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Deister- und Weserzeitung , 24.10.2005 :

(Lauenstein) Mit Surminski über Ostpreußen geplaudert / Das war ein etwas anderer Leseabend / Zuhörer hatten sogar alte Fotografien mitgebracht

Lauenstein (sto) . Irgendetwas unterschied den Leseabend des Kulturförderkreises Salzhemmendorf mit Arno Surminski am Freitagabend von anderen Veranstaltungen dieser Art. Das war schon vor Beginn zu spüren. Einige der 87 Besucher waren nämlich eine halbe Stunde früher in das Okal-Parkcafé gekommen, um mit dem bekannten Schriftsteller zu plaudern - über ihre in Ostpreußen oder in Schlesien verbrachte Kindheit. Ja, manche hatten sogar Fotografien aus ihrer Heimat mitgebracht, um sie dem 1934 in Ostpreußen geborenen Schriftsteller zu zeigen.

Es entstand eine vertraute Atmosphäre, die ein wenig an ein Familientreffen erinnerte.

Arno Surminski fühlte sich gut aufgenommen in der geselligen Runde. Nach der mehr als einstündigen Lesung aus seinem bewegenden Roman zur Vergangenheitsbewältigung "Vaterland ohne Väter" beantwortete der in Hamburg lebende Autor, der wie Siegfried Lenz als "literarische Stimme" Ostpreußens gilt, etliche Fragen des Publikums.

Wenn Surminski auch kein Heimweh mehr hat nach seinem Geburtsort, mit der literarischen Feder hängt er jedenfalls an Ostpreußen, wie seine Bücher verraten. Auch sein 2004 erschienener Roman "Vaterland ohne Väter" macht da keine Ausnahme. In diesem Roman begibt sich Rebeka Rosen 60 Jahre nach dem Tod ihres in Russland gefallenen Vaters auf Spurensuche. Sie gehört zu den Millionen Soldatenkindern, die ihre Väter nie gesehen haben. Anhand von Tagebüchern und Briefen begleitet Rebeka ihren Vater von seinem ostpreußischen Dorf in den Krieg nach Russland. Das Buch endet mit einer Todesanzeige, die Rebeka für ihren Vater am 31. Januar 2004 aufgibt: "Ich suchte Mörder und fand Menschen." Der Roman "Vaterland ohne Väter" ist ein bewegendes Buch, das inmitten einer unmenschlichen Zeit Menschliches nicht zu kurz kommen lässt.

Surminski blieb nach der Deportation seiner Eltern, die er niemals wiederfand, allein in Ostpreußen zurück und wurde 1947 von einer Familie in Schleswig-Holstein aufgenommen.


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