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17.10.2005 :
Übersicht
Veröffentlichungen am 17.10.2005:
01.) Bielefelder Tageblatt (BW) / Neue Westfälische:
(Bielefeld) Lücken in der Unternehmensgeschichte
02.) Bielefelder Tageblatt (BW) / Neue Westfälische:
(Bielefeld) Anti-Hartz-Demonstrationen gehen weiter
Nachrichten zu Migration / Rassismus vom 17.10.2005:
01.) Marokko: Massen-Abschiebungen / Rabat will bis Jänner alle Flüchtlinge heimschicken.
(Die Presse.com)
02.) Schweiz / Über 500 Unterschriften gegen Minimalzentrum
(Berner Rundschau Online)
03.) Schläge für die Flüchtlinge / Erschreckende Zustände im Auffanglager Lampedusa
(ZDFheute.de)
04.) Flüchtlinge protestieren gegen Abschiebung durch Marokko / Behörden des Diebstahls beschuldigt
(Der Standard Online)
01.) Marokko: Massen-Abschiebungen / Rabat will bis Jänner alle Flüchtlinge heimschicken.
Rom/Rabat. "Karawanen der Schande" nennt die spanische Presse die Abschiebungen. Und eine Zeitung in Senegal fragt: "Sind das Brüder?" Marokko steht unter massivem Beschuss wegen seines Umgangs mit den Migranten aus Schwarzafrika, die ihr Glück an den Stacheldrahtzäunen der spanischen Exklaven Melilla und Ceuta versuchen und dabei oft scheitern.
Die Menschen stammen vor allem aus Senegal und Mali. Marokko schiebt sie ab, noch bevor abgeklärt wäre, ob unter ihnen Menschen sind, die politisches Asyl beantragen dürften. Die "Glücklicheren" von ihnen schaffen es auf die Luftbrücke: Sie werden mit Charterflügen nach Bamako oder Dakar zurückgebracht. Der große Rest, Hunderte in den letzten Tagen, werden auf Lastautos und Busse geladen, mit einer Flasche Wasser und etwas Brot, und in die Wüste gekarrt: die einen an die Grenze zu Algerien, wo viele hergekommen waren, die anderen in die weite Öde der Westsahara.
Bis Jänner will de marokkanische Regierung tausende illegale Einwanderer in ihre Heimat zurückführen. 11.000 Soldaten sollen zum Einsatz kommen, um die Flüchtlingsströme zu blockieren.
Es regt sich Protest. In Europa und auch in Afrika. Die Marokkaner aber wehren sich. Sie fühlen sich alleine gelassen - und zwar von allen. Die EU tue zu wenig, tönt es aus Rabats Regierung. Allein die Rückführung der Klandestinen, welche ja schließlich nach Europa gewollt und Marokko nur als Transitland gebraucht hätten, koste die Marokkaner 120 Millionen Euro. Rabat erinnert daran, dass man die Marokkanern bisher stets bezichtigt habe, zu lax mit illegalen Einwanderern umzugehen - nun aber, da man durchgreife, werde einem zu große Härte vorgeworfen.
Marokko fühlt sich verraten, auch vom Nachbarn Algerien, der offenbar - ähnlich wie Libyen - nach Belieben am Hahn des Migrantenstroms drehen kann. Im Südwesten Algeriens sollen Tausende Afrikaner in Auffanglagern auf den Transport nordwärts, rauf in die Nähe der Mittelmeerküste, warten. Ziel dieser Fluchtroute ist die spanische Exklave Melilla.
Die Marokkaner haben begonnen, vor den Toren ihrer nordöstlichen Grenzstadt Oujda Straßensperren zu errichten und Zollpatrouillen zu schalten. Rund um Melilla, die schon von einem spanischen Zaun umgeben ist, will Rabat nun noch eine Mauer hochziehen und einen Graben (drei Meter tief, 1,5 Meter breit) ausheben - und bewehrt so die "Festung Europa" noch etwas mehr.
