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Bielefelder Tageblatt (MO) / Neue Westfälische , 26.10.2005 :

(Gadderbaum) Krieger ohne Kopf und Hand / Unbekannte haben das Kriegerdenkmal auf dem Johannisberg stark beschädigt

Von Patrick Schlütter

Gadderbaum. Dietrich Kögler kann es nicht fassen. Der stellvertretende Bezirksvorsteher erhielt gestern die Nachricht, dass das Kriegerdenkmal auf dem Johannisberg erneut zerstört worden ist. Erst im Sommer 2002 wurde das Denkmal als Erinnerung an die Verwundeten und Gefallenen beider Weltkriege restauriert.

Am Montagnachmittag informierte eine Spaziergängerin die Polizei. Kurze Zeit später machten sich Mitglieder der Bielefelder Schützengesellschaft ein Bild von der Lage. Die Vandalen haben sowohl den Kopf des steinernen Soldaten abgeschlagen wie auch den Arm und die Hand. Außerdem wurde der Sockel beschädigt. Jetzt liegen die Reststücke auf der Erde.

"Ein trauriges Bild. Und das gerade vor dem Volkstrauertag, an dem traditionell ein Kranz zur Erinnerung vor dem Denkmal niedergelegt wird", sagt Dietrich Kögler.

Im Juni 2002 hatte der Krieger insbesondere durch den Einsatz des damaligen Bezirksvorstehers Kögler einen neuen Kopf und eine neue Hand erhalten. Der Gadderbaumer Steinmetz Joachim Beckord hatte die Skulptur vervollständigt.

Allerdings sorgte der erste Versuch für einigen politischen Sprengstoff. Statt des ursprünglichen Kopfverbandes sollte dem Soldaten eine Stabhandgranate nachgereicht werden. Eine Verwechslung. Denn als Vorlage diente lediglich eine alte Fotografie.

Das Original zeigte nämlich eher die kriegskritische Darstellung eines "verwundeten Kriegers", so lautete der Titel von Bildhauer Emil Cauer. Gestiftet hatte die Skulptur 1922 als Erinnerung an den Ersten Weltkrieg der Fabrikant Georg Kisker. Auf dem Johannisberg stand damals das Schützenhaus, das im Ersten Weltkrieg als Lazarett gedient hatte.

Im Zweiten Weltkrieg oder kurze Zeit später wurde das Denkmal beschädigt. 1955 ließ es der Fabrikant Robert Hoppe originalgetreu restaurieren. Als dessen Sohn 40 Jahre später das stark zugewachsene Denkmal freilegen ließ, fehlten Kopf und Hand. Deshalb ergriffen 2002 Dietrich Kögler, Oberbürgermeister Eberhard David, der Schützenverein sowie die Bezirksvertretungen Mitte und Gadderbaum die Initiative, um den Soldaten zu restaurieren.

Bereits eineinhalb Jahre später schlugen Unbekannte erneut zu, indem sie die steinerne Nase zerstörten. Doch dieses Mal resignierte Dietrich Kögler: "Es macht keinen Sinn, noch einmal so viel Geld zu investieren, damit Vandalen ihren Spaß haben. Es ist einfach nur traurig."

Auch die amtierende Bezirksvorsteherin Hannelore Pfaff zeigte sich wenig optimistisch: "Wir haben ja eh kein Geld in den Kassen. Und mir liegt zurzeit das Gadderbaumer Freibad mehr am Herzen. Wenn sich allerdings ein Sponsor findet, würden wir das Denkmal sofort wieder instand setzen."

Schützenoberst Fritz-Eckhard Potthast äußerte gestern ebenfalls sein Bedauern. Eine Lösung, wie der ständige Vandalismus bekämpft werden kann, hatte er allerdings auch nicht.


lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

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