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Herforder Kreisanzeiger / Neue Westfälische , 12.01.2007 :

So schnell bekamen zwei Roma jetzt ihr Bleiberecht / Beslim Banoviq und Fidan Toplica erhielten die Aufenthaltserlaubnis nach der neuen Regelung

Von Ralf Bittner

Herford. Mitte November einigten sich die Innenminister auf Regeln, nach denen in Deutschland lebende aber langjährig nur geduldete Menschen eine Aufenthaltserlaubnis bekommen können. Ende Dezember veröffentlichte Nordrhein-Westfalen die Ausführungsverordnungen. Jetzt überreichten Bürgermeister Bruno Wollbrink und sein Ordnungsamtsleiter Lothar Sobek die ersten Dokumente an Beslim Banoviq und Fidan Toplica.

Die beiden Roma flohen als Kleinkinder mit ihren Eltern vor dem Bürgerkrieg aus dem Kosovo nach Deutschland. Der heute 26-jährige Banoviq kam 1987, der 24 Jahre alte Toplica 1990. Beide besuchten Kindergarten und Schule in Herford und arbeiten seit dem 24. Oktober 2000 im Oberflächenveredelungs-Betrieb Jürgen Bode. Da mehrere Asylverfahren erfolglos verliefen, lebten beide seit Jahren nur geduldet in Herford. Da für Menschen mit Duldung die Abschiebung nur ausgesetzt ist, mussten sie immer damit rechnen, doch noch abgeschoben zu werden. Eine Ausbildung war unmöglich, die Unsicherheit der möglichen Aufenthaltsdauer erschwerte die Aufnahme einer Arbeit.

Die beiden Roma kamen über den Verein Maßarbeit zu ihrer Anstellung bei Bode. Doch trotz Fürsprache des Inhabers beim Ausländeramt war es bisher unmöglich, den beiden einen längerfristigen Aufenthaltstitel zuzusprechen. Dabei sei auch vor Inkrafttreten der neuen Regelung erkennbar gewesen, dass die beiden bestens in die deutsche Gesellschaft integriert seien und die drohende Abschiebung in ein Land, das sie nicht kennen, eine unmenschliche Entscheidung gewesen wäre.

Wollbrink gratulierte den jungen Männern zu dem neuen Aufenthaltstitel, der als fälschungssicherer Aufkleber in ihren Pässen dokumentiert ist. "Die neue Regelung ist ein längst überfälliger Schritt zu mehr Gerechtigkeit", sagte der Bürgermeister. "Ich freue über die Regelung und vor allem, dass es so schnell positive Fälle gibt."

Die Aufenthaltserlaubnis gilt in der Regel zwei Jahre und bedeutet neben einer größeren Sicherheit auch mehr Bewegungsfreiheit. Vorher durften Banoviq und Toplica das Bundesland nicht verlassen, jetzt können sie sich im Bereich der Schengen-Staaten frei bewegen.

Auf 209 Personen schätzt Sobek den Kreis der Menschen, für die die Regelung in Frage kommen könnte. Diese müssen bis zum 18. Mai ihre Anträge stellen und haben dann bis zum 30. September Zeit, die geforderten Kriterien zu erfüllen. Bisher liegen der Stadt drei Anträge vor.

Wie viele Menschen nach der neuen Reglung eine Aufenthaltserlaubnis erhalten, ist für die Behörde nur schwer abzuschätzen. "Größtes Hindernis dürfte wohl die Forderung nach einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz sein, der den Lebensunterhalt ohne staatliche Hilfen sichert", sagte Sobek.

Bildunterschrift: Schnelle Bearbeitung: Ordnungsamtsleiter Lothar Sobek, Heiko Gau, Fidan Toplica, Michael Cremer , Beslim Banoviq und Bruno Wollbrink auf dem Rathausflur. Bürgermeister und Ausländeramtsmitarbeiter freuen sich mit den Roma über die Aufenthaltserlaubnis.


lok-red.herford@neue-westfaelische.de

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