Die "afrikanischen Brüder" sind enttäuscht. Einige der zurückgeführten Migranten erzählen von marokkanischen Gendarmen, die ihnen alles Geld gestohlen und sie geschlagen hätten.
Das marokkanische Staatsfernsehen zeigt unterdessen unablässig Berichte über das friedliche Zusammenleben von Schwarz- und Nordafrikanern in Casablanca und Rabat.
Quelle: Die Presse.com (Oliver Meiler)
02.) Schweiz / Über 500 Unterschriften gegen Minimalzentrum
Der Widerstand gegen das geplante Minimalzentrum für abgewiesene Asylbewerber in der Unteren Gantrischhütte wächst: An einer "Solidaritätsaktion" haben Wirte und Touristiker am Samstag mehr als 500 Unterschriften gegen das Zentrum gesammelt.
Die in der IG Gantrisch zusammengeschlossenen Wirte und Touristiker der Region hatten die Bevölkerung dazu aufgerufen, sich mit ihnen im Kampf gegen das Minimalzentrum zu solidarisieren. Auf dem Parkplatz bei der Wasserscheide verteilten sie am Samstag an rund 1.000 Personen gratis Suppe und Spatz.
Rund die Hälfte der Anwesenden bezeugten mit ihrer Unterschrift ihre ablehnende Haltung gegen das Minimalzentrum, wie Daniel Quarti, der Wirt des Restaurants Gurnigelbad auf Anfrage sagte.
Polizei- und Militärdirektorin Dora Andres habe die Region mit ihrem "diktatorischen Entscheid" vor den Kopf gestossen. Man habe nichts gegen die Asylbewerber, das Minimalzentrum schade jedoch dem Image der Region als touristisches Naherholungsgebiet. Das weitere Vorgehen der IG werde am Montag festgelegt.
Der Kanton Bern will Ende Januar das Minimalzentrum auf der Stafelalp oberhalb von Wattenwil schliessen. Mit dem geplanten neuen Standort in der Unteren Gantrischhütte (Gemeinde Rüschegg) hofft der Kanton Bern auf Grund der "ausgeprägt dezentralen Lage" für die betroffenen Personen einen wirksameren Anreiz für die Ausreise zu schaffen.
Quelle: Berner Rundschau Online
03.) Schläge für die Flüchtlinge / Erschreckende Zustände im Auffanglager Lampedusa
Zehntausend zumeist afrikanische Flüchtlinge sind dieses Jahr bereits auf der kleinen italienischen Insel Lampedusa bei Sizilien gelandet. Erstmals erfährt nun die Öffentlichkeit, wie es dort zugeht. Der Journalist Fabrizio Gatti hat sich ins Lager eingeschmuggelt und berichtet in der italienischen Zeitung L'espresso über unerträgliche Zustände.
Die Flüchtlingsdramen der spanischen Exklaven Mellila und Ceuta bewegen zur Zeit die Gemüter. Doch das Thema illegale Einwanderung steht nicht erst jetzt auf der EU-Agenda, seit 2003 diskutieren die EU-Gremien über Schutzprogramme für Flüchtlinge in Regionen außerhalb des eigenen Hoheitsgebiets.
Ansturm auf Lampedusa
Den Hauptansturm der Flüchtlinge aus Afrika haben die Länder im Süden Europas zu bewältigen. Wer es nicht über die meterhohen Zäune von Ceuta und Mellila schafft, der kommt über das Mittelmeer. Neben Malta und dem spanischen Festland ist die italienische Insel Lampedusa meistens das Ziel. Von Januar bis September wurden in Italien 15.000 Menschen im Meer oder an den Küsten aufgegriffen. Allein letzten Sonntag erreichten 340 Flüchtlinge die Insel.
Das Auffanglager bietet Platz für 186 Flüchtlinge und ist meistens hoffnungslos überfüllt. Über die Zustände, die dort herrschen, konnte bisher nur gemutmaßt werden. Denn die Einrichtung ist für fremde Blicke absolut tabu. Selbst 13 Abgeordnete des Europaparlaments, die unlängst Gerüchten über unmenschliche Zustände nachgehen wollten, bekamen das wahre Lager nicht zu sehen.
