Höxtersche Kreiszeitung ,
13.09.2005 :
Frieden und Gedenken / In Amelunxen wurde ein Gedenkstein für die Amelunxer Juden eingeweiht
Amelunxen (Sk). Die Amelunxer Bürger haben zum 60. Jahrestag des Kriegsendes ein Mahnmal für die geflohenen beziehungsweise ermordeten Mitbürger jüdischen Glaubens während des Naziregimes errichtet.
"Sachor – Gedenken" und "Schalom – Frieden" steht auf dem mittleren der drei Steine, aus denen das Mahnmal besteht. Die drei Steine stehen für die Taube mit dem Ölzweig; sie verkörpert bereits 60 Jahre Frieden in Deutschland, was historisch gesehen eine lange Zeit ist. Die Waage mit den zwei Schalen symbolisiert, dass der Mensch ohne Ansehen der Person vor seinen Schöpfer tritt. Die brennende Öllampe mahnt an Wachsamkeit und Nicht-Vergessen.
Für ihre beispielhafte Initiative und ihr Engagement, der Opfer gerecht zu werden, dankte Beverungens Bürgermeister Christian Haase den Amelunxer Bürgern. Sie täten dies, weil sich Gegenwart und Zukunft nur in Gegenwart der Vergangenheit gestalten ließe. Ortsheimatpfleger Wilfried König erklärte, es wäre endlich an der Zeit gewesen, eine Gedenkstätte zu errichten.
Die Erinnerung stand bei allen Ansprachen der geladenen Gäste im Vordergrund. Wolfgang Zollitsch von der jüdischen Kultusgemeinde Paderborn mahnte, dass Geschichte aus zweierlei bestehe: aus Gutem und Schlechten. Auch die Juden fänden langsam wieder eine neue Identifikation. Nach dem Krieg seien viele mir ihrer eigenen Geschichte beschäftigt gewesen.
Seit einigen Jahren erinnerten sich die Juden daran, dass sie auch eine eigene Ethik besäßen und sehen sich nicht nur als Objekte feindlicher Ansichten. Von den damaligen Tätern des Naziregimes seien die meisten nicht mehr am Leben. Die Errichtung des Mahnmales bezeuge, dass sich die Geschichte nicht mehr wiederhole.
"Vergessen verlängert das Exil, in der Erinnerung liegt die Erlösung"
Landrat Hubertus Backhaus dankte, dass selbst nach 60 Jahren die Amelunxer Bürger noch diese Initiative umsetzten, um an die Untaten des Naziregimes zu erinnern. Gerade die jungen Menschen dürften nicht vergessen, denn sie seien es, die die Zukunft gestalteten. Der Stein zeige, dass es auch in Amelunxen Juden gegeben habe – also direkt vor der Haustür.
Fred Archenhold aus Leeds in England zeigte sich tief berührt, in den Ort zurückzukehren, in dem seine Familie gewohnt hatte. Von neun Kindern seiner Vorfahren seien sechs im KZ gestorben. Er selbst habe das Glück gehabt, 1946 mit seiner Mutter zusammen seinen Vater in England wieder zu sehen. Amelunxen ehre seine Familie mit der Einweihung dieses Mahnmales.
Er berief sich auf die Worte Baal Schem Tobs 1700-1760: "Vergessen verlängert das Exil, in der Erinnerung liegt die Erlösung." Diese Worte gemahnen ebenfalls auf dem Mahnmal.
Finanziert wurde das Mahnmal durch den Heimat- und Verkehrsverein, den Bezirksausschuss Amelunxen, und durch Spenden und private Initiativen.
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