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18.10.2005 :
Übersicht
Veröffentlichungen am 18.10.2005:
01.) Radio Gütersloh:
(Gütersloh) Zeitzeugen für Propagandafilm gesucht
02.) Bad Oeynhausener Kurier / Neue Westfälische:
(Bad Oeynhausen) 60 Jahre Kriegsende im Buch / Arbeitskreis für Heimatpflege besichtigt Wewelsburg
03.) Lippische Landes-Zeitung:
(Lage) Es geht um Solidarität / Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht am 9. November
04.) Bielefelder Tageblatt (BW) / Neue Westfälische:
(Bielefeld) Hannes Heer liest: "Hitler war's"
05.) Die Glocke:
(Kreis Soest) Geschenk / Grubenlampe aus Oberschlesien
06.) Bielefelder Tageblatt (BW) / Neue Westfälische
(Bielefeld) Diskussion: "Trotz Folter kein Asyl"
07.) Radio Gütersloh:
(Langenberg) Neue Unterkunft für Asylbewerber
08.) Die Glocke:
(Langenberg) Vier Objekte angemietet / Neue Unterkünfte für Asylbewerber
09.) Bielefelder Tageblatt (BW) / Neue Westfälische:
(Bielefeld) Demonstration gegen Umzugszwang
10.) Gütersloher Zeitung / Neue Westfälische:
(Gütersloh) Guten Morgen
11.) Bielefelder Tageblatt (BW) / Neue Westfälische:
(Bielefeld) Ein Fall für die Gewerkschaft / "Talco", "Commandantes" und "Billy No Mates" im AJZ
Nachrichten zu Migration / Rassismus vom 18.10.2005:
01.) Gewalt gegen Flüchtlinge nimmt zu / ND-Gespräch mit Frederico Barroela, Büroleiter von "Ärzte ohne Grenzen" in Tanger
(Neues Deutschland)
02.) Marokko schließt Abschiebung von Afrika-Flüchtlingen weitgehend ab / 970 Immigranten nach Senegal, Mali, Kamerun, Gambia und Äquatorialguinea geflogen
(Der Standard Online)
03.) London schiebt Terrorverdächtige nach Libyen ab
(Basler Zeitung Online)
01.) Gewalt gegen Flüchtlinge nimmt zu / ND-Gespräch mit Frederico Barroela, Büroleiter von "Ärzte ohne Grenzen" in Tanger
Seit zwei Jahren arbeiten die "Ärzte ohne Grenzen" in verschiedenen Regionen Marokkos für Immigranten aus der Subsahara-Zone. Vor kurzem veröffentlichten sie einen Report über "Gewalt und Immigration": Der Hauptteil der medizinischen Behandlungen von Immigranten resultiere aus Gewaltanwendung, begangen von der marokkanischen (52 Prozent) und der spanischen Polizei (15 Prozent).
Für ND sprach Alfred Hackensberger mit Frederico Barroela, Büroleiter der "Ärzte ohne Grenzen" in Tanger.
ND: Am Wochenende waren Sie im Süden Marokkos, um die Lebensbedingungen von Immigranten zu überprüfen, die in einer Kaserne interniert wurden.
Barroela: Drei Tage haben wir vergeblich vor dem Tor gewartet. Wir bekamen keinen Zugang zu den rund 1.500 Flüchtlingen, die drei Tage lang in Bussen unterwegs waren. Wir sind als professionelle Organisation bekannt und haben uns um die Menschen seit zwei Jahren gekümmert. Aber objektive Beobachter wollen die Behörden nicht.
ND: Woher stammen die Immigranten in dem Internierungslager?
Barroela: Das waren Flüchtlinge, die Spanien nach Marokko zurückgeschickt hat, und außerdem alle, die Marokko in den letzten Wochen in der Umgebung von Ceuta und Melilla verhaftet hatte.
ND: Was geschieht nun mit den Immigranten?
Barroela: Diplomatische Vertreter verschiedener Staaten haben ihre Staatsangehörigen aussortiert. Dann ging's offensichtlich per Flugzeug zurück nach Mali, Nigeria, Senegal oder Guinea. Jedenfalls wurden laufend Leute in Bussen weggebracht.
