Bielefelder Tageblatt (BW) ,
13.09.2005 :
Gegen das Vergessen / Gedenkfeier am Ehrenfeld der politisch Verfolgten auf dem Senner Friedhof
Bielefeld-Senne (muk). "Es muss uns eine ständige Mahnung gegen das Vergessen sein", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Rainer Wend. Bei der alljährlich stattfindenden, gemeinsamen Kranzniederlegung auf dem Ehrenfeld des Senner Friedhofes gedachten etwa 40 Mitglieder der SPD, der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) den Opfern des Nationalsozialismus.
Sie waren Sozialdemokraten, Gewerkschafter oder Kommunisten – für die Nationalsozialisten seien sie schlicht "aktive Gegner" gewesen, sagte Wend. In einer kurzen Ansprache nach der Kranzniederlegung beschrieb er das Schicksal der Bielefelder Opfer des Nationalsozialismus, die aufgrund ihrer antifaschistischen Haltung hingerichtet wurden.
"Ich zitiere hier aus dem Urteil des Volksgerichtshofes", sagte Wend. Auf Wehkraftzersetzung, Unterstützung für den Feind und schwere Rundfunkverstöße durch Abhören von Alliierten-Sendern habe das Urteil gelautet, dass am 15. September 1944 zum Tode von zwölf Bielefelder Arbeitern führte. Exemplarisch schilderte Wend das Leben von Bernhard Zawacki, dem der Vorsitzende Nazi-Richter Dr. Crohn die "Ehrenrechte wegen schwerer Beeinflussung der Jugend" absprach. Gestapo-Spitzel spionierten 1943/44 die "Feinde des Reiches" aus, so Wend. Fast 1.000 Menschen seien aufgrund ihrer antifaschistischen Einstellung im Bielefelder Raum hingerichtet worden.
"2005 ist nicht 1933, aber wir müssen aufmerksam bleiben", sagte Wend. Der "Kampf für eine gerechte Welt" müsse "auch heute dazu führen, die Faschisten aus den Parlamenten fernzuhalten".
lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de
|