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21.10.2005 :
Übersicht
Veröffentlichungen am 21.10.2005:
01.) Gütersloher Zeitung / Neue Westfälische:
(Kreis Gütersloh) Adamjans dürfen vorerst bleiben / Kreis steckt aber enge Bedingungen
02.) Radio Gütersloh:
(Kreis Gütersloh) Adamjans dürfen vorerst bleiben
03.) Die Glocke:
(Kreis Gütersloh) Flüchtlingsfamilie Adamjan / Keine Aufenthaltsgarantie bis zum Ende der Schulzeit
04.) Radio Gütersloh:
(Kreis Gütersloh)
05.) Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische:
(Paderborn) "Massenabschiebung in die Armut" / 25.Oktober Infoabend über Afghanistan
06.) Westfalen-Blatt:
(Gütersloh) Integration kommt nicht nach Hause / Katarina Klawa bescheinigt Deutschen viel Toleranz gegenüber Migranten
07.) Lippische Landes-Zeitung:
(Lemgo) Eine Helferin Willy Langenbergs / Emmi Beulmann mit 89 verstorben
08.) Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische:
(Kreis Paderborn) "Arbeit für Frieden" auf Gedenkstätten gewürdigt
09.) Westfälisches Volksblatt:
(Kreis Paderborn) 683 junge Menschen im Einsatz an Kriegsgräbern / Ehrenamtliches Engagement gewürdigt
09.) Höxtersche Kreiszeitung / Neue Westfälische:
(Höxter) Ender spricht über Antisemitismus
10.) Höxtersche Kreiszeitung / Neue Westfälische:
(Beverungen) Das Judentum in unserer Region
11.) Gütersloher Zeitung / Neue Westfälische:
(Gütersloh) Herbstfest bei Müterthies-Wittag
12.) Die Glocke:
(Sassenberg) Vortrag über Westpreußen / "Es hat sich schon sehr viel dort verändert"
13.) Bielefelder Tageblatt (BW) / Neue Westfälische:
(Bielefeld) Protest gegen Folgen von Hartz IV
Nachrichten zu Migration / Rassismus vom 21.10.2005:
01.) Fünf Zeilen, die zwei Leben verändert haben / Farhad Rezaie und Alireza Rajabi aus Afghanistan arbeiten und leben seit Jahren in Kempten - Nun droht ihnen die Abschiebung
(all-in.de)
01.) Fünf Zeilen, die zwei Leben verändert haben / Farhad Rezaie und Alireza Rajabi aus Afghanistan arbeiten und leben seit Jahren in Kempten - Nun droht ihnen die Abschiebung
Kempten. Es sind unscheinbare Umschläge. Weiß, Standardgröße. Am 21. September lagen sie im Briefkasten. Im Innern: Standardbriefe. Weiß, DinA4, schwarze Buchstaben. " ... wird die Abschiebung ... nach Afghanistan angekündigt", heißt es darin.
"Es war ein furchtbarer Schock", erinnert sich Farhad Rezaie an jenen Mittwoch im September, als fünf nüchterne Zeilen zwei Leben durch einander warfen. Farhad ist 21 Jahre alt, stammt aus Afghanistan und lebt und arbeitet in Kempten. Als er nach Deutschland flüchtete, war er knapp 16. Sein Asylantrag wurde ebenso abgelehnt wie der seines Mitbewohners Alireza Rajabi (22). Der Grund: Das Taliban-Regime, vor dem beide geflüchtet waren, ist seit dem Einmarsch der Amerikaner gestürzt. Da eine Abschiebung in das krisengeschüttelte Land aber als unmöglich galt (so schreibt die Kemptener Ausländerbehörde), waren die Beiden "geduldet".
Farhad und Alireza haben feste Arbeitsplätze (in einem Schnellrestaurant und bei einem Schneider), zahlen Steuern und Sozialabgaben, beziehen keinerlei staatliche Hilfe, waren nie kriminell und sprechen fließend deutsch. Nun sollen sie abgeschoben werden.
In ein Land, in dem es laut einem Bericht der Stiftung Pro Asyl, der Uno Flüchtlingshilfe und der UNHCR für die Rückkehrer "kaum finanzierbaren Wohnraum", gibt, praktisch keine Arbeitsplätze, keine medizinische Grundversorgung und in dem gerade die Rückkehrer von Erpressung und Bedrohung betroffen seien. Ohne den Schutz einer Großfamilie sei die Rückkehr besonders schwierig.
Farhad und Alireza haben keine Verwandten mehr in Afghanistan, sie sind ebenfalls längst geflohen.
Dass etwa 400 volljährige und allein stehende Männer, die sich noch keine sechs Jahre in Deutschland aufhalten, nun zwangsweise nach Afghanistan zurück sollen, das hatte im Juni die Innenministerkonferenz festgelegt.
"Farhad und Alireza sind ein besonders tragischer Fall", sagt Klaus Hackenberg von der Asylberatung der Diakonie. Die geplante Abschiebe-Welle treffe zwei Menschen, die hervorragend integriert seien und in eine "völlig unklare Zukunft" geschickt würden. "Die beiden wissen nicht, was sie in Kabul erwartet. Es gibt weder Auffanglager, noch können die beiden dort ein Wort verstehen." Denn die Bewohner der Hauptstadt Kabul - dorthin werden laut Hackenberg die Abgeschobenen gebracht - sprechen nicht einmal dieselbe Sprache wie die Menschen in den weit entfernten Heimatprovinzen von Farhad und Alireza. "In Afghanistan werden die beiden untergehen", befürchtet Hackenberg.
Farhad und Alireza jedenfalls haben Angst. Zwei Männer, die in Lkw-Laderäumen und auf unbekannten Wegen aus Afghanistan und dann quer durch Europa flohen, als sie noch halbe Kinder waren, fürchten sich. Und da sind auch ganz praktische Fragen. Etwa: Was passiert mit der Wohnung samt Einrichtung, wenn nachts plötzlich die Polizei vor der Tür steht? Was geschieht mit den 1.000 Euro Mietkaution, die die beiden hinterlegt haben, was mit ihren Konten, den Rentenansprüchen?
"Menschlich ist das sicher sehr tragisch", sagt Konrad Pfister von der Kemptener Ausländerbehörde. Von ihr kommt die Abschiebungs-Ankündigung. Aber, betont Pfister, ihm seien in diesem Fall die Hände gebunden. Seine Behörde müsse die Anweisungen des bayerischen Innenministeriums ausführen. Das bestätigt auch das Ministerium.
Aber was wird nun aus den jungen Afghanen? Sie wollen das einzig mögliche tun: Eine Aufenthaltsgenehmigung betragen, die "wahrscheinlich abgelehnt" wird (Hackenberg). Und dagegen wollen die Afghanen dann klagen. Denn, sagt Farhad, während er aus dem Fenster seiner Wohnung im siebten Stock auf die Dächer der Stadt blickt: "Kempten ist mittlerweile unsere Heimat."
Quelle: all-in.de (Stefanie Heckel)
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