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Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische , 06.10.2005 :

(Kreis Paderborn) Damit es niemals vergessen wird / Schüler des Helene-Weber-Berufskollegs besuchten Theresienstadt

Kreis Paderborn (NW). "Der Führer schenkt den Juden eine Stadt." So lautete der Titel eines von den Nationalsozialisten in Auftrag gegebenen Propagandafilms, der über das angeblich angenehme Leben in Theresienstadt berichtete.

Inszeniert wurde die Illusion einer "normalen Stadt". Doch hinter den Mauern der Festungsanlage in Tschechien lauerten Gewalt, Krankheit, Vernichtung und Tod.

Im Rahmen des Maßnahmenprogramms gegen Fremdenhass, Gewalt und Menschenfeindlichkeit des Kreises Paderborn reisten 18 angehende Erzieherinnen und Erzieher des Helene-Weber-Berufskollegs Paderborn mit ihren Lehrern Edgar Heinevetter und Nicola Mertens an einen Ort, der von den Nationalsozialisten geschaffen worden war, um den Völkermord an den Juden vor der Weltöffentlichkeit möglichst zu verschleiern.

Der Kreis Paderborn versteht die Finanzierung und Organisation von Gedenkstättenfahrten als aktiven Beitrag gegen das Vergessen. Denn nur wer die Fehler und verhängnisvollen Mechanismen der Vergangenheit kennt, kann daraus lernen.

Vorbereitet und begleitet wurde die diesjährige Fahrt nach Theresienstadt von Ina Jäger und Katharina Eltze vom Fachbereich Jugend, Familie und Sport der Kreisverwaltung Paderborn.

Die Besucher aus dem Kreis Paderborn erfuhren, dass 150.000 Menschen in dem so genannten "menschenfreundlichen" Musterghetto ums Leben kamen. 35.000 von ihnen starben an Hunger und Krankheiten, 88.196 Menschen wurden aus den Festungsmauern in andere Massenvernichtungslager transportiert.

Von den 15.000 Kindern, die im Laufe der Jahre in Theresienstadt untergebracht waren, überlebten von denjenigen, die weiter "nach dem Osten" geschickt wurden, nur rund 150 das Kriegsende.

Am letzten Tag der Reise fand in Prag ein Gespräch mit einer Zeitzeugin statt. Die 76-Jährige, selbst als junges Mädchen erst in Theresienstadt, dann in Auschwitz, später in Neuengamme und anschließend in Bergen-Belsen inhaftiert und dort in ständiger Angst lebend, schilderte den Jugendlichen aus Paderborn eindrucksvoll ihre leidvollen Erfahrungen.


lok-red.paderborn@neue-westfaelische.de

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