Landesverbandes damals als "Genaue Verhaltensmaßregeln" mit auf den Weg gegeben wurde: " ... Alles was geht ableugnen, herunterspielen, verharmlosen. Nichts zugeben, was nicht eindeutig durch polizeiliche oder gerichtliche Untersuchungen nachgewiesen und zum Prozeßabschluß - Verurteilung - kam ( ... )" und betonen, "man lehne NS-Ideologien streng ab." (30)

Im Anhang des Vortragsprogramm zur diesjährigen Tagung ist, von Wenger unterzeichnet, zu lesen: "Der Forschungskreis Externsteine e.V. kämpft nachdrücklich gegen den Missbrauch der Vorgeschichtsforschung durch rechtsextremes Denken. Dabei reflektieren wir auch die Beeinflussung, denen Archäologie und Volkskunde in der NS-Zeit ausgesetzt waren. Die Externsteine wie auch viele andere heilige Stätten in ganz Europa und überall auf der Welt sind Ausdruck eines weltweiten spirituellen Erbes. Wir werden die Geschichte der ideologischen Verfälschung der alteuropäischen Überlieferung durch den Rechtsextremismus auf unseren Tagungen aufarbeiten." (31)

Angesichts der auch von Wenger vertretenen Inhalte wirken diese Sätze wie ein Versuch, sich gegen Kritik zu immunisieren.

Offizielle Weihen und Unterstützung

Am Mittwoch, dem 1. Juni 2011, soll die Tagung des "Forschungskreises Externsteine e.V." im Rathaus von Horn-Bad Meinberg eröffnet werden. Dort soll eine Foto-Ausstellung des Vereinsmitglieds Wolfgang Liebig mit "Expressionen von den Externsteinen" gezeigt werden; der Bürgermeister Eberhard Block (SPD) ist mit einem Grußwort angekündigt. (32)

Distanzierten sich Vertreter der Stadt vor einigen Wochen noch öffentlich und eindeutig vom Versuch des Vereins "Ur-Europa e.V.", eine städtische Immobilie zu erwerben, so findet hier eine Hofierung statt. "Alle Anmeldungen für die Unterkunft bitten wir schriftlich zu richten an das Stadtmarketing Horn-Bad Meinberg GmbH", (33) heißt es auf der Website des Vereins. Hier bedient sich der Verein einer Firma, die der Stadt Horn-Bad Meinberg sehr nahe steht. Diese stellt zum Zecke der Tourismusförderung dem Verein ihre Dienste zur Verfügung.

Darüber hinaus behauptet der Verein auf seiner Website, er sei nicht nur "überparteilich" und "weltanschaulich neutral", sondern auch gemeinnützig. (34) Dies bedeutet, dass an den Verein gerichtete Spenden steuerabzugsfähig sind, der Verein also von Steuerzahlenden unterstützt wird.

Nicht alle über einen Kamm

Es ist nicht davon auszugehen, dass alle Aktivistinnen und Aktivisten und schon gar nicht alle Gäste des "Forschungskreises Externsteine e.V." der extremen Rechten zuzuordnen sind und völkisches oder rassistisches Gedankengut vertreten. Eine Gesamtschau des Vereinswirkens lässt aber keinen anderen Schluss zu, als dass hier eine extrem rechte Ideologie unterfüttert wird.

Wir fordern daher:

- die sofortige Einstellung jeglicher Unterstützung des "Forschungskreises Externsteine e.V." durch die Stadt Horn-Bad Meinberg - einschließlich der symbolischen Unterstützung, die durch ein Interaktionsverhältnis mit dem Verein entsteht,

sowie

- die sofortige Entziehung der Gemeinnützigkeit durch das zuständige Finanzamt.

Selbstdarstellung:

Der "Arbeitskreis wider die völkischen Schwarmgeister an den Externsteinen" ist ein Zusammenschluss interessierter Personen, der sich anlässlich der aktuellen Vorgänge im Bereich der Externsteine zusammen fand und umfangreiche Materialien zum Thema ausgewertet hat.

Kontakt über: info@hiergeblieben.de

Quellen:

(1) Zur Bedeutung der Externsteine für die völkische Religiosität vergleiche: Halle, Uta: "Treibereien wie in der NS-Zeit" - Kontinuitäten des Externstein-Mythos nach 1945. In: Puschner, Uwe / Großmann, G. Ulrich (Hg.): Völkisch und National. Zur Aktualität alter Denkmuster im 21. Jahrhundert. Darmstadt 2009, S. 195.

(2) Rückschau (1985), S. 1 u 52.

(3) Satzung des "Forschungskreises Externstein e.V.", Vereinsregister Lemgo VR 61181 vom 04.05.2011.

(4) Blick nach Rechts, Nr. 1 (1997) vom 08.01.1997, S. 3.

(5) "Programm der 5. Hetendorfer Tagungswoche vom 17.6 bis 25.6.95".

