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Lippische Landes-Zeitung , 26.08.2005 :

Biermann: Erst REP, dann PDS / Salzufler Ratsherr vollzog Flankenwechsel von der extremen Rechten zur Linken

Bad Salzuflen. Mal rechts, mal links: Friedrich-Wilhelm Biermann, der 2004 für die PDS in den Salzufler Rat eingezogen ist, hat nach LZ-Recherchen 2002 für die Republikaner München kandidiert. Zudem gab Biermann eine seiner Internetseiten bei Roland Wuttke in Auftrag. Er ist Bezirksvorsitzender der NPD Oberbayern und Autor rechter Schriften.

Ein Sprecher des Kreisverwaltungsreferats der Landeshauptstadt München bestätigte, dass Biermann 2002 für die "Republikaner" (REP) in den Münchner Stadtrat einziehen wollte. Der gebürtige Bad Salzufler Biermann hatte seinerzeit seinen Erstwohnsitz in München und verkaufte in seinem Geschäft unter anderem Krawatten, T-Shirts und Tassen mit Elch-Motiven.

Damals wie heute gehörte Biermann keiner Partei an. Die Internetseite seines Ladens nutzte er jedoch als Forum, um Wahlkampf im Sinne der REP zu machen. Unter dem Thema "Christentum" schreibt er: "Das Gottesbild im Islam und der Gott Israels sind grausam." Biermann weiter: "Der Absolutheitsanspruch, der sich im Islam und Judentum findet, birgt die Gefahr des Fanatismus, der gewaltsamen Eroberung der Welt." Und: "Die jüdischen Gemeinden haben sich verdoppelt, der Islamismus explodiert."

Im Rahmen ihrer Recherchen stieß die LZ auf eine weitere Internetseite, mit der Biermanns Ansichten transportiert werden. Sie ist bei der Domain-Registrierungsstelle "denic" auf Roland Wuttke zugelassen. Wuttke ist NPD-Bezirksvorsitzender Oberbayern und publizierte rechte Schriften im "Nation & Europa"-Verlag.

Ein Sprecher des Bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz erklärte: Wuttke unterhielt zumindest im Jahr 2003 Kontakte zum Neonazi Martin Wiese. Wiese wurde wegen des geplanten Anschlags auf die Baustelle des Jüdischen Gemeindezentrums München vom Bayerischen Obersten Landgericht zu sieben Jahren verurteilt.

Biermann bestätigte, die Internetseite bei Wuttke in Auftrag gegeben zu haben. Auf die Fragen, ob ihm damals der politische Hintergrund Wuttkes bekannt gewesen sei und in welcher Verbindung er zu Wuttke stehe, sagte Biermann: "Was meinen Sie, wen ich in München so alles kenne?! Ich habe mit Herrn Strauß ebenso ein Bier getrunken wie mit Herrn Schönhuber."

Dass Wuttke "mittlerweile in der NPD ist", wisse er, so Biermann. Einen Widerspruch sieht er darin nicht, dass er für die REP kandidiert hat und 2004 auf PDS-Ticket in den Salzufler Rat eingezogen ist: "Parteien wie die FDP öffnen ihre Listen nicht." Da blieben einem Parteilosen wie ihm nur die "extremen Parteien".

"In meinem Stadtbild ( ... ) ist die Prozession an Fronleichnam länger als die Schwulenparade, die Herr Ude (Oberbürgermeister München, Anm. d. Red.) anführt." Dieser Satz ist zu lesen auf Biermanns Internetseite. "Den würde ich heute noch so unterschreiben", erklärte Biermann. In die rechte Ecke stellen lassen wolle er sich jedoch nicht.

"Neoliberale Vorstellungen"

Erst durch die LZ erfuhr die Bad Salzufler PDS von Biermanns Aktivitäten für die REP. Sprecher Frank Bartel bedauerte, dass man nicht besser recherchiert habe.

Die PDS hatte vor Monaten die Zusammenarbeit mit Biermann aufgekündigt - allerdings mit der offiziellen Begründung, Biermann verfechte "neoliberale Vorstellungen zur Gewerbesteuer" und gebe Informationen aus dem Salzufler Rat mangelhaft weiter.

Besonders bitter dürften die neuen Erkenntnisse für PDS-Mitglied