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Neue Westfälische , 26.08.2005 :

(Bielefeld) "Ich erinnere mich an einen Stich" / Prozess um Bluttat wegen gekränkter Familienehre

Bielefeld/Heiligenhaus (nim). Seit gestern muss sich Ercüment C. aus Heiligenhaus wegen des Verdachts des Mordes vor dem Bielefelder Landgericht verantworten. Der Angeklagte legte am ersten Verhandlungstag ein Teilgeständnis ab.

C. ist angeklagt, am 30. Dezember einen Mann auf dem Gelände eines Autohändlers erstochen zu haben. Der Angeklagte soll mit einem Messer auf sein Opfer los gegangen sein und dieses mit 32 Stichen tödlich verletzt haben. C. soll darüber verärgert gewesen sein, dass das Tatopfer entgegen dem Willen der Familie die Nichte des Angeklagten geheiratet hatte.

In der Verhandlung vor dem Schwurgericht berichtete C. in einer ausführlichen Erklärung von der familiären Situation vor dem Tattag. Das spätere Opfer Hakan habe C.s Nichte heiraten wollen. Als C. herausfand, dass dieser sich illegal in der Bundesrepublik aufhielt, zeigte er Hakan an. Daraufhin sei die Situation eskaliert, so der Angeklagte. "Hakan sagte, er würde mich umbringen, wenn er wegen meiner Anzeige ausgewiesen würde."

Hakan habe seine Nichte heimlich und gegen den Willen der Familie geheiratet, sagte C. in der Verhandlung. Die beiden hätten den Kontakt zur Familie abgebrochen und seien von Heiligenhaus nach Bielefeld gezogen. Am Tattag sei er - C. - nach Bielefeld zum Autohandel seines Bruders gefahren. Dort habe er aber nur Hakan angetroffen. Die beiden seien in Streit geraten, plötzlich habe dieser ein Messer gezückt.

"Ich bin ausgewichen und habe ihm wohl das Messer entwendet. Dann erinnere ich mich nur noch an einen Stich", sagte der Angeklagte. Die Erinnerung setzte erst wieder in Heiligenhaus ein, wo er gegen 14.30 Uhr von der Polizei festgenommen worden sei.

Der Prozess wird am kommenden Dienstag fortgesetzt.


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