(6) www.welt.de/print-welt/article509810/OVG_bestaetigt_Verbot_rechter_Vereine_in_Hetendorf.html (eingesehen am 30.05.2011).

(7) Protokoll der Gründungsversammlung des künftigen Vereines "Arbeits- und Forschungskreis Walther Machalett für Vor- und Frühgeschichte", S. 2.

(8) Verfassungsschutzbericht 1997 Niedersachsen, o.O., o.J., S. 53.

(9) www.verfassungsschutz-bw.de/index.php?option=com_content&view=article&id=56&Itemid=94 (eingesehen am 30.05.2011).

(10) Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin, 1996, S. 411.

(11) Meier, Gert: Das Ende der DM - eine Torheit der Regierenden? In: Kongress-Protokoll 1996, Deutschland im Europa freier Völker, 7. Gesamtdeutscher Kongreß, Gesellschaft für Freie Publizistik e. V, Oberboihingen, 1996, S 11.

(12) Walther Machalett, Walther: Die EXTERNSTEINE - Das Zentrum des Abendlandes. Die Geschichte der weißen Rasse. Band 2. Externsteine, Hallonen, 1970.

(13) Ebd., S. 9.

(14) Ebd.

(15) Bellmund, Klaus / Siniveer, Kaarel: Kulte, Führer, Lichtgestalten. Esoterik als Mittel rechtsradikaler Propaganda, München, 1997, S. 140.

(16) Vgl. Hartmann, Jürgen: Vom "völkischen Vorkämpfer" zum Nationalsozialisten "bis auf die Knochen". Der politische Werdegang des "Germanenkundlers" Wilhelm Teudt. In: Rosenland, Zeitschrift für lippische Geschichte 11 (2010), S. 23 - 36.

(17) Vgl. Wiwjorra, Ingo: Herman Wirth. Ein gescheiterter Ideologe zwischen "Ahnenerbe" und Atlantis. In: Barbara Danckwortt (Hg.): Historische Rassismusforschung. Ideologen, Täter, Opfer, Hamburg 1995.

(18) Fachmann, Wolfgang: Die Geschichte des Arbeitskreises in Bildern und Geschichten. In: Rückschau (2005 / 2006), S. 4f.

(19) Vgl. Grossmann, G. Ulrich: Völkisch und national - Der "Beitrag" der Hausforschung. Wiederaufleben der Runenkunde des SS-Ahnenerbes. In: Puschner, Uwe / Großmann, G. Ulrich (Hg.): Völkisch und National. Zur Aktualität alter Denkmuster im 21. Jahrhundert. Darmstadt 2009, S. 31.

(20) Neumann-Gundrum, Elisabeth: Urbilder / Urworte aus dem eigenen ältesten Testament der europäischen Menschheitsgruppe. In: Rückschau (1985), S. 7.

(21) Meier, Gert: Wer sind eigentlich die Vierzehn Heiligen? In: Ur-Europa Jahrbuch 2000, S. 103; Wenger, Matthias: Buchbesprechungen, In: Ur-Europa Jahrbuch (2003), S. 127 und Ur-Europa Jahrbuch (2004), S.123.

(22) Zum Beispiel Seminar im "Collegium Humanum" vom 08.07. bis 10.07.1983 "Gehalt und Kern deutscher Sagen", mit Dr. Heinz Ritter, Schaumburg.

(23) Zum Beispiel Elke Moll - Autorin und Referentin der "Gesellschaft für freie Publizistik" 1997 und Autorin im Ur-Europa Jahrbuch 2008.

(24) Vereinsregisterauszug des Vereinsregister Lemgo VR 61181 vom 17.05.2011.

(25) www.forschungskreis-externsteine.de/Veroeffentlichungen-NeueExternsteinForschung.html (eingesehen am 30.05.2011).

(26) Freifrau von Lamezan, Renate: Die Große Mutter als erste Schöpfungsoffenbarung und ihr Niederschlag an den Externsteinen. In: Rückschau (2010/2011), S. 44 - 59.

(27) Vereinsregisterauszug des Vereinsregister Lemgo VR 61181 vom 17.05.2011.

(28) Vgl. Wenger, Matthias: Das Symbolverständnis Herman Wirths. In Rückschau (2003) S.34 - 37.

(29) Wenger, Matthias: Prähistorische Monumentalfelskunst am Beispiel der Externsteine. In Rückschau (2008/2009) S.46 - 52.

(30) Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin, 1996, S. 721.

(31) Vortragsprogramm2011. PDF unter www.forschungskreis-externsteine.de/Vortragsprogramm2011.pdf (eingesehen am 30.05.2011).

(32) Ebd.

(33) www.forschungskreis-externsteine.de/Veranstaltungen.html (eingesehen am 30.05.2011).

(34) www.forschungskreis-externsteine.de (eingesehen am 30.05.2011).


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