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Die Glocke , 04.10.2005 :

(Sendenhorst) Gesprächskreis im Haus Siekmann / Flüchtlinge nicht selten im Räderwerk des Geheimdienstes

Sendenhorst (rm). Vermitteln möchte der Deutsch-ausländische Freundeskreis, dass Krieg und Ungerechtigkeit tiefes menschliches Leid und Flüchtlinge schafft. Derzeit sind es 20 Millionen Flüchtlinge weltweit. In Folge des Zweiten Weltkrieges erlebten Deutsche Flucht und Vertreibung, andere Menschen müssen vor politischer Verfolgung nach Deutschland fliehen, um hier Asyl zu bekommen. Unter dem Thema "Flucht von gestern bis heute" berichteten Flüchtlinge am "Tag des Flüchtlings", den Organisationen wie Pro Asyl 1986 in Deutschland ausriefen, was es heißt, von einem Tag auf den anderen alles zu verlassen, ohne zu wissen wohin. Dazu hatte der Deutsch-ausländische Freundeskreis am Freitag in das Haus Siekmann eingeladen.

Der Gedanke zu diesem Abend kam zustande, als Ingrid Demming vom Vorstandsteam des Deutsch-Ausländischen Freundeskreis Frauengruppen über ihre Arbeit berichtete. Dabei lernte sie Sendenhorsterinnen kennen, die ihre eigenen Fluchterlebnisse hatten. "Auf gar keinen Fall soll dieser Abend politisch werden oder gar die Schicksale vergleichen", sagte Ingrid Demming vor einer großen Runde.

Um Flüchtlingsfamilien zu unterstützen, gründeten engagierte Sendenhorster 1990 den Deutsch-Ausländischen Freundeskreis. Anerkennung für ihr Engagement wurde ihnen bei einem Integrationswettbewerb ein Preis durch den ehemaligen Bundespräsidenten Rau verliehen. "Dieser Abend soll auch zeigen, dass wir alle irgendwie mit Flucht zu tun haben", erinnerte Georg Bienemann von der Pax-Christi-Gruppe als Moderator an grausame Bilder, die die Menschen ständig erreichen.

Nicht weniger bewegend war die Schilderung von Lieselotte Woggon. Sie erlebte, wie Männer, darunter ihr Vater, und Frauen verschleppt wurden, und wie sie von dem elterlichen Hof in Hinterpommern verjagt wurde. An große körperliche Strapazen, Kälte, Hunger und Schmutz denkt Lotte Schmidt in Erinnerung an die Flucht aus Breslau zurück. 1945 war die gebürtige Ostpreußin Waltraud Richter zehn Jahre alt, als das Flüchtlingsschiff Wilhelm Gustloff verlassen musste und auf einem Nachbarschiff Schleswig-Holstein erreichte. Trotz großen materiellen Verlusts: "Wir waren alle froh, dass wir unsere Familien wieder hatten", waren sich alle einig.

Bei vielen Teilnehmern reichte allein politisches Interesse aus, um in das Räderwerk des Geheimdienstes zu gelangen, um dann gefährliche Fluchtwege zu beschreiten. Diese Berichte belegten, dass niemand aus Übermut flieht.


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