Bad Oeynhausener Kurier / Neue Westfälische ,
31.10.2005 :
(Bad Oeynhausen) Ein Flüchtling erinnert sich / Helmut Karasek lockt 100 Zuhörer in die Druckerei
Von Nico Buchholz
Bad Oeynhausen . "Wenn ich den Namen der Stadt Bad Oeynhausen höre, muss ich immer an Entenhausen denken", schmunzelt Hellmuth Karasek beim Signieren seiner Bücher. Der berühmte Literaturkritiker stellte sein Buch "Auf der Flucht" vor.
Der prominente Besuch lockte reichlich Zuhörer in die Räume der Druckerei in Bad Oeynhausen. Fast 100 Gäste waren gekommen um den Worten Karaseks zu lauschen.
Bekannt wurde Karasek unter anderem als ehemaliger Kulturchef des "Spiegel" und als Mitglied des "Literarischen Quartetts" im ZDF.
In seinem Buch erzählt Karasek aus seinem bisherigen Leben. "Ich wurde mitten ins 20. Jahrhundert geworfen. Ich wurde in das Jahrhundert der Fluchten geboren."
Auch der Buchautor selbst blieb nicht von einer solchen Flucht verschont. An Weihnachten 1944 freute er sich noch über seine Weihnachtsgeschenke. "Ein paar Tage später hieß es meine Mutter müsse mit den Kinder den Heimatort Bilitz verlassen, mein Vater müsse an der Heimatfront bleiben."
Die Familie musste vor der russischen Armee fliehen. "Das war für mich der totale Zusammenbruch. Dass es eine Befreiung war, lernte ich erst Jahre später", bilanzierte Helmut Karasek.
Auch an seinen Erfahrungen als Theaterdramaturg und Redakteur ließ Karasek seine Zuhörer teilhaben. Das Publikum dankte es ihm mit ausgiebigem Applaus.
Nach der Lesung nahm Karasek sich die Zeit, allen Interessierten eine persönliche Widmung in das vorgestellte Buch zu schreiben. Einschließlich der Ortsangabe: Natürlich Bad Oeynhausen, nicht Entenhausen.
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