Lippische Landes-Zeitung ,
24.09.2005 :
(Lage) "Genau hinhören und Courage zeigen" / Info-Veranstaltungen zum Thema "Rechtsextremismus"
Lage (mib). Wenn Jugendliche in die rechtsextremistische Szene abdriften, geschieht dies nicht von heute auf morgen. Wer achtsam ist, kann Hinweise und Anzeichen erkennen. In zwei Info-Veranstaltungen, die die Jugendmitarbeiter der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Lage am Sedanplatz und der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Kachtenhausen vorbereitet hatten, ging es um das Thema "Rechtsextremismus".
Der erste Informationsabend in Lage war für Eltern, Lehrer und interessierte Erwachsene gedacht, während der zweite in Kachtenhausen gezielt Jugendliche ansprach. Insgesamt kamen rund 80 Gäste. Als kompetente Referenten und Diskussionspartner hatten Gunnar Lüttmann und Barbara Liebermann die beiden Kriminalhauptkommissare Horst Köhler (Staatsschutz) und Hermann Schulze (Vorbeugung) aus Bielefeld eingeladen. Die beiden Beamten erklärten den Unterschied zwischen "Radikalismus" (noch gesprächsbereit) und Extremismus (nicht mehr gesprächsbereit) und machten deutlich, wie unauffällig, aber wirksam rechtsextremes Gedankengut in alle Lebensbereiche und Bevölkerungsschichten einsickert - zum Beispiel durch achtlos dahin gesagte rassistische Redewendungen, Menschen verachtende Witze oder fetzige Musik mit zweifelhaften bis hetzerischen Texten.
Viele Fragen besorgter Eltern
"Da heißt es, genau hinhören und mit couragiertem Verhalten aufklären, um dem Rechtsextremismus schon in den Anfängen den Nährboden zu entziehen", so Köhler. Beim Abend für die Erwachsenen kamen viele Fragen auf. So wollten besorgte Eltern wissen, woran sie denn erkennen, ob ihr Sohn oder ihre Tochter in die rechte Szene abdriftet. Antwort der Fachleute: Kleidung, Frisur und Lieblingsmusik des Sprösslings könnten Hinweise sein - außerdem der Freundes- und Bekanntenkreis, in dem der Jugendliche verkehrt. Wichtig sei ferner, mit dem Nachwuchs im Gespräch zu bleiben, um seine Gedanken und innere Haltung zu kennen.
Bei der Jugendveranstaltung verdeutlichten die Polizisten, wie vermeintliche Freunde einzelnen, in der Krise steckenden Schülern scheinbar helfen: Sie laden diese zu rechtsextremen Veranstaltungen ein, um sie dann in ihre Clique als Mitglied aufzunehmen. "Nicht selten verstoßen die Aktivitäten in diesen Kreisen gegen Recht und Ordnung, sind deshalb strafbar", informierten die Beamten.
Wer sich entschließe, seinen neuen "Freundeskreis" wieder zu verlassen, müsse mit massiven Schwierigkeiten rechnen. Köhler und Schulze rieten, sich in solch einer Situation der Polizei anzuvertrauen.
24./25.09.2005
Lage@lz-online.de
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