Journalist als falscher Flüchtling
Was den Abgeordneten verwehrt blieb, hat Fabrizio Gatti zu sehen bekommen. Nach dem Sprung von einer Klippe ließ er sich aus dem Meer fischen und für eine Woche in das Auffanglager sperren. Er gab sich dort als irakischer Kurde aus und erfuhr am eigenen Leib, wie es sich anfühlt, als Flüchtling in Europa anzukommen.
Was Gatti erlebte, erschreckte nun die italienische Öffentlichkeit. Menschen, die bei jedem Wetter im Freien auf dem Hof schlafen, hygienische Zustände, die diese Beschreibung kaum verdienen und Wachpersonal, das die Flüchtlinge schikaniert: Menschen werden gezwungen, sich trotz Kälte nackt auszuziehen, Essen wird verweigert, sie werden geschlagen oder müssen sich Pornofilme auf dem Handy ansehen.
"Ihr seid freie Leute"
Auch einen Richter sieht Gatti während seiner Zeit im Lager nicht, obwohl niemand ohne Urteilsspruch länger als 48 Stunden festgehalten werden darf. Es sind erschreckende Vorwürfe, die Gatti erhebt, auch wenn manche Polizisten den Flüchtlingen durchaus mit Respekt begegneten.
Frei kam Gatti übrigens wie viele andere auch: Man brachte ihn nach Sizilien, kaufte ihm ein Bahnticket nach Palermo und gab ihm einen Bescheid, nach dem er Italien innerhalb von fünf Tagen verlassen solle. "Ihr seid freie Leute", habe der Polizist noch gesagt. Freie Leute in Europa.
Doch die erste Begegnung mit Europa bleibt Lampedusa.
Quelle: ZDFheute.de (Julia Häusler)
04.) Flüchtlinge protestieren gegen Abschiebung durch Marokko / Behörden des Diebstahls beschuldigt
Goulimine. Mehrere Kameruner haben am Montag gegen ihre Abschiebung durch die marokkanischen Behörden protestiert und ihnen vorgeworfen, Geld und Mobiltelefone gestohlen zu haben. Die 129 Kameruner wurden vom Militärflugplatz Goulimine rund 650 Kilometer südlich von Rabat in die kamerunische Hafenstadt Douala geflogen. Sie beschimpften die Polizisten, als sie die Boeing 737 bestiegen. "Ich habe nicht einen Franc", schimpft der 26-jährige Zamba Achry und fügt hinzu, er gehe nicht freiwillig. Ein anderer klagt, ihm seien zwei Mobiltelefone gestohlen worden.
Die Behörden wiesen die Anschuldigungen zurück und betonten, es handle sich um freiwillige Rückkehrer. Marokko hat mit mehr als einem Dutzend afrikanischer Staaten über die Rückkehr ihrer Staatsbürger verhandelt. Die meisten Abgeschobenen waren bisher Senegalesen und Malier. In den vergangenen Tagen waren schon fast 1.600 Flüchtlinge von Ouja in der Nähe der Grenze zu Algerien in ihre Herkunftsländer zurückgebracht worden. Der Flug vom Montag war der letzte aus Goulimine, von wo aus 970 Menschen abgeschoben wurden. In Goulimine sollen noch 206 Menschen sein, deren Herkunft noch nicht geklärt war.
Entwicklung gegen Migration
Spanien und Frankreich kündigten unterdessen einen gemeinsamen Vorschlag im Kampf gegen die illegalen Einwanderungen an. Dazu soll vor allem die wirtschaftliche Entwicklung der afrikanischen Länder unterstützt werden, aus denen die meisten Flüchtlinge kommen. Der Vorschlag werde auf dem EU-Gipfel Ende des Monats in London vorgelegt, erklärten der spanische Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero und sein französischer Kollege Dominique de Villepin am Montag nach Beratungen in Barcelona.
Quelle: Der Standard Online
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