ND: Viele Betroffene verlieren gerne ihre Pässe, um ihre Identifizierung und die Rückabschiebung zu verhindern.
Barroela: Wir fragen nicht nach dem Pass. Wir bieten den Immigranten medizinische Versorgung, da sie als Illegale keinen Zugang zum marokkanischen Gesundheitswesen haben. Der Rest ist uns egal.
ND: Gibt es so viele Flüchtlinge im Raum Tanger, dass der Unterhalt einer Praxis nötig ist?
Barroela: Es dürften zwischen 1.000 und 1.500 Menschen sein. Im Sommer mehr als im Winter, wenn das Meer stürmisch ist und nur wenige Boote die Überfahrt nach Spanien wagen. Auch wegen der verstärkten Kontrollen auf beiden Seiten ist es immer schwieriger, die Meerenge zu überqueren. Die Immigranten sitzen fest und werden daher immer mehr.
ND: In der Regel können Sie nur Erste Hilfe leisten. Was machen Sie mit schwierigeren Fällen?
Barroela: Patienten, die wir nicht behandeln können, bringen wir in marokkanischen Hospitälern unter.
ND: Aber selbst Marokkaner haben oft große Schwierigkeiten, ohne Geld die entsprechende Behandlung zu bekommen.
Barroela: Das ist eine Frage der medizinischen Ethik. Jeder Arzt muss einen Patienten, der verwundet ist, behandeln. Außerdem liefern wir die Medikamente und das Material.
ND: Sie haben auch Immigranten betreut, die sich in den Wäldern nahe Ceuta verstecken.
Barroela: Die Leute hausen unter menschenunwürdigen Bedingungen, ohne ausreichend Wasser und Verpflegung. Viele sind schlecht ernährt. Mitten im Wald kamen Babys zur Welt. In meiner Zeit dürften das rund 40 gewesen sein.
ND: Welchen Einfluss haben die Ereignisse in Ceuta und Melilla, wo elf Menschen beim Sturm auf die Grenze getötet wurden?
Barroela: Das hat viel verändert. Früher standen die Immigranten hin und wieder im Rampenlicht und dann ging alles wie vorher weiter. Jetzt kann niemand mehr wegsehen und darauf warten, bis sich die Lage wieder beruhigt hat. Jetzt ist es nicht mehr ein Problem von Spanien und Marokko. Das ist jetzt ein europäisches Problem. Ceuta und Melilla sind Schengen-Territorium.
ND: Warum haben die Immigranten erst jetzt die spanischen Exklaven als Fluchtmöglichkeit entdeckt?
Barroela: Es gibt weniger Chancen, mit dem Boot rüber zu kommen, und mehr Polizeikontrollen in Marokko. Der Druck hat sich erhöht. Die Flüchtlinge sind monatelang nicht zur Ruhe gekommen, sie wurden Opfer von Gewalt und Polizeiwillkür. Die Gewalt nahm im letzten Jahr deutlich zu. Der Hauptteil aller medizinischen Konsultationen resultierte aus Gewalteinwirkungen.
ND: Was verlangen Sie von den marokkanischen Behörden?Marokko ist kein reiches Industrieland, die Aufnahme tausender Flüchtlinge ist kein leichtes Unterfangen.
Barroela: Ich kann nicht sagen, was die marokkanische Regierung zu tun hat oder nicht. Aber man muss die Flüchtlinge als menschliche Wesen behandeln, mit allem Respekt. Wir haben es hier mit einem menschlichen Drama zu tun.
ND: Die wenigsten Flüchtlinge sind politisch Verfolgte oder kommen aus Kriegszonen. Aber sie setzen auf dem langen Weg nach Europa ihr Leben aufs Spiel. Viele werden von Zuhause unterstützt, oft mit mehr Geld, als ein marokkanischer Arbeiter im Monat verdient. Kann man zwischen wirtschaftlichen und politischen Flüchtlingen unterscheiden?
