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Lippische Landes-Zeitung , 21.10.2005 :

(Lemgo) Eine Helferin Willy Langenbergs / Emmi Beulmann mit 89 verstorben

Lemgo (ax). Dr. Eike Stiller, heute Rektor der Hauptschule im Kalletal, hat vor fünf Jahren sein Buch über Willy Langenberg veröffentlicht. Der Status quo des Widerstandskämpfers war in Lippe lange umstritten. Langenberg bot den Nazis die Stirn und starb 1944 im Steinbruch Sonneborn. Eine Frau, die ihm während der Kriegsjahre half, war Emmi Beulmann. Die 89-Jährige starb vor vier Wochen kurz nach ihrem zweiten Schlaganfall.

Emmi Beulmann, geborene Weber (1916), wuchs in der Kluskampstraße auf, wo sie auch ihre Kindheit und Jugend verbrachte. Als einziges Mädel unter vier Brüdern half sie im Haushalt mit. Bereits als junge Frau pflegte sie jahrelang ihre kranke Mutter. Der Kontakt zu den Widerstandskämpfern gegen Hitler entstand zur Kriegszeit. Beulmanns Sohn Hugo, der in Lemgo lebt, erinnert sich an die Erzählungen seiner Mutter. "Sie hat Langenberg auf dem Heuboden versteckt und ihm Essen gebracht. Das hatte Langenberg damals in einem Tagebuch notiert, weil er sich wohl nach dem Krieg bei seinen Helfern bedanken wollte." Soweit kam es nicht. Langenberg wurde von den Nazis erwischt, das Tagebuch einkassiert. Beulmanns Name stand drin, worauf die Lemgoerin - zu der Zeit im siebten Monat schwanger - 1944 für mehrere Tage verhaftet und zur Gestapo nach Bielefeld gebracht wurde. Hugo Beulmann: "Sie ist aber nach wenigen Tagen wieder auf freien Fuß gesetzt worden." Eike Stiller schreibt in seinem Buch: Ihr Verfahren wurde im März 1945 nach der Zahlung einer Geldstrafe von 250 Reichsmark vom Landgericht Detmold eingestellt.

Der Sohn über seine Mutter: "Handball machte ihr Freude, sie war Mitglied im TBV Lemgo. Auch politisch war sie sehr engagiert und Mitglied der SPD." Während des Zweiten Weltkrieges war sie dienstverpflichtet und hat bei der Firma Ahlers gearbeitet. Wegen Krankheit wurde sie mit 28 Jahren erwerbsunfähig. Im Februar 1943 hat sie geheiratet und wurde bereits im Juni 1944, acht Wochen vor der Geburt ihres ersten und einzigen Sohnes, Witwe. Geheiratet hat sie danach nicht wieder. "Trotz der schweren Zeiten und Schicksalsschläge hat sie ihren Humor und ihre Lebensbejahung in all den Jahren nicht verloren", so ihr Sohn rückblickend. Sie wohnte weiterhin im elterlichen Haus in der Kluskampstraße. Später ist sie nach Brake in die Gartenstraße gezogen. Ihre Selbstständigkeit musste sie nach einem Schlaganfall mit 88 Jahren aufgeben. Sie lebte vor ihrem Tod im Altenheim Echternstraße.


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