Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische ,
08.11.2005 :
Gedenkfeier auf jüdischem Friedhof in Lichtenau
Von Andreas Götte
Lichtenau. "Der Wunsch vieler Menschen, endlich einen Schlussstrich unter die Ereignisse zu ziehen, ist gefährlich", sagte Bürgermeister Karl-Heinz Wange bei der Lichtenauer Gedenkfeier auf dem jüdischen Friedhof. Lichtenauer Bürger sowie Rats- und Kreistagsmitglieder waren gekommen, um an den Jahrestag der Reichspogromnacht zu erinnern.
An die Geschehnisse zu erinnern sei historische und örtliche Pflicht, führte Wange aus: "Damit wir gemeinsam in Frieden leben können, müssen Erinnerungen und Erfahrungen von Generation zu Generation weitergegeben werden." Schon zur Tradition gehört es, dass Zehntklässler der Archenhold-Hauptschule, sie trägt den Namen des bekannten jüdischen Ehrenbürgers der Stadt, die Namen der ermordeten jüdischen Mitbürger vorlesen.
In der Vergangenheit drei verschiedene Friedhofsstandorte
Ortsheimatpfleger Bernd Kruse erinnerte in einem kleinen Vortrag an die Geschichte des jüdischen Friedhofs. Der heutige Standort in der Simon Archenhold-Straße ist bereits der Dritte. Der erste Friedhof ist nicht mehr genau bekannt, der zweite existierte bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Bereich der Glockenstraße.
Als die Lichtenauer Glockenstraße durch Brände zerstört und schließlich auch noch die Kreisstraße hindurch führte, wurde 1844 das heutige Friedhofsgelände gekauft. Bis 1938 fanden hier Beerdigungen statt. Rund 50 Grabsteine mit hebräischer und deutscher Inschrift zeugen von den schrecklichen Ereignissen.
"Die Totenruhe ist ein ganz wichtiges Element im Judentum", sagte Ortsheimatpfleger Kruse, nur in Ausnahmefällen dürften Grabstätten verlegt werden. Zum Abschluss der Feier stellten die Besucher zum Gedenken wieder Kerzen rund um das Mahnmal auf und legten nach jüdischem Brauch Steine auf die Gräber.
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