Barroela: Wir können uns nicht anmaßen, über diese Leute zu urteilen. Die Menschen sitzen hier fest, sind Opfer von Gewalt und führen ein miserables Leben. Das muss man vor Augen haben. Sie sehen in ihrem Land keine Zukunft, deshalb sind sie hier.
ND: Vor einer Woche hat ein Team Ihrer Organisation rund 500 Flüchtlinge gefunden, die von der marokkanischen Polizei in der Wüste ausgesetzt wurden.
Barroela: Ja, man hat sie in Busse verfrachtet und nach neun Stunden Fahrt in der Nähe der algerischen Grenze einfach ausgesetzt. So etwas ist unakzeptabel. Darunter waren viele Verletzte vom Sturm auf den Grenzzaun in Ceuta oder Melilla, und auch Frauen, Kinder. Wenn man diese Menschen deportiert, dann wenigstens in ihre Heimatländer.
Quelle: Neues Deutschland
02.) Marokko schließt Abschiebung von Afrika-Flüchtlingen weitgehend ab / 970 Immigranten nach Senegal, Mali, Kamerun, Gambia und Äquatorialguinea geflogen
Rabat. Marokko hat die Abschiebung afrikanischer Flüchtlinge weitgehend abgeschlossen. Mehr als 2.500 illegale Zuwanderer aus Staaten West- und Zentralafrikas wurden über Luftbrücken in ihre Heimatländer zurückgebracht. Sie hatten versucht, über die spanischen Nordafrika-Exklaven Ceuta und Melilla auf das Gebiet der Europäischen Union zu gelangen, und waren in Marokko festgenommen worden. Wie die Behörden in Rabat am Dienstag mitteilten, wurden in den vergangenen vier Tagen aus Goulimine im Südwesten Marokkos 970 Immigranten nach Senegal, Mali, Kamerun, Gambia und Äquatorialguinea geflogen.
Die Afrikaner waren mit Hilfe von Diplomaten aus ihren Herkunftsländern identifiziert worden. Zuvor waren bereits von Oujda im Osten Marokkos über 1.600 Senegalesen und Malier abgeschoben worden. In Bouizakarne bei Goulimine warteten über 200 illegale Immigranten aus verschiedenen Staaten noch auf ihre Identifizierung, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur MAP. Darunter seien nicht nur Afrikaner, sondern auch Inder und Bangladesher.
MAP meldete, viele der Afrikaner seien erleichtert darüber gewesen, dass sie nach dem Scheitern ihres Vorhabens in die Heimat zurückgebracht wurden. Dagegen berichtete die spanische Zeitung "El País" aus Goulimine, mehrere Flüchtlinge hätten bei ihrer Abschiebung lautstark protestiert.
Quelle: Der Standard Online
03.) London schiebt Terrorverdächtige nach Libyen ab
London (dpa/baz). Grossbritannien hat mit Libyen ein Abkommen zur Abschiebung von Terrorverdächtigen unterzeichnet. Damit verpflichtete sich die Regierung in Tripolis am Dienstag, aus Grossbritannien deportierte Libyer nicht zu misshandeln.
Londons Pläne zur Abschiebung ausländischer Terrorverdächtiger waren von Menschenrechtsorganisationen kritisiert worden, weil sie nicht mit dem europäischen Folterverbot vereinbar seien. Danach ist es untersagt, Menschen in Länder abzuschieben, wo sie misshandelt werden könnten. Zuvor hatte Grossbritannien eine ähnliche Vereinbarung mit Jordanien getroffen. Mit weiteren Ländern sind Verhandlungen im Gange.
Innenminister Charles Clarke bezeichnete das Abkommen mit Libyen als weiteres Beispiel für eine effektive internationale Kooperation, um den Terrorismus zu besiegen. Seit den Terroranschlägen in London am 7. Juli, bei denen 56 Menschen starben, bemüht sich die Regierung um eine deutliche Verschärfung der Anti-Terror-Gesetze und der Abschiebepraxis bei Terrorverdächtigen.
Quelle: Basler Zeitung Online
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