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Höxtersche Kreiszeitung / Neue Westfälische , 12.10.2005 :

Jodtabletten für Orte rund um das Atomkraftwerk Grohnde / Vorsorgeaktion des Landes startet in Kürze: Statt zentraler Bevorratung Jodtabletten kostenlos für die eigene Hausapotheke

Kreis Holzminden (NW). Um die Bevölkerung noch besser vor Folgen radioaktiver Strahlung zu schützen, sollen Jodtabletten künftig in den privaten Hausapotheken aufbewahrt werden. Daher hat das Land Niedersachsen veranlasst, dass an Haushalte im Umkreis von zehn Kilometern um ein Kernkraftwerk (hier Grohnde), Ereignis unabhängig, Jodtabletten zur privaten Bevorratung verteilt werden.

In den nächsten Tagen erhalten etwa 60.000 Haushalte in den Landkreisen Hameln-Pyrmont und Holzminden ein Informationsschreiben. Mit dem beigefügten Berechtigungsschein können die Bürger eine Packung Jodtabletten kostenfrei aus den dort genannten Apotheken abholen. Die Tabletten haben eine Mindesthaltbarkeit von zehn Jahren.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat durch Langzeitstudien über die Auswirkungen des Reaktorunfalls in Tschernobyl die Erkenntnis gewonnen, dass Jodtabletten, die die Aufnahme von radioaktivem Jod in der Schilddrüse blockieren, der Bevölkerung schneller zur Verfügung stehen sollen. Jodtabletten vermeiden im Falle eines Austritts von Radioaktivität eine Anreicherung radioaktiven Jods in der Schilddrüse (Jodblockade) und verhindern damit Gesundheitsschäden. Diese Jodblockade der Schilddrüse ist aber nur im Katastrophenfall angebracht. Daher dürfen Jodtabletten niemals vorbeugend eingenommen werden, sondern nur nach ausdrücklicher Aufforderung durch die Behörden.

Personen über 45 Jahre sollen allerdings keine Jodtabletten einnehmen, denn mit zunehmendem Alter treten häufiger Stoffwechselstörungen in der Schilddrüse auf. Eine zusätzliche Einnahme von Jodtabletten erhöht bei älteren Menschen das Risiko von Nebenwirkungen. Darüber hinaus nimmt mit steigendem Lebensalter das Risiko von Schilddrüsenkrebs, der durch Strahlung verursacht werden kann, deutlich ab. Deshalb brauchen Haushalte, in denen ausschließlich Personen über 45 Jahre leben, keine Jodtabletten abzuholen.

Die kostenlosen Jodtabletten können bis Ende des Jahres abgeholt werden. Außerdem können Jodtabletten aber auch in jeder Apotheke gekauft werden. Bei dieser Verteilung handelt es sich um eine Vorsorgeaktion des Landes Niedersachsen, der keine Veränderung der Sicherheitslage zugrunde liegt.

Für Personen, die außerhalb des zehn Kilometer Radius wohnen, wird zudem an zentraler Stelle vom Landkreis Holzminden eine ausreichende Anzahl an Kaliumjodidtabletten bevorratet, die im Bedarfsfall über die jeweiligen Gemeinden an die Bevölkerung ausgegeben werden können.

Hier die Orte aus dem Raum Holzminden, die an der Verteilung (zehn Kilometer Radius vom Kernkraftwerk Grohnde) beteiligt sind:

Bodenwerder, Bremke, Brökeln, Buchhagen, Daspe, Hehlen, Heyen, Hohe, Kemnade, Kreipke, Lichtenhagen, Linse, Ottenstein und Wegensen. Alle übrigen Gemeinden des Landkreises Holzminden sind von der Verteilung nicht betroffen.

Weitere Informationen geben

- das Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport unter der Nummer (0511) 1206157,

- der Landkreis Holzminden unter der Nummer (05531) 707453.


lok-red.hoexter@neue-westfaelische.de

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