Löhner Nachrichten / Neue Wesrfälische ,
30.09.2005 :
Dealerszene im Visier der Polizei / Razzia in Löhner Wohnheim / Geringe Rauschgiftmenge sichergestellt
Von Jobst Lüdeking
Löhne. Grüppchen von Jugendlichen gehen am Mittwochabend vor dem städtischen Wohnheim an der Bünder Straße in Löhne auf und ab. Sie werfen interessierte, aber auch ängstliche Blicke in den Hof. Beamte der Bielefelder Bereitschaftspolizei und Ermittler der Herforder Polizei in Zivil haben das ehemalige Eisenbahnerwohnheim umstellt (wir berichteten gestern). Bei einer Razzia durchsuchen sie neun Wohnungen der Unterkunft.
Die Rauschgiftfahnder haben seit Monaten mehrere aus Afrika stammende Dealer im Visier, die nicht nur in Löhne, sondern auch im großen Stil in Herford und in Bad Oeynhausen Drogen verkauft haben sollen. Vor allem Marihuana, aber auch synthetische Drogen sollen sie im Angebot gehabt haben. Die Abnehmer seien vielfach Jugendliche, erfuhr die NW.
"Wir haben bei dem Einsatz am Mittwochabend geringe Mengen Rauschgift gefunden", sagte Polizeisprecher Wolfgang Haase auf Anfrage. Vier der angetroffenen Wohnungsinhaber seien zur Identitätsfeststellung zur Wache gebracht, danach aber wieder entlassen worden.
Nach den geringen Funden vermuten die Ermittler, dass die Drogen außerhalb des Gebäudes "gebunkert" sein könnten.
Das ist ein bekanntes Verfahren: Erst wenn der Verkauf der Drogen ansteht, werden sie in geringen Mengen vom Dealer aus dem Versteck geholt. Da sich das Strafmaß bei Gerichtsverfahren aus der Menge des gefundenen Rauschgifts und der gehandelten Menge ableitet, wird so das Risiko minimiert, eine hohe Freiheitsstrafe zu erhalten.
Die Fahnder vermuten jetzt, dass die Dealer aus den vorangegangenen Polizeieinsätzen gelernt haben. Vor knapp einem Jahr waren etwa bei einem Bewohner des Löhner Wohnheims aus Togo (38) und einem 28-Jährigen aus dem Kongo 70 Gramm Marihuana gefunden worden. Die sichergestellten 70 Gramm gelten nicht mehr als geringe Menge. Zwei Hundeführer der Polizei hatten damals zwei Hiddenhausener (16 und 18 Jahre alt) mit acht Päckchen Drogen direkt vor dem Wohnheim gestellt. Die Konsumenten gaben den Tipp, der die Beamten zu den Dealern führte.
Der 38-Jährige, der erst im Mai 2005 vom Schöffengericht eine Bewährungsstrafe erhalten hatte, wurde wegen weiterer Fälle von Drogenhandel gerade zu 21 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Er hatte unter anderem Marihuana an einen erst 13 Jahre alten Jungen verkauft. Im Prozess hatte er beteuert, er brauche das Geld, um seine Familie in Afrika zu unterstützen. Nun muss der Familienvater, dessen Asylantrag abgelehnt wurde, neben der Haft mit seiner Abschiebung rechnen.
Die neun Männer, die überprüft werden sollten, haben offenbar nicht nur Kunden von der Bünder Straße aus versorgt, so sind sich die Ermittler sicher. Sie seien bereits mehrmals in der Herforder Innenstadt beim Drogenhandel aufgefallen. Vor allem rund um den Bahnhof sollen sie bisher ihre illegale Ware abgesetzt haben. Vielleicht aber nicht mehr lange: "Die Ermittlungen sind längst noch nicht abgeschlossen", betont Polizeisprecher Haase.
lok-red.loehne@neue-westfaelische.de
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