Bielefelder Tageblatt (BW) ,
29.08.2005 :
(Bielefeld) Jüdisches Leben- damals und heute / Doppelausstellung "Anne Frank - eine Geschichte für heute" und "Jüdisches Leben" im Historischen Museum eröffnet
Bielefeld (aq). Es sind zwei Perspektiven jüdischen Lebens, die seit gestern im Historischen Museum gezeigt werden: Das Schicksal von Anne Frank thematisiert die Zeit des Holocaust. Studenten der Fachhochschule Bielefeld präsentieren in einer fotografischen Betrachtung jüdisches Leben heute. Am Sonntag wurde die Ausstellung offiziell eröffnet.
Der Leiter der Deutschlandarbeit des Anne-Frank-Hauses, Thomas Heppener, zeigte sich in seiner Eröffnungsrede begeistert vom Engagement, das die Bielefelder Jugendlichen für die Ausstellung zeigen. Schüler des Orchesters der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schulen begleiteten die Eröffnung mit Stücken jüdischer Klezmermusik und begeisterten die rund 100 Besucher der Ausstellung.
"Jugendliche erzählen Jugendlichen von einer Jugendlichen" - mit diesen Worten fasste Heppener das Konzept der Wanderausstellung "Anne Frank - eine Geschichte für heute" zusammen, die bis zum 2. Oktober in Bielefeld zu sehen sein wird.
28 Bielefelder Oberstufenschüler sind ausgewählt worden, um Jugendliche, aber auch Erwachsene durch die Ausstellung zu führen. Anhand von Fotos und Tagebucheinträgen soll das Schicksal des jüdischen Mädchens gegenwärtig werden. Denn die Ausstellung will nicht nur über den historischen Kontext informieren, sondern auch dafür sorgen, dass Jugendliche die Ereignisse von damals auf Rassismusprobleme der Gegenwart übertragen können. In einem zweitägigen Lehrgang sind die Schüler von Mitarbeitern des Berliner Anne-Frank-Zentrums auf diese Aufgabe vorbereitet worden.
Aus einem anderen Blickwinkel haben sich Studenten der Fachhochschule Design mit dem Thema Juden in Deutschland befasst. Ihre Fotoausstellung zeigt Facetten des jüdischen Lebens im heutigen Deutschland. Grundlage für die Ausstellung war ein Seminar des Dozenten Martin Deppner mit dem Titel "Jüdisches Denken in der Moderne". "Mit dem Seminar wollte ich ein Bewusstsein dafür erreichen, dass jüdisches Leben nicht nur auf die Kriegsjahre reduziert werden darf", sagt Deppner. Mittlerweile interessiert sich unter anderen das Jüdische Museum in Berlin für die Ausstellung. Thomas Heppener überlegt, die Fotografien als feste Begleiter der Wanderausstellung zu integrieren.
lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de
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