Neue Westfälische ,
19.10.2005 :
Votum für die Wehrpflicht / Generalleutnant Dieter in Augustdorf
Von Oliver Herold
Augustdorf. Es sei ein gesellschaftliches Problem, das auf die Bundeswehr übergreife. Falsche Ernährung, wenig Schulsport, zu viel Medienkonsum – ein "zunehmender Anteil" der Wehrdienstleistenden entspreche nicht den körperlichen Anforderungen, beklagt Generalleutnant Hans-Heinrich Dieter, der gestern zu Besuch am Bundeswehrstandort Augustdorf war.
Trotz der Problematik spricht sich der Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr und Inspekteur der Streitkräftebasis klar für eine Beibehaltung der Wehrpflicht aus. Durch sie sei die derzeit 280.000 Mann starke Armee besser in der Bevölkerung verankert, komme gut qualifiziertes Personal in die Bundeswehr und darüber hinaus rekrutiere man "entsprechenden Nachwuchs in der richtigen Qualität".
55.000 Männer seien jetzt Wehrpflichtige. Viele von ihnen würden sich für eine berufliche Karrierre in der Bundeswehr entscheiden. 50 Prozent der Unteroffiziere und 30 Prozent der Offiziere kommen laut Dieter aus dem Grundwehrdienst. "Das sind Männer aus allen Teilen der Gesellschaft, die bei uns gebraucht werden."
Wichtig und sinnvoll seien die Aufgaben der Bundeswehr im In- und Ausland. Derzeit etwa trainieren in Augustdorf 100 Reservisten aus der Führungs- und Funktionsebene des Heimatschutzbataillons 78 den Ernstfall. Schieß- und Gefechtsübungen, Kompass- und Kartentraining, Entfernungen abschätzen, Pionierarbeit. Mit dem einstigen Landesverteidigungsauftrag der Bundeswehr habe das nicht viel zu tun, sagt Dieter. Vielmehr orientiere sie sich an den erweiterten Aufgaben im Ausland. Zehn Prozent dieser Soldaten seien Reservisten.
Da sich die Bundeswehr derzeit umstrukturiert, werde es auch in Augustdorf Veränderungen geben: Bis 2010 soll die Personalstärke von 2.800 auf 5.000 aufgestockt werden. "Augustdorf hat erheblich an Bedeutung gewonnen und wird zu einem der Großstandorte ausgebaut", so der Generalleutnant. Dann allerdings wird es das Heimatschutzbataillon 78 und das dafür zuständige Verteidigungsbezirkskommando 35 in seiner jetzigen Form nicht mehr geben: 2006 werden beide aufgelöst und dem neu aufzustellenden Landeskommando NRW mit Sitz in Düsseldorf unterstellt.
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