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Bad Oeynhausener Kurier / Neue Westfälische , 01.10.2005 :

(Bad Oeynhausen) Tod durch Fallbeil / Die westfälische Landesbühne spielte im TiP "Die weiße Rose"

Bad Oeynhausen (nh). Sie sind Symbolgestalten für Zivilcourage und Widerstand: Die jungen Studenten, die sich mit ihrem Leben gegen das Naziregime stellten. Als Widerstandsgruppe "Die weiße Rose" wurden sie bekannt.

Bücher und Kinofilme, Theaterstücke und eine Oper beschäftigen sich mit der tragischen Geschichte der Münchener Studenten, die für ihre Überzeugung mit dem Leben bezahlten. Das Kammerspiel von Lillian Garret-Groag richtet sich vor allem an jugendliche Zuschauer. In einer Inszenierung durch die westfälische Landesbühne wurde das Stück jetzt im Theater im Park gespielt. Das ungewöhnlich junge Publikum war begeistert.

Das Gestapo-Gefängnis Wittelsbacher Palais in München: Dunkelbraun von der Decke bis zum Boden ist das Bühnenbild von Susanne Ellinghaus. An zwei Schreibtischen unter gleißend hellen Licht werden abwechselnd die Verhöre der Studenten durchgeführt. Kein überflüssiges Requisit schmückt die nüchternen Amtsstuben. Einzig die rechteckigen Aussparungen als einfache Abhörvorrichtungen unterbrechen das penetrante Dunkel der Wände.

Davor entfaltet sich in Stationen ein beklemmendes und kontroverses Zeitporträt der vierziger Jahre. In Rückblicken erleben die Zuschauer, wie sich in der Wohnung der Geschwister Sophie und Hans Scholl der Widerstand formiert. Diese jungen Menschen haben Ideale und eine ganz persönliche Moral. Mit Flugblättern über den Massenmord der Nationalsozialisten wollen sie die deutsche Bevölkerung wachrütteln.

Die Verhöre führt Kriminalobersekretär Robert Mohr. Sein persönliches Lebensziel im dunklen Nazideutschland ist das Durchkommen. Die Jugendlichen, die in ihrer Unbeirrbarkeit beharrlich an ihren Idealen festhalten, trotzen dem zwielichten Mitläufer Mohr wider Willen Respekt ab. Er möchte Sophie Scholl vor dem Tod retten und bietet ihr einen zweifelhaften Handel an: Die Studentin soll unterschreiben, dass sie von ihrem Bruder angestiftet wurde. Doch die junge Frau lehnt ab.

Die Angeklagten werden dem Volksgerichtshof übergeben. Das Urteil: Tod durch Fallbeil. Das westfälische Landestheater inszeniert das Kammerspiel ohne große Emotionen nüchtern und wie ein lehrreiches Kapitel aus einem deutschen Geschichtsbuch. Das beklemmende Zeitporträt entfaltet sich unter der Regie von Christoph Zapatka zu einem differenzierten Menschenporträt. Vor allem Walter Theil als Robert Mohr macht die Zweifel an den eigenen Grundsätzen spürbar.

01./02.10.2005
lok-red.oeynhausen@neue-westfaelische.de

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