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Bielefelder Tageblatt (BW) , 26.08.2005 :

(Bielefeld) Mord-Prozess: Opfer mit 32 Messerstichen getötet / Angeklagter verteidigt sich, er habe in Notwehr gehandelt / Verhandlung wird am Dienstag fortgesetzt

Bielefeld/Heiligenhaus (nim). Das Verbrechen war grausam. Seit gestern muss sich der 36-jährige Ercüment C. vor dem Schwurgericht verantworten. Er soll den Ehemann seiner Nichte in dessen Autohandel am Brackweder Stadtring mit 32 Messerstichen ermordet haben.

Sieht so ein kaltblütiger Mörder aus? Der Angeklagte wirkt eher bieder, als er schweigend den Saal 1 des Landgerichts betritt und sich auf der Anklagebank niederlässt. 36 Jahre alt, in der Türkei geboren, in Deutschland aufgewachsen, deutsche Staatsangehörigkeit, Ehemann und Familienvater, Busfahrer aus Heiligenhaus. Ein unbescholtener Bürger. In ruhigem Ton berichtet er ausführlich von der Vorgeschichte jenes 30. Dezember, an dem aus dem unbescholtenen Bürger möglicherweise ein Mörder wurde. Vor einigen Jahren sei sein Cousin Hakan in die Bundesrepublik eingereist, sagte C. vor Gericht.

Er habe diesen eine Weile in seinem Haus in Heiligenhaus (Kreis Mettmann) wohnen lassen. Dort habe Hakan seine – C.s – Nichte kennen gelernt. Nach einer Weile hätten die beiden sich verlobt und den Wunsch geäußert zu heiraten. Als er herausgefunden habe, dass sich Hakan mit gefälschten Papieren illegal in der Bundesrepublik aufhalte, habe er diesen angezeigt.

Hakan habe ihm in der Folgezeit gedroht, ihn umzubringen, sollte er Schuld an seiner Ausweisung sein, sagt C. vor Gericht. Hakan heiratete C.s Nichte – heimlich und gegen den Willen der Familie. "Die beiden sind von Heiligenhaus nach Bielefeld gezogen", sagt der Angeklagte. In der Folgezeit habe er, so C., jedoch regelmäßig Drohanrufe des späteren Opfers erhalten.

Am 30. Dezember habe er mit seinem Bruder, der in Brackwede einen Autohandel betreibt, über die Situation reden wollen. Er sei nach Bielefeld gefahren. Auf dem Gelände seines Bruders sei er jedoch lediglich auf Hakan getroffen. Die beiden Männer seien in Streit geraten, Hakan habe ein Messer gezückt und sei auf ihn losgestürmt, berichtete der Angeklagte. "Ich bin ausgewichen und muss ihm irgendwie das Messer entwendet haben. Dann erinnere ich mich nur noch an einen Stich", sagt C. in der Verhandlung. Die Erinnerung setze erst wieder in Heiligenhaus ein, wo er gegen 14.30 Uhr von der Polizei festgenommen worden sei. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.


lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

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