Herforder Kreisanzeiger / Neue Westfälische ,
07.11.2005 :
(Herford) Rocken für die Solidarität / Vier Bands bei Benefiz-Konzert für Artak Apresjan im Fla
Herford (rab). Gut besucht war das von der Antifa Herford veranstaltete Solidaritätskonzert für Artak Apresjan im FlaFla. Vier Bands zwischen Metal, Grunge und Punk sorgten für eine stets gefüllte Tanzfläche und Apresjan stellte den Besuchern in knappen Worten seine Situation vor.
Den Auftakt machte die Rintelner Metal-Band "Noise included". Schon nach kurzer Zeit gaben die mähnenschüttelnden Zuhörer zu verstehen, dass die Band ankam.
Artak Apresjan bedankte sich bei Zuschauern und Bands. Der Armenier lebt zwar im Kreis Lippe, besucht aber das Friedrich-List-Berufskolleg, um sein Abitur zu machen.
Vor neun Jahren waren die Apresjans aus Armenien geflohen. Ein Asylantrag wurde abgelehnt, Krankheiten verhinderten seither die Abschiebung.
Seit seinem 18. Geburtstag stand sein Aufenthaltsstatus immer wieder in Frage. Dass er überhaupt eine Schule besuchen darf, ist schon ungewöhnlich. Dass sein Bleiberecht trotz seiner Volljährigkeit weiterhin an den Status seiner Eltern gekoppelt ist, ist ebenso ungewöhnlich. Seine ältere Schwester musste an ihrem achtzehnten Geburtstag untertauchen, weil sie weder ein individuelles noch ein Bleiberecht über die Familie erhalten hatte.
Die Mutter kann krankheitsbedingt derzeit nicht abgeschoben werden. So setzt die Familie ihre Hoffnung darauf, dass aus den bisherigen "Aussetzungen der Abschiebung" ein dauerhafter Aufenthaltsstatus wird, der es Artak Apresjan erlauben würde, eigenes Geld zu verdienen oder eine Ausbildung zu beginnen.
Derzeit leben sie von den Leistungen des Asylbewerberleistungsgesetzes, müssen davon aber sämtliche Verfahrenskosten bestreiten, denn Prozesskostenhilfe gibt es im Ausländerrecht nicht. Um sie zu unterstützen gehen die Einnahmen in voller Höhe an die Apresjans, da Bands und Fla-Mitarbeiter sich ehrenamtlich engagierten.
Und auch die, die gekommen waren, um Spaß zu haben, kamen auf ihre Kosten. "Prometheus" sorgten mit ihrem Post-Grunge ebenso für Pogo auf der Tanzfläche wie die "Getaway-Drivers" und "Me against order".
lok-red.herford@neue-westfaelische.de
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