Lippische Landes-Zeitung ,
31.10.2005 :
(Lage) Lokale Geschichte im Fokus / Preis für Gudrun Mitschke-Buchholz und Roland Linde
Lage (mib). Den Förderpreis für westfälische Landesforschung, den der Landschaftsverband Westfalen-Lippe einmal jährlich vergibt, durften Gudrun Mitschke-Buchholz und Roland Linde gestern im Westfälischen Industriemuseum Ziegelei Lage entgegennehmen. Landesrat Prof. Dr. Karl Teppe übergab den mit 3.100 Euro dotierten Preis auf Vorschlag des Rates für westfälische Landeskunde an die beiden Historiker.
Die Preisträger haben mit ihren wissenschaftlichen Arbeiten im außeruniversitären Bereich Beiträge zur landschaftlichen Kulturpflege in Westfalen und Lippe geliefert und damit die mit der Preisvergabe verknüpften Voraussetzungen erfüllt. "Wegen der Behandlung unterschiedlicher Epochen ergänzen sie sich ideal", betonte Prof. Dr. Teppe. Durch die Auseinandersetzung mit lokaler Geschichte würden beide dazu beitragen, die Grundlagen für die westfälische Landesgeschichte in ihrer Gesamtheit zu schaffen.
Die Detmolderin hat in ihrer Arbeit "Zwischen Verstrickung und ästhetisiertem Gedenken. Zum Umgang mit dem Holocaust" mit Interviews, Archiv- und Quellenarbeit intensiv die Geschichte von Menschen erforscht, die vom Nationalsozialismus verfolgt wurden.
Auf innovative Weise, so die Begründung, kombinierte Gudrun Mitschke-Buchholz Methoden der "Oral History" mit Archiv- und Quellenrecherchen und sei im Bereich der Mikrohistorie zu Ergebnissen gelangt, die die Geschichte des 20. Jahrhunderts mit all ihren Schattenseiten für ein breites Publikum erfahrbar machten.
Roland Linde, der in Horn-Bad Meinberg aufwuchs und heute in Münster lebt, hat sich in zahlreichen Veröffentlichungen wie seiner Arbeit "Bäuerliches Familienbewusstsein und Selbstverständnis in der Vormoderne - Beispiele in Lippe" mit der ländlichen Gesellschaft befasst, Aspekte wie Erbfolge, Individualität und Grundherrschaft beleuchtet und sich besondere Verdienste bei der Förderung des wissenschaftlichen Ehrenamtes erworben.
Beiden Historikern wünschte Prof. Dr. Wilfried Reininghaus, Vorsitzender der Historischen Kommission, in seiner Laudatio viele Leser, und dass sie mit ihrer Arbeit weiter machen. "Die westfälische Geschichte braucht solche Impulse, wie Sie sie gegeben haben", sagte er. Die Weiterentwicklung, aber auch das Bewahren der Heimatgeschichte sei für unsere Gesellschaft von großer Bedeutung und unschätzbarem Wert, betonte Landrat Friedel Heuwinkel in seiner Rede.
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