Lippische Landes-Zeitung ,
24.10.2005 :
(Lage) Irritationen im Kulturausschuss / Keine Klarheit über Gedenkstätte
Lage (be). Wo soll sie hin, die Stätte zum Gedenken an die jüdischen Nazi-Opfer? Der Kulturausschuss erzielte darüber noch keine Klarheit. Auch hält Ausschussvorsitzender Hans-Martin Kaup (SPD) an seinen Plänen fest, eine Gedenktafel den zivilen Bombenopfern zu widmen.
Für Irritationen sorgte die Nachricht von Erhard Kirchhof zu Beginn der Sitzung, man habe sich in einem interfraktionellen Gespräch über die Standortfrage geeinigt. "Wir haben vorhin eine einstimmige Meinung erzielt und wollen die nicht weiter diskutieren", sagte der Christdemokrat. Es solle, so Kirchhof, eine Gedenktafel für die jüdischen Opfer der Nazi-Herrschaft an einer Säule angebracht werden. Ein Standort sei noch nicht festgelegt.
Mit dieser Vorgehensweise zeigte sich Hans-Martin Kaup überhaupt nicht einverstanden. "An einem Vor-Treffen konnte ich nicht teilnehmen. Ich bin dafür, dass auch der zivilen Bombenopfer gedacht wird." Über Standort und Form der Gedenkstelle müsse diskutiert werden, unterstrich Hans-Gottfried Brode (BBL). Es gelte, beide Gruppen von Opfern in direktem Zusammenhang darzustellen. "Der Fluch der Vergangenheit muss abgearbeitet werden", sagte das BBL-Mitglied. Durch Verdrängen werde dieses Thema nicht gelöst. Man müsse den Mut haben, öffentlich darüber zu sprechen. Damit reagierte er auf einen Vorschlag von Dr. Hans Jacobs (Bündnisgrüne), der dieses sensible Thema lieber im "stillen Kämmerlein" behandelt haben wollte. Mit einem Antrag zur Geschäftsordnung sorgte Erhard Kirchhof schließlich für eine Absetzung des Punktes. Die Fraktionen wollen sich noch einmal über das weitere Prozedere unterhalten.
Der Bürgerantrag von Pastor i.R. Martin Hankemeier, der sich für den Bau einer Gedenkstele für die jüdischen Opfer der Nazi-Diktatur nach Plänen von Professor Axel Seyler ausgesprochen hatte (die LZ berichtete), wurde nicht behandelt. Ebenso nicht der Initiativantrag des Arbeitskreises Stadtgeschichte im Lagenser Heimatbund. Gustav Glitt und Hartmut Biere sprachen sich darin für eine Anbringung einer Gedenktafel am Ehrenmal an der Eichenallee aus.
Lage@lz-online.de
|