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Schaumburger Zeitung , 26.11.2001 :

"Antifa" demonstriert friedlich / Platzverweise für Rechtsradikale

Über 80 Sympathisanten der "Antifa" demonstrierten am Samstag in Rinteln friedlich gegen Rechtsradikalismus. Ein massives Polizeiaufgebot begleitete den Demonstrationszug zum Marktplatz. Das Verbot des Neonazi-Aufmarsches setzte die Polizei mit zwölf Platzverweisen gegen Rechtsradikale durch.

Bereits in den frühen Morgenstunden hatte die Polizei die Stadt regelrecht abgeriegelt: An den Zufahrtstraßen wurden Kontrollstellen eingerichtet, um Teilnehmer der verbotenen Neonazi-Kundgebung aus dem Verkehr zu ziehen. In zwölf Fällen wurden Rechtsradikale zum Verlassen der Stadt aufgefordert. Anschließend versuchten einzelne Neonazis, sich in Bückeburg zu treffen – aber auch dort waren die Beamten schnell präsent. Einsatzleiter Dietrich Klingbeil konnte personell aus dem Vollen schöpfen: Angerückt waren nicht weniger als 400 Polizisten, darunter Bereitschaftskräfte aus Hannover, Oldenburg und den Nachbarkreisen. Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz zählte "mehr Polizisten in Rinteln, als Uchtdorf Einwohner hat". Ein Teil der Bereitschaftspolizei, wie die Hundertschaft aus Oldenburg, war bereits am Freitag angereist, als noch nicht klar war, ob der Neonazi-Aufmarsch stattfinden darf oder nicht. Erst Freitag Abend hatte das Bundesverfassungsgericht das Verbot der Stadt endgültig bestätigt (wir berichteten).

Die "rechte Szene" hatte die Entscheidung im Internet verkündet. Unter dem Motto "Wer schweigt, stimmt zu" zogen um neun Uhr die Gegendemonstranten der "Antifa" – Anhänger vor allem aus Schaumburg und Ostwestfalen sowie einige Schüler – vom Bahnhof zum Marktplatz und zurück. Beamte des Bundesgrenzschutzes hatten im Vorfeld Kontrollen in den Zügen und an den Bahnsteigen durchgeführt. Bei drei Demonstranten hat die Polizei Taschenmesser, bei einem Teilnehmer Betäubungsmittel sichergestellt. Der Umzug verlief friedlich, nur über die gemeinsame Marschordnung waren sich Polizei und Demonstranten nicht ganz einig: Weil die Beamten Spalier um die Gruppe gingen, blockierten die Antifa-Aktiven für kurze Zeit die Bünte-Kreuzung. Auf dem Marktplatz stoppte der Umzug wenige Minuten für eine Zwischenkundgebung. Auch die Polizei hatte hier ihr "Info-Mobil" aufgebaut – eine Anlaufstelle für verunsicherte Bürger. Ein aufgeregtes Echo fand die Demonstration aber nicht: "Die Rintelner Bevölkerung nahm wenig Anteil an der Veranstaltung", kommentiert die Polizei in einer Pressemitteilung.

Gegen 11 Uhr verlagerte sich das Geschehen nach Vlotho. Rund 20 Neonazis waren vor der geballten Polizeipräsenz in Schaumburg über die Landesgrenze "geflüchtet" und tauchten mit Transparenten in Vlothos Innenstadt auf. Eine knappe Stunde später hatten auch die "Antifa"-Anhänger den Ortswechsel vollzogen. Beide Gruppen lösten sich schnell auf, zu Ausschreitungen kam es auch hier nicht


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