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Ortsverband Bündnis 90/Die Grünen Detmold , 10.10.1995 :

"Grigat, wohin gehst du?"

Wir stellen vor: Stephan Grigat (Detmolder CDU-Ratsherr und stellvertretender Ortsunionvorsitzender)
- geboren 1964
- Oberstleutnant der Reserve
- "Bekenntnis"-Vertriebener
- Kreisvertreter (Vorsitzender) der "Kreisgemeinschaft Goldap/Ostpereußen"
- Ehrenabzeichenträger der Landsmannschaft Ostpreußen

Der 31-jährige Grigat ist seit 1992 Sprecher der Vertriebenenorganisation der "Kreisgemeinschaft Goldap/Ostpreußen". Das führte nach Auskunft Stader Bürger in den letzten Jahren zu einer Radikalisierung dieser Organisation. Im Vorfeld des diesjährigen Vertriebenentreffens vom 01. - 03.09.1995 kam es zum Eklat, weil neben den Grünen diesmal auch die SPD ihre Teilnahme absagte, wegen des Verdachts, dass "rechtsgerichtetes Gedankengut und revanchistische Töne in ein unverdächtiges Heimattreffen verpackt" würden (E. Ohlrogge, SPD-Fraktionsvorsitzender). Der Stader SPD-Bürgermeister wollte nicht teilnehmen, weil ihm die ewiggestrigen Reden im letzten Jahr "gereicht" haben.

Neben Dr. Alfred Dregger hielt dieses Jahr auf Einladung Grigats der selbsternannte Experte für Ost-Ökonomie, R. Jaschke, sein Referat über "Deutsches Privateigentum als Schubkraft für Ostpreußen". Dabei geht es im Endeffekt darum, vermeintliche Besitzansprüche in Polen und Russland geltend zu machen. Die Regermanisierung Ostpreußens mit der "Wiederherstellung des Eigentums im Osten" ist das mehr oder weniger offen ausgesprochene Ziel Jaschkes und Grigats.

Der Tenor der Reden und die Einstellung Grigats, werden am besten deutlich, wenn man aus seinen (Begrüßungs-)Reden und Artikeln, die in der Zeitschrift "Die Heimatbrücke" des Goldaper Vertriebenenverbandes veröffentlicht sind, zitiert:

"Die Politiker aus BdV und Landsmannschaften haben es nicht vermocht, zu verhindern, dass die 700-jährigen deutschen Provinzen östlich der Oder und Neisse aus der staatlichen Zugehörigkeit zu Deutschland entlassen worden sind ... "

"Nach dem staatlichen darf es einen kulturellen Rauswurf des deutschen Ostens aus dem deutschen Ganzen nicht geben."

"Ostpreußen gehört jedenfalls unzweifelhaft zum Kulturbestand Deutschlands."

"Es ist unsere Aufgabe, jenseits aller Grenzen und staatlichen Zugehörigkeiten die Zukunft Ostpreußens und Goldaps gemeinsam mit unseren Freunden vor Ort zu gestalten."

Das Ziel dieser Gestaltung gab 1994 der Festredner Prof. Dr. W. Strybrnyan in Stade an: "Ostpreußen wird zum Brückenland und Deutsche sollten dort arbeiten im Entwicklungsdienst ohne Tropentauglichkeit zu benötigen. Ein neues Preußen wird entstehen, der Eckpfeiler Europas."

Steohan Grigat arbeitet hart daran (zum Beispiel durch Säubern eines "deutschen Grabsteines" auf dem "Heldenfriedhof Liegetrocken" bei seinem 17. Aufenthalt im "Kreis Goldap" 1994), aber er steht mit den Vertriebenen nicht allein. "Hinter der Fassade von Touristenreisen, Hilfstransporten und Siedlungsprojekten läuft die Vorbereitung einer kalten Landnahme ab ... Rechtsradikale konzentrieren sich in einer regelrechten Kampagne auf den Aufbau einer deutschen Kolonie ... " (F. Hundseder: "Rechte machen Kasse", S. 127/128).

Wie die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) in einer Dokumentation kürzlich nachwies, arbeitet Grigats Gemeinschaft mit bekannten Faschisten und Neonazis in ehemaligen Ostpreußen zusammen. Laut VVN-BdA gehört dazu neben vielen anderen auch der zu 13 Jahren Haft verurteilte und 1990 vorzeitig entlassene Nazi-Terrorist Manfred Roeder. Dieser lässt in Ostpreußen die deutsche Siedlung "Birkenhöhe" von dem ehemaligen NPD-Mitglied Hans-Dietrich Otto und dessen Firma "Basis - Hoch- und Tiefbau" errichten. In der "Heimatbrücke" (3/1994) macht auch Grigats Kreisgemeinschaft Goldap aktiv Werbung für Ottos Firma: "Die Kreisgemeinschaft möchte mehr zum Aufbau in Nordostpreußen beitragen als Hilfsgüter schicken, so wie wir es seit drei Jahren mit Erfolg tun. Es müssen Werkstätten gebaut werden. Es gibt ein einziges Unternehmen, das zu solchen Baudienstleistungen in der Lage ist: die Firma Basis in Trakehnen unter der Leitung des Herrn Otto."

Stephan Grigat zu den Vorwürfen, mit Rechtsradikalen und Neonazis zusammenzuarbeiten: "Wir sollen in eine bestimmte Ecke gedrängt werden." Für ihn sind Männer wie Otto "unpolitisch".

Um den Detmolder CDU-Ratsherrn und Juristen Grigat nicht in eine Ecke zu drängen, sondern ihn sich selbst hineinstellen zu lassen, zitieren wir noch einmal aus seinem Beitrag "Ostpreußen, wohin gehst du?" ("Die Heimatbrücke", 4/1991):

"Nach Vorbereitung durch die Bundesregierung wird der frei gewählte Deutsche Bundestag in wenigen Wochen durch die Ratfikation der Polenverträge auf die deutschen Ostgebiete verzichten. ... ohne Zwang, nur von fehlerhaften politischen Überzeugungen geleitet. ( ... ) Ob sich die vertriebenen Ostpreußen daraufhin noch mit der Bundesrepublik Deutschland identifizieren können, steht auf einem anderen Blatt. Den Verrat des deutschen Staates an den ostpreußischen Interessen muss jeder für sich werten, die Folgen für sein Verhältnis zu seinem Staat Bundesrepublik Deutschland jeder selbst regeln."

Es passt gut ins Bild, dass zum diesjährigen Treffen in Stade eine Rominten-Ausstellung eröffnet wurde, in der unter anderem Jagd-Trophäen von Hermann Göring und anderen Nazi-Größen gezeigt werden.

PS: Die vollständigen Artikel und Reden von Grigat aus der "Heimatbrücke" und die Dokumentation der VVN-BdA liegen den Grünen vor und sind im Grünen-Büro erhältlich.


gruene-detmold@web.de

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