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Schaumburger Zeitung , 04.12.2002 :

Irak, Somalia, Kroatien, Bosnien – Viele Aufgaben für Achums Piloten

Bückeburg (wop). Zum 19. Mal hatten die Heeresflieger zur jährlichen Informationsveranstaltung eingeladen. 220 zivile Gäste aus dem Bereich Bundes-, Landes- oder Kommunalpolitik, der Kirchen, sowie viele Ehemalige, darunter auch Brigadegeneral a.D. Günter Hannstein, der 1983 erster Gastgeber war, trafen sich dazu im Lehrsaal "Bückeburg".

Nach Begrüßung durch den General der Heeresflieger und Schulkommandeur Brigadegeneral Bernhard Granz berichtete Oberst Henning Holzhausen über den Einsatz der Heeresfliegertruppe im "erweiterten Aufgabenbereich" der Streitkräfte. Dieser Bereich umfasst Einsätze militärischer Mittel außerhalb des klassischen NATO-Territoriums zur Lebensrettung, Überlebens- und Aufbauhilfe für Infrastruktur, Verwaltung und Gesellschaft bis zur Friedenssicherung, auch unter Androhung von Gewalt.

Vor diesem Hintergrund ist die Heeresfliegertruppe an neun Schauplätzen eingesetzt oder eingesetzt gewesen. 1991 mussten zur Kurdenhilfe zwölf mittlere und acht leichte Transporthubschrauber für zwei Monate in den Iran verlegt werden, überraschend und unvorbereitet. Bis zu 1,5 Millionen kurdische Flüchtlinge aus dem Irak waren zu versorgen. Für die Heeresflieger bedeutete dies 1.500 Flugstunden in unbekanntem und bergigem Gelände. Parallel dazu begann der erste langfristige Einsatz für die UN im Irak. Mit drei CH-53-HUbschraubern wurden bis 1996 die Waffeninspektoren von Bagdad aus über das gesamte Staatsgebiet transportiert. Über den Jahreswechsel 1993/94 waren fünf UH-1D-Helikopter etwa ein halbes Jahr im UN-Rahmen in Somalia. Bei diesem Einsatz hatten die Heeresflieger erstmals einen Feldflugplatz ohne Anlehnung an zivile Infrastruktur einzurichten.

1995 begann die Friedenmission auf dem Balkan, von IFOR in Kroatien über SFOR in Bosnien-Herzegowina. Diese Kräfte kehrten vor zwei Wochen nach Deutschland zurück, nachdem die Truppen dort zum Jahresende reduziert werden und italienische Hubschrauber den Lufttransport übernehmen. In die SFOR-Zeit fällt die Evakuierung von annähernd 120 Personen aus Tirana/Albanien, ein Einsatz bei dem deutsche Soldaten erstmalig zum Waffeneinsatz gezwungen wurden. In sieben Jahren SFOR-Zugehörigkeit haben die durchschnittlich 110 Frauen und Männer der Staffel 12.000 unfallfreie Flugstunden unter Einsatzbedingungen produziert. Seit 1999 fliegen deutsche Hubschrauber, Luftwaffe und Heeresflieger gemeinsam, im Kosovo und in Mazedonien. Seit 2002 sind drei CH 53 in Afghanistan unter bisher nicht bekannten Bedingungen im Einsatz. Gelände, Klima und Bedrohung stellen höchste Ansprüche an Menschen und Material. Holzhausen fasste zusammen: Alle Aufträge müssen mit Kräften erledigt werden, die für die Verteidigung der Bundesrepublik konzipiert und inzwischen um mehr als ein Drittel geschrumpft wurden.

Das Fluggerät ist inzwischen 30 und mehr Jahre alt, Kampfwertsteigerung kann nur begrenzt bezahlt werden. Mit Bildern aus den Einsatzorten wurden die Umstände vor Ort und die zu bewältigenden Schwierigkeiten verdeutlicht. Nach "Verlegung" ins Offizierheim ging man bei Schweinshaxe und Bier zum geselligen und informellen Teil über.


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