Lippische Landes-Zeitung ,
12.09.2005 :
(Bad Salzuflen) Versöhnung auf die äußerst schwungvolle Art / Wohltätigkeitskonzert des Luftwaffenmusikkorps 3 aus Münster
Bad Salzuflen (Nv). "Versöhnung über den Gräbern - Arbeit für den Frieden" heißt das Motto des Volksbunds deutsche Kriegsgräberfürsorge. Dessen Aktivitäten, die zunehmend auf neue Generationen übergehen, unterstützte das in Münster stationierte Luftwaffenmusikkorps drei unter Oberstleutnant Michael Wintering am Donnerstagabend mit einem Wohltätigkeitskonzert.
Die zahlreichen Besucher der Konzerthalle rekrutierten sich überwiegend aus einer Generation, die den Zweiten Weltkrieg noch aktiv erlebt und erlitten hat.
Die im Chor vorgetragene Klage der Juden im babylonischen Exil traf bei der Uraufführung von Verdis "Nabucco" im Jahre 1842 den Nerv der Italiener, die in der Lombardei von den ungeliebten Habsburgern regiert wurden. Auch heute noch gelten die alttestamentarischen Gestalten als Sinnbild der Zerrissenheit des Nahen Ostens. So schuf das Orchester einen beziehungsreichen Beginn. Nah am Thema des Abends angesiedelt war auch eine kleine Suite von Dmitri Schostakovich, bei der es um von Stalin befohlene "musikalische Späße" geht, die in ihrer - hier bewusst erzeugten - Banalität an die Darbietungen eines André Rieu erinnern.
Reichlich vertreten waren in dem von Bläsern dominierten Musikkorps natürlich die Märsche. Stand am Beginn eine schmissige Melodie des niederländischen "Marschkönigs" Johann Wichers, so ertönte im weiteren Verlauf auch ein Werk von Julius Fucik. Sein als Gastgeschenk an die einladende Stadt entstandener "Florentiner Marsch" gilt als der berühmteste seiner Art. Voller Temperament und Schwung brillierten die Bläser mit "Navigation Inn" von Philip Sparke.
Die leichte Muse war mit zwei slawischen Tänzen von Antonin Dvorak, geradezu einer Explosion der Lebensfreude, ebenso vertreten wie mit einer "Star Trek"-Suite und Melodien aus dem Musical "Cats" von Andrew Lloyd Webber, bei denen man fast das Miauen heraus hören konnte.
Die Darbietungen der Musiker liefen vor allem im zweiten Programmteil zu großer Form auf. Die Spendensumme fließt in die internationale Jugendarbeit sowie den Ausbau der Kriegsgräberstätte Rossoschka nahe dem ehemaligen Stalingrad. Hier sollen 120 Granitwürfel, versehen mit 120.000 Namen, die Gefallenen vor dem Vergessen bewahren.
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