Georg-Weerth-Gesellschaft e.V., Detmold ,
13.10.2005 :
(Bielefeld) Aktuelles/Termine
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Die Texte zur Auseinandersetzung um die alte Pauline etc. befinden sich jetzt unter Rückblick.
Vorschau
Veranstaltung am Freitag, den 04.11.2005, 19 Uhr
Ort: Uni Bielefeld (genauer Veranstaltungsort demnächst)
Joachim Bruhn (ISF Freiburg): Vernunft und Barbarei - Über die Begreifbarkeit des Nazifaschismus)
Der Nationalsozialismus ist fraglos das Produkt der kapitalisierten Gesellschaft, die Konsequenz ihrer ureigenen Krise und ihres historischen Zusammenbruchs.
Aber die Weise, wie der Nazismus als ableitbares Produkt gesetzt wurde, gibt zugleich das Gesetz seiner unableitbaren Autonomie, die in der Massenvernichtung der Juden kulminiert. Als "objektive Gedankenform" (Marx) ist der Antisemitismus mehr und anderes als Ideologie im landläufigen Sinne: Als Feindbestimmung und Staatsprogramm erzeugt er in Verfolgung und Mord die gesellschaftliche Synthesis.
So ist der NS dem Kapital im doppelten Sinne entsprungen, von ihm erzeugt und ihm zugleich entronnen: Es ist dieser Doppelcharakter des Nazismus, der ihn, je länger, je mehr, dazu trieb, sich zur Gesellschaft eigener Ordnung zu radikalisieren, sich als Gesellschaftsformation sui generis zu konstituieren: als die Barbarei an und für sich.
Jeder Versuch, Auschwitz rational zu erklären, ist daher Rationalisierung, d.h. Injektion subjektiver Vernunft in einen Gegenstand, der sie als objektive nicht mehr enthält. Der Nazismus zerstört die Bedingungen der Möglichkeit, unter denen Gesellschaft als an sich und objektiv rationale erkennbar ist - und indem er diese Zerstörung leistet, demonstriert er, daß der Begriff der Vernunft eher der positivistischen Rationalität von Zweck und Mittel geschuldet war als materialistischer Dialektik.
Dieser Befund kann nicht zuletzt an den marxistischen Theorien über den Faschismus ausbuchstabiert werden, an Ernst Bloch und August Thalheimer, an Leo Trotzki und an Alfred Sohn-Rethel. Es zeigt sich sodann, warum die Quintessenz von "Hitlers Volksstaat" - die Transformation der bürgerlichen Gesellschaft in das so klassenübergreifende wie die Klassen in sich negativ aufhebende Mordkollektiv der Deutschen - weder vom Standpunkt bürgerlicher noch in der Perspektive marxistischer Geschichtswissenschaft kritisiert werden kann.
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