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Die Glocke , 07.11.2005 :

(Rheda-Wiedenbrück) Gedenkveranstaltung / "Jüdisches Leben in Deutschland ist wieder möglich"

Von Martin Gog

Rheda-Wiedenbrück (gl). Christen und Juden müssen gemeinsam dafür sorgen, dass sich die schrecklichen Ereignisse der Pogromnacht vom 9. November 1938 nie wiederholen können. Das hat Bürgermeister Bernd Jostkleigrewe während der traditionellen Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Gräueltaten am gestrigen Sonntag auf dem Jüdischen Friedhof in Rheda deutlich gemacht.

Ausgesprochen viele Menschen hatten sich bei sonnigem Herbstwetter gestern um 11.30 Uhr auf dem Jüdischen Friedhof am Woesteweg, Ecke Ruthenbach, eingefunden, um die Erinnerung an jene jüdischen Mitbürger aus Rheda, Wiedenbrück und Herzebrock wachzuhalten, die von den Nazis verschleppt und ermordet wurden.

Vor großer Kulisse legte das Stadtoberhaupt einen Kranz für die Opfer des Hitler-Regimes nieder. Die Erinnerung sei wichtig, so Jostkleigrewe, um für die Zukunft zu lernen. An die Worte des Bürgermeisters knüpfte Irith Michelsohn vom Vorstand der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld nahtlos an. Auch 60 Jahre nach Kriegsende sei es wichtig, das Geschehene nicht zu vergessen, denn: "Ohne Erinnerung an die Vergangenheit hat die Zukunft keine Perspektive", machte Michelsohn in ihrer Gedenkansprache auf dem Jüdischen Friedhof in Rheda deutlich.

Positiv bewertete sie die Entstehung und die Entwicklung der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld: "Das Beispiel zeigt, das jüdisches Leben in Deutschland wieder möglich und gewünscht ist!" Wie intensiv sich junge Leute mit den Schreckensbildern der Pogromnacht vom 9. November 1938 auseinander setzen können und welche Schlüsse sie für Gegenwart und Zukunft daraus ziehen, das machten die Mitglieder der Israel-Arbeitsgemeinschaft am Einsteingymnasium Rheda bei der gestrigen Gedenkveranstaltung eindrucksvoll deutlich. In sehr persönlichen Worten warben die jungen Leute für Toleranz und Frieden und prangerten konkrete Missstände wie die Zunahme rechtsradikaler Ideen und Musikstücke an. Die "Einsteiner" stellten mit Kerzen einen überdimensionalen Davidstern in den Farben des Staates Israel dar.

Paul Yuval Adam von der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld brachte das traditionelle Totengebet ("El Male Rahamin") zu Gehör, alle jüdischen Teilnehmer der gestrigen Gedenkveranstaltung in Rheda sprachen das Kaddisch, das Gebet der Trauernden. Über die Bedeutung der Gebete informierte der Evangelische Pfarrer i. R. Ernst Otto Meinhardt.


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