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Schaumburger Zeitung , 23.10.1999 :

Leben zwischen Bangen und Hoffen

Rinteln (bd). Zdravko Simic weiß noch immer nicht, was die Zukunft bringt. Seit Monaten bangen er und seine Familie um das deutsche Bleiberecht (wir berichteten). Der 40-jährige, fast erblindete Kriegsflüchtling aus Bosnien soll zurück in seine Heimat reisen. Doch ob die Folgekrankheiten einer fortgeschrittene Diabetes dort behandelt werden können, ist ungewiss.

Inzwischen ermittelt das Gesundheitsamt in diesem Fall. Kurz vor dem letzten Ausreisetermin im September legte Simic der Ausländerbehörde ein ärztliches Attest vor, das ihm neben einer fast vollständigen Erblindung eine weitere Krankheit bescheinigt. Die notwendigen Operation der Augen und die ausreichende Behandlung der neuen Krankheit könne in Bosnien wahrscheinlich nicht gewährleistet werden, meint Simic’ Hausarzt Dr. Joachim Sauer.

Das Gesundheitsamt überprüft nun, inwieweit Zdravko Simic auf dem Balkan behandelt werden kann. Ist die nötige medizinische Versorgung tatsächlich nicht möglich, dürfe der Mann mit seiner Familie in Deutschland bleiben, teilt der Landkreis auf Anfrage unserer Zeitung mit.

Vor 25 Jahren ist Zdravko Simic zum ersten Mal in die Bundesrepublik eingereist, hat in Rinteln gearbeitet und ist 1982 wieder nach Bosnien zurück gekehrt. Als der Krieg in Bosnien ausbrach, flüchtete er Anfang 1992 gemeinsam mit seiner Frau und den beiden Söhnen nach Deutschland. Seitdem lebt er in Rinteln. Im Zuge der Rückreise der Bosnien-Flüchtlinge sollen er und seine Angehörigen zurück geschickt wer den. "In den vergangenen zehn Jahren ist es für Nicht-EUler kontinuierlich schlechter geworden, hier bleiben zu dürfen", erklärt Ursula Krahtz, Sprecherin des Landkreises. Nur über die Nichtbehandelbarkeit seiner Krankheit könne Simic einen aufenthaltsrechtlichen Status erreichen.

"Allein wegen der Herkunft von Herrn Simic würde es sehr schwer werden, ein dauerhaftes Bleiberecht zu erreichen. Da müssten schon ganz besondere Gründe vorliegen", führte Krahtz weiter aus. Und die hält Simic' Hausarzt für gegeben. "Eine Abschiebung kann lebensbedrohlich sein", macht er den Ernst der Lage deutlich. Die nächsten Monate wird Zdravko Simic noch in Deutschland behandelt. Bis die Ausländerbehörde ihm mitteilt, was das Gesundheitsamt für den Zuckerkranken für angemessen hält.


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