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Schaumburger Zeitung , 13.11.2003 :

Schüler Samir: Abschiebung auf dem Weg zum Flughafen gestoppt / Ausländeramt gewährt einwöchigen Aufschub / "Weiß nicht, wie es weiter geht"

Springe (mf). Die Abschiebung des 19-jährigen Samir Asanovic ist vorerst gestoppt. Nachdem der Berufsschüler in der Nacht in Polizeigewahrsam genommen und nach Düsseldorf zum Flughafen gebracht worden war, gewährte das Ausländeramt in letzter Minute einen einwöchigen Aufschub.

So lange wird das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge brauchen, um über den Asylfolgeantrag Asanovics zu entscheiden. "Sollte der Bescheid negativ ausfallen, werden wir sofort wieder Beschwerde einlegen", kündigte Rechtsanwalt Franz Amadeus Dombrowski gegenüber der NDZ an.

Der Tag hatte so dramatisch begonnen wie er zu Ende ging. Kurz vor Mitternacht standen am Dienstag Beamte des Springer Polizeikommissariats vor der Haustür der Familie Asanovic, um Samir im Auftrag der Ausländerbehörde abzuholen. Sie trafen den 19-Jährigen nicht allein an – einige Mitschüler hatten ihn am Abend nach Hause begleitet, um ihm Beistand zu leisten. Nach Angaben von Polizeichef Bernd Lützelberger ließ sich Samir widerstandslos mitnehmen. "Es gab überhaupt keine Probleme."

Den Rest der Nacht musste der Schüler in einer Arrestzelle verbringen. Gestern gegen 5 Uhr brachten ihn die Polizisten in ein Abschiebegefängnis in Langenhagen. Am Vormittag ging es weiter Flughafen Düsseldorf.

Zeitgleich kam es in Hannover zu einem juristischen Tauziehen. Anwalt Dombrowski hatte per einstweiliger Verfügung versucht, die Abschiebung seines jungen Mandaten zu verhindern.Zunächst ohne Erfolg. Das Verwaltungsgericht lehnte den Antrag ab. Doch dann lenkte die Regionsverwaltung ein und gewährte den Aufschub.

Samir befand sich bereits auf dem Flughafen, von wo aus er nach Belgrad ausgeflogen werden sollte, als ihn die erlösende Nachricht erreichte. Noch am Nachmittag durfte er die Heimreise nach Springe antreten. Freuen konnte er sich aber kaum über seine Rückkehr: "Ich weiß ja nicht, wie es jetzt weitergeht."

Für Regionssprecher Andreas Listing ist die Sache klar: "Ich erwarte nicht, dass der Asylantrag Aussicht auf Erfolg hat."

Wie berichtet, hatte es in der Berufsschule massive Proteste gegen die geplante Abschiebung des jungen Mannes gegeben. Der Bürgerkriegsflüchtling war vor zwölf Jahren mit seiner Eltern aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Springe gekommen. Im nächsten Jahr wollte er seinen Realschulabschluss machen.


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