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Lippische Landes-Zeitung ,
31.08.2005 :
(Oerlinghausen) Erinnerung an die Toten / Tönsberg-Ehrenmal wird 75 Jahre alt
Oerlinghausen. Das Ehrenmal ist ein Ort des Gedenkens, des Erinnerns und des Innehaltens - und das seit 75 Jahren. Errichtet wurde es von ehemaligen Angehörigen des Königs-Infanterie-Regiments 145 zwölf Jahre nach dem Ersten Weltkrieg. Und es gibt Auskunft darüber, wie auch Erinnerungskultur sich verändert hat.
Für die Gedenkstätte bot sich Oerlinghausen an, da sich dort von 1915 bis 1918 ein Ersatzbataillon dieses 6. Lothringischen Regiments befand, dessen ursprünglicher Garnisonsstandort Metz-Montigny war. Die Verwundeten des Bataillons wurden dort gepflegt, neue Rekruten ausgebildet, hat Heimatkenner Werner Höltke aus alten Unterlagen erfahren.
Das Ehrenmal wurde zunächst ausgeschrieben, eine Jury tagte und entschied sich für den Entwurf des aus der Bergstadt stammenden Künstlers Berthold Müller-Oerlinghausen. Der Grundstein wurde am 9. Juni 1930 gelegt. 5.000 bis 6.000 Menschen strömten schließlich am 31. August 1930 zur Einweihung auf den Tönsberg.
Zu dieser Zeit war auf den Traversen über den Pfeilern bereits die Inschrift angebracht, die noch heute zu lesen ist: "Wanderer hemme den Schritt / Schirmend der Heimat heiligen Boden / Starben die Tapferen unbesiegt / Beuge Dich vor des Opfers Größe". Diese Worte, insbesondere die dritte Zeile spiegele die damals weit verbreitete Dolchstoßlegende und einen deutschnationalen Militarismus wider, meint Alfons Kleinemenke, Lehrer des Niklas-Luhmann-Gymnasiums.
Auf Initiative von Kleinemenke und Dieter Kochsiek setzt dieser Geisteshaltung seit einigen Jahren eine Tafel, auf der das Wort "Ehrenmal" in Anführungsstrichen, die folgenden Worte entgegen: "Dieser Ort soll heute für uns eine Mahnung zum Frieden und zur Versöhnung sein, so wie es Dr. Curt Roß, einer der letzten überlebenden Offiziere des Regiments, an dieser Stelle 1978 in einer Ansprache gesagt hat: ' ... Wir sind dankbar dafür, dass auch nach unseren Tagen dieses Mahnmal in der Obhut der Stadt ... seine Aufgabe erfüllen wird, zur Versöhnung über den Gräbern aufzurufen und wir hoffen, dass diese Botschaft doch einmal ihre Verwirklichung findet.'"
cla@neue-westfaelische.de
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