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Lippe aktuell , 22.03.1997 :

Erklärung des Rates zum Überfall / Wir verurteilen diese "schändliche Tat"

Detmold (jsp). Einstimmig verabschiedete der Detmolder Rat in seiner jüngsten Sitzung eine Erklärung, die den Übergriff von neun Bundeswehrsoldaten auf vier ausländische Jugendliche scharf verurteilt. Bürgermeister Friedrich Brakemeier (SPD) verlas die Erklärung zu Beginn der Sitzung in der Stadthalle.

"Betroffen und fassungslos" hätten die Ratsmitglieder die Nachricht der "ausländerfeindlich motivierten Übergriffe von Bundeswehrsoldaten" zur Kenntnis genommen, heißt es in der Erklärung. "Wir verurteilen diese schändliche Tat auf das Schärfste und hoffen, dass sich ein derartiger und von Menschenverachtung geprägter Vorfall in unserer Stadt nicht wiederholt", sagte Brakemeier. Den mißhandelten und verletzten Jugendlichen wünschte der Rat, "dass ihre körperlichen und seelischen Verletzungen keine allzu tiefe Narben hinterlassen" werden. Gleichzeitig appellierte der Rat an die in Detmold lebenden 5300 ausländischen Mitbürger, nicht das Vertrauen in die "ausländerfreundliche Stadt" zu verlieren.

Dass der Überfall am Montag abend in Detmold verübt wurde, zeige, so die Erklärung, "dass Ausländerfeindlichkeit überall auftreten kann und ein gesamtgesellschaftliches Problem ist". Dem müsse auch in Detmold entschieden entgegen getreten werden, so Brakemeier weiter. Nicht nachlassen dürften daher alle bei ihrem Bemühen "für ein friedliches und humanes Miteinander aller Menschenunterschiedlicher Nationalitäten und Herkunft" in der Stadt.

Neben Bürgermeister Brakemeier unterzeichneten Friedel Uthe (SPD), Jürgen von Olberg (CDU), Michael Brieden-Segler (Bündnisgrüne) und Hans Brandt (FWG) die Erklärung. Friedhelm Böger (Bündnisgrüne) machte in der Sitzung auf die Demonstration gegen Ausländerfeindlichkeit in der Detmolder Innenstadt aufmerksam, die am Samstag, 22. März, um 11 Uhr beginnen wird.

Kurz nach 21 Uhr kam es am vergangenen Montag in der Detmolder Innenstadt zu mehreren tätlichen Angriffen von neun Bundeswehrsoldaten auf vier ausländische Jugendliche. Die Augustdorfer Soldaten waren zum Teil uniformiert und maskiert sowie mit Baseballschlägern und Klappmessern bewaffnet. Gegen die Wehrpflichtigen wurde Strafanzeige wegen schweren Landfriedensbruchs, Körperverletzung und Volksverhetzung erstattet. Der Vorfall in Detmold machte international Schlagzeilen.


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