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Die Glocke , 25.10.2005 :

(Wadersloh) Geschwister-Scholl-Realschule / Erinnerungen an die "Weiße Rose"

Wadersloh (hum). Mutig lehnte sich die studentische Widerstandsbewegung "Weiße Rose" um die Geschwister Hans und Sophie Scholl gegen den Terror des Nazi-Regimes auf - ihre Mitglieder wurden dafür von der Gestapo hingerichtet. Unter ihnen war auch der Student Willi Graf. Seine Schwester Anneliese Knoop-Graf eröffnete jetzt eine Ausstellung über die "Weiße Rose" in der Geschwister-Scholl-Realschule Wadersloh.

"Du sollst dazu bestimmt sein, mein Anliegen und Wollen weiter zu tragen." Diesen Satz aus einem Brief ihres Bruders hat sich Anneliese Knoop-Graf zur Lebensaufgabe gemacht. Kurz vor seiner Hinrichtung hatte Willi Graf einen letzten Brief aus dem Gefängnis heraus schmuggeln lassen. Seitdem ist die 84-Jährige unterwegs, um die Erinnerung an die "Weiße Rose" aufrecht zu erhalten.

In der Aula der Realschule wurde es während ihres Vortrags immer ruhiger. Anneliese Knoop-Graf kam im November 1942 mit ihrem Bruder Willi zum Studium nach München. Wenn sie auch in die meisten Aktionen der "Weißen Rose" nicht direkt eingeweiht war, so war sie doch mit den Geschwistern Scholl gut befreundet. "Ich wusste um ihre immer stärker werdende Wut auf die Nationalsozialisten und ihre Bereitschaft im Kampf gegen das Regime alles zu tun", erzählte Anneliese Knoop-Graf. Am 18. Februar 1943 verteilten Hans und Sophie Scholl ohne jede Vorsichtsmaßnahme Flugblätter in der Uni und wurden dabei entdeckt. Noch am gleichen Abend verhaftete die Gestapo Willi Graf und seine Schwester Anneliese in der gemeinsamen Wohnung. Für Anneliese Knoop-Graf folgten ein viermonatiger Gefängnisaufenthalt und zahlreiche Verhöre, Willi Graf wurde am 10. Oktober 1943 hingerichtet.

Für Anneliese Knoop-Graf ist die Aktion der Geschwister Scholl, die die ganze Gruppe letztlich auffliegen ließ, kein Alleingang und auch kein Akt der Selbstopferung. Sie glaubt, dass Hans und Sophie Scholl die Realität verkannten und fälschlicherweise eine Mehrheit der Studenten auf ihrer Seite glaubten.

"Sophie empfand das NS-Regime als systematische Vergewaltigung des Menschen. Sie starb in der Gewissheit, das Richtige getan zu haben", so Anneliese Knoop-Graf. Die Zeitzeugin appellierte an die Schüler, Motivation und Ziele der Weißen Rose nicht nur vor dem damaligen politischen Hintergrund zu betrachten, sondern als Anstoß zu nehmen, eine eigene Meinung zu haben und diese auch zu vertreten. Am Sonntag ist die Ausstellung zum 40-jährigen Bestehen der Geschwister-Scholl-Realschule von 11 bis 13 Uhr geöffnet.


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