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Bielefelder Tageblatt (BW) / Neue Westfälische , 17.10.2005 :

(Bielefeld) Lücken in der Unternehmensgeschichte

Die Möllerwerke wurden in diesen Wochen 275 Jahre alt ("Dymnastisches Unternehmen", 28. September 2005). Unser Leser Klaus Rees, der auch für Bündnis ’90/Die Grünen im Bielefelder Stadtrat sitzt, macht dazu einige kritische Anmerkungen:

In der Firmengeschichte und den breit wiedergegebenen Sozialaktivitäten der Firma Möller fehlt leider, wie bei so vielen Firmen, die dieser Tage ein langjähriges Firmenjubiläum feierten, ein Hinweis darauf, was diese Firma in der Zeit zwischen 1939 und 1945 getan hat. Die Chronik der Unternehmerfamilie Möller nennt für das Jahr 1936 den "Beginn der Kunststoffverarbeitung" und hält als nächsten Meilenstein das Jahr 1948 mit einer weiteren Heirat der Firmeninhaberin fest. Auch bei den Sozialaktivitäten klafft zwischen 1935 ("Errichtung eines Betriebskindergartens") und 1946 ("Instandsetzung des Sportplatzes Kupferhammer") eine Lücke.

Es fehlt aber jeglicher Hinweis darauf, dass bei der Firma Möller ca. 95 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter unter schlimmsten Bedingungen Sklavenarbeit verrichten mussten. Bei Bombenangriffen auf das Firmengelände wurde ihnen sogar untersagt, die Luftschutzbunker aufzusuchen. Auch einen Hinweis auf die Produkte, die die Firma während der Zeit des Zweiten Weltkriegs herstellte, fehlt leider in dem ganzseitigen Jubelartikel. Aber vielleicht liegt die Erklärung in dem Kommentar "Grund zum Feiern", in dem Herr Massmann schreibt: "In 275 Jahren musste nicht nur das Produkt stimmen. Auch die Familien mussten passen und sich anpassen." Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen!

Dennoch täte ein bisschen mehr Ehrlichkeit manchmal gut, dann wären solche ärgerlichen Lücken in der Unternehmensgeschichte nicht notwendig!

Klaus Rees
Bielefeld


lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

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