BewohnerInnen des Lagers Hesepe ,
03.10.2005 :
(Bramsche-Hesepe) Betrifft: Mängel der Einrichtung
An alle, die es angeht
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir sind BewohnerInnen des Lagers Hesepe, wir wollen hiermit unsere Probleme herausstellen, mit denen wir in unserem Lager konfrontiert sind, und das sind folgende:
- es kommt häufig vor, dass Flüchtlinge den Weg zum Zahnarzt selbständig zurücklegen müssen mit ihrem Fahrrad, aber niemand weiß, was passieren kann, wenn jemand eine Betäubung bekommt.
- bei jeder Art medizinischer Behandlung wird jedem von uns eine Paracetamoltablette gegeben für alle Arten von Krankheit und Infektionen.
- einer Frau, die seit 4 Jahren einen Bandscheibenvorfall hat, wurde vom Arzt gesagt, sie habe nichts.
- die meisten der Menschen im Lager haben psychische Probleme.
- in Fällen, bei denen chirurgische Eingriffe notwendig sind, werden wir von der Lagerleitung informiert, dass sie es sich nicht leisten kann, solch teure Operationen zu bezahlen.
- es wird jetzt kälter, aber die Heizungsanlage funktioniert nicht richtig.
- einige Leute haben Unterschriften gesammelt, damit ein Arzt kommt für allgemeine Untersuchungen und Behandlungen.
- hier im Lager gibt es Drogendealer, die täglich Drogen innerhalb des Lagers verkaufen. Wo sind hier die Verantwortlichen für das Lager? Sind sie blind oder profitieren sie vom Drogenhandel? Unsere Kinder sind schon ganz vertraut mit den verschiedenen Drogen, die hier im Lager verkauft werden
- die Menschen, die hier im Lager leben, sind verzweifelt und frustriert. Das führte dazu, dass ein Vater seinen Sohn mit einem Messer tödlich (lebensgefährlich?) verletzte und sich selbst anzündete
- es gibt hier keinen ausreichenden Unterricht für unsere SchülerInnen in der Lagerschule, man sollte annehmen, dass intensive Sprachkurse abgehalten werden. Unsere SchülerInnen gehen zwei Stunden am Tag zur Schule, auf dem Stundenplan steht Sprache, Mathematik, Zeichnen und Sport, all das in diesen zwei Stunden. Nebenbei, der Kindergarten ist kein geeignetes Gebäude für diese Aktivitäten, er ist nicht gut ausgestattet, so wie man es für die Ausstattung annehmen sollte. Auf der anderen Seite werden unsere Kinder nicht in irgendwas unterrichtet, sie spielen nur und sie kommen mit dreckiger Kleidung zurück
- unseren Gästen, Besuch und Verwandten ist es nicht gestattet, hier zu übernachten, selbst wenn sie von weit entfernten Städten kommen, während Drogendealer ihre Freundinnen auf ihren Zimmern treffen, ohne dass das vom Sicherheitspersonal kontrolliert wird oder auch nur registriert wird
- in vielen Fällen einer (Urlaubs?) Erlaubnis wurden unsere Räume und unser persönlicher Besitz von Mitarbeitern der Sozialbehörde kontrolliert.
- der Lagerleiter ist der größte Lügner, wenn er Menschenrechtsorganisationen erzählt, dass er die Menschen im Lager mit dem besten Service und der besten Einrichtung versorgt und wenn er eine Führung durchs Lager macht, damit sie sich die Straßen und Bäume ansehen können, aber wenn er nicht die Wohnräume zeigt und nicht die sanitären Anlagen, was sehr schmachvoll für ihn wäre.
- Kantine:
- das Frühstück reicht nicht aus für die Erwachsenen und auch nicht für die Kinder, es besteht aus einer Portion Marmelade mit nur ein paar Gramm, einer Portion Butter mit nur ein paar Gramm, Käse, irgendeiner Art von Obst und Mortadella, die wir nicht essen können, weil wir Moslems sind, denn nach den Vorschriften der Moslems ist das verboten, nur manchmal zwingen wir uns zu essen oder wir zwingen unsere Kinder, aber sie verstehen nun, dass diese Mortadella nicht unseren Standards entspricht, und sie lehnen es ab, so etwas zu essen
- das Abendessen sieht so aus wie das Frühstück.
- das Mittagessen besteht täglich grundsätzlich aus Kartoffeln, Makkaroni, Reis. Wir essen nicht dieses Fleisch oder Geflügel, das nicht nach unseren religiösen Vorschriften ist.
- Zahnpasta, Zahnbürsten, Shampoo und Seife, die wir bekommen, sind das Schlechteste, was Menschen bekommen können und von der billigsten Qualität, die höchstwahrscheinlich für Tiere vor 10 Jahren benutzt wurde.
- das Waschen der Kleidung ist einmal in der Woche für jede Familie möglich, es ist nur einmal erlaubt, egal wie viele Mitglieder die Familie hat.
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