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Westfalen-Blatt , 03.10.2005 :

(Bielefeld) Kommentar / Aus dem Osten nichts Neues

Da sage noch einer, der Wähler sei dumm. Taktisch geschickt haben die Dresdner bei der Nachwahl am Sonntag Erst- und Zweitstimmen gesplittet. Das erklärt zu einem Teil den sagenhaft hohen Zweitstimmenanteil, den die FDP in der sächsischen Hauptstadt eingefahren hat.

An den Machtverhältnissen in Deutschland konnten die Dresdner hingegen nichts mehr ändern. Sollte die SPD im Poker ums Kanzleramt noch auf ein entscheidendes Ass aus Sachsen gehofft haben, so wurde sie gestern enttäuscht. Die Union war vor der Dresden-Wahl stärkste Fraktion im neuen Bundestag und ist es danach immer noch. Unter dem Strich heißt das: Aus dem Osten nichts Neues.

Immerhin ist eines nun erreicht: Die Zeit des politischen Ausnahmezustandes, von Bundeskanzler Gerhard Schröder am Abend der verloren gegangenen Landtagswahl in NRW mit der Ankündigung der Neuwahl ausgerufen, ist zumindest formell beendet. Die Aufgabe, vor der die Gewählten jeglicher Couleur nun gleichermaßen stehen, hat Bundespräsident Horst Köhler bereits formuliert: "Die Menschen erwarten, dass den vielen Reden alsbald auch Taten folgen."

Andreas Kolesch

03./04.10.2005
wb@westfalen-blatt.de

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