Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische ,
21.10.2005 :
(Paderborn) "Massenabschiebung in die Armut" / 25.Oktober Infoabend über Afghanistan
Paderborn (NW). Mehr als drei Jahre nach dem offiziellen Ende des NATO-Krieges kann von Frieden am Hindukusch keine Rede sein. Über die Hälfte der Provinzen Afghanistans - vor allem im Süden und Osten des Landes - werden von den Warlords beherrscht und gelten als Gebiete mit hohem Sicherheitsrisiko.
Das Kontingent der Bundeswehr in Afghanistan soll jetzt auf 3.000 Soldaten aufgestockt werden. "Im Klartext bedeutet das eine militärische Großoffensive, denn 3.000 Soldaten im Einsatz gegen schwer bewaffnete einheimische Kämpfer ist nichts anderes als Krieg", ist die Paderborner Initiative gegen Krieg überzeugt.
Zeitgleich würden die deutschen Innenminister zu einer anderen Großoffensive rüsten: mehrere Tausend Flüchtlinge sollen nach Afghanistan abgeschoben werden. "Die Durchführung der geplanten Massenabschiebungen würde einen Präzedenzfall für Zwangsrückführungen ohne jede Hemmschwelle schaffen: Künftig wäre es möglich, einen Krieg gegen ein Land zu führen und die von dort geflohenen Menschen noch während der Dauer des Krieges wieder zurückzuschieben", kritisiert die Initiative.
Dr. Matin Baraki wird vor diesem Hintergrund am Dienstag, 25. Oktober, 20 Uhr in der Cafeteria der Kulturwerkstatt über die Lage in Afghanistan berichten. Er wird über die Politik des Krieges referieren - über die geostrategischen Großmachtinteressen in dieser Region. Und er wird erzählen, welche Erwartungen und Perspektiven die meisten Menschen in Afghanistan haben. Matin Baraki wurde 1947 in Afghanistan geboren, hat dort studiert und dann als Lehrer gearbeitet. 1995 Promotion an der Universität Marburg. Er nahm Lehraufträge an den Universitäten Marburg, Gießen, Kassel und Münster wahr und publizierte über den Nahen und Mittleren Osten sowie Süd- und Zentralasien in verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen der Bundesrepublik und der Schweiz. 2004 erschien sein Buch "Kampffeld Naher und Mittlerer Osten".
Einleitend spricht Regine Jäger vom Verein "Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren" über die Abschiebungen nach Afghanistan und Dr. Ibrahim Ladaa wird die Aktivitäten der Ärzteorganisation IPPNW zu Globalsierung und Krieg vorstellen. Der Abend wird moderiert von Mechthild Goldstein, Initiative gegen den Krieg.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit: Projektbereich EineWelt an der Universität Paderborn, Büren-Gruppe Paderborn, Verein „Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren“, Flüchtlingsrat Paderborn, Linkes Forum Paderborn.
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