Bielefelder Tageblatt (BW) / Neue Westfälische ,
13.10.2005 :
(Bielefeld) "Ausländerpolitik seit Jahren fehlgeleitet" / Migrationsrat: "Feinfühlig mit Problemen umgehen"
Bielefeld. "Stammtischklischees" zu bedienen, wirft Murisa Adilovic-Berends vom Bielefelder Migrationsrat dem Geschäftsführer des Sozial- und Kriminalpräventiven Rats Thomas Niekamp vor. In einem Interview (NW vom 23. September) hatte Niekamp unter anderem über den Sprachstand von Migranten und Gewalt in Migrantenfamilien gesprochen.
Der Wille der Menschen reiche nicht aus, um eine Sprache zu beherrschen, teilt Adilovic-Berends mit. Erforderlich seien Strukturen, die jedem ermöglichen, die Sprache zu lernen. Die Deutschkurse, die "den meisten gerade mal befriedigende Grundkenntnisse vermitteln", solle man den Politikern vorwerfen, die sich mit der Problematik zu spät auseinander gesetzt hätten, nicht den Migranten.
Gewalt komme in Migrantenfamilien öfter vor. Ursache sei nicht eine "Gewalt-Tradition" in diesen Familien, sondern "die sozio-wirtschaftliche Situation" mancher dieser Menschen: knapper Wohnraum in einer Siedlung, schlechter oder kein Arbeitsplatz, Mangel an Geld und mehr.
Angesichts einer "langjährigen fehlgeleiteten Ausländerpolitik" mahnt Adilovic-Berends einen feinfühligen Umgang mit der Problematik an. "Sorgenkinder" gebe es in allen Bevölkerungsgruppen, unabhängig von der Herkunft der Menschen. Sie bräuchten Unterstützung.
Der Migrationsrat unterstütze ein friedliches, gewaltfreies Zusammenleben aller Bevölkerungsgruppen.
Seine Mitglieder wünschten sich eine enge Kooperation mit dem Sozial- und Kriminalpräventiven Rat.
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