Schaumburger Zeitung ,
23.09.2002 :
Die Weserstadt wählt im Wahlkreis-Trend
Rinteln (rnk). Was für ein Unterschied zu den Kommunalwahlen: Im kleinen Sitzungssaal, wo die Stadt die Rintelner Ergebnisse aushängen ließ, herrschte gähnende Leere. Die vereinzelt erscheinenden Einwohner konnte Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz mit Handschlag begrüßen.
Als gegen 20 Uhr auch das letzte Wahllokal die Ergebnisse gemeldet hatte, bestätigte die Weserstadt das Wahlkreis-Ergebnis: Bei den Erststimmen hatte Mandatsinhaber Sebastian Edathy die Nase vorn. Der SPD-Politiker erhielt 8.143 Stimmen und damit 49,62 Prozent, auf seinen CDU-Herausforderer Dietrich von Blomberg entfielen 6.632 Stimmen und damit 40,66 Prozent. Paul-Egon Mense (FDP) erhielt 874 Stimmen (5,35 Prozent), Thomas Künzel von den Grünen wählten 660 Rintelner, was einem Anteil von 4,04 Prozent entspricht. Edathy wiederholte damit prozentual sein Ergebnis der Bundestagswahl 1998 (verlor aber unter dem Strich 500 Stimmen), von Blomberg kann sich sogar über einen Erfolg freuen: Vor vier Jahren erhielt der CDU-Herausforderer Werner Siemann 39,71 Prozent in Rinteln, von Blomberg konnte ein Prozent zulegen. Allerdings nur in der Statistik: In reinen Zahlen wählten ihn 143 Wähler weniger als damals Siemann. Bei den Zweitstimmen lag die SPD mit 7866 Stimmen und 47,82 Prozent deutlich vor der CDU, die 5973 Stimmen und 36,31 Prozent erhielt. FDP: 6,87 Prozent, Grüne: 5,25 Prozent, PDS: 1,02 Prozent. Dann folgte die Schill-Partei: 139 Stimmen gleich 0,84 Prozent. Siebtstärkste Partei wurde die Partei der bibeltreuen Christen vor der Tierschutzpartei, den Republikanern und der NPD.
Die Wahlbeteiligung lag im bundesdeutschen Trend: 77,89 Prozent aller wahlberechtigen Rintelner machten gestern ihre beiden Kreuze auf dem Wahlschein. Vor vier Jahren waren es 81,45 Prozent. Als erstes Dorf meldete Volksen um genau 18.15 Uhr die Endergebnisse. CDU-Kandidat Dietrich von Blomberg hatte 14 Stimmen mehr als sein SPD-Gegenüber Sebastian Edathy. Volksen war, wie sich später herausstellte, einer von sieben Wahlbezirken, in denen der Christdemokrat mehr Stimmen als der Bundestagsabgeordnete erhalten hatte. Auch bei den Wählern im Schulzentrum, in der Sparkasse Andeplatz, im Jugendzentrum, in der Steuerfachhochschule, im Foyer des Brückentorsaales, in Westendorf und bei der Briefwahl hängte der Rintelner den Nienburger in der Wählergunst ab. Zum Teil keine große Überraschung, die Rintelner Innenstadt wählt seit Jahr und Tag mehrheitlich die CDU. Edathy punktete in den bekannten SPD-Hochburgen. So erhielt er in Schaumburg mehr als doppelt so viele Stimmen wie von Blomberg: 306 zu 137. Und, für den Nienburger fraglos ein Grund zur Freude, in Exten, wo von Blomberg wohnt, siegte er mit 457 gegen 356 Stimmen. Überraschend: Die Wahlbeteiligung schwankte zwischen den einzelnen Wahllokalen ganz erheblich. So folgten in Goldbeck 75,06 Prozent aller Wahlberechtigten dem Ruf an die Urne, in Möllenbeck waren es immerhin noch 74,29 Prozent. Das andere Ende sah gestern Abend so aus: In der Straßenmeisterei Rinteln folgten nur 60,56 Prozent aller Wahlberechtigten dem Wahlaufruf. Noch weniger Wähler wurden in der Grundschule Süd verzeichnet: Fast 43 Prozent aller Wahlberechtigten blieben daheim. Keine Rolle spielten die ganz kleinen Parteien. In Deckbergen und Exten (also vor der Tür des Herausforderers) erzielte die Schill-Partei jeweils neun Stimmen und damit ihre besten Ergebnisse in Rinteln. In Steinbergen konnte die Partei der bibeltreuen Christen ihr bestes Ergebnis einfahren: zehn Stimmen. Auch auf jeweils zehn Stimmen kam die Tierschutzpartei im Foyer der Firma Stüken (Nordstadt) und in der Grundschule Süd. Die NPD konnte ihren größten Erfolg in Krankenhagen feiern: Neun Stimmen zählten die Wahlhelfer.
sz@schaumburger-zeitung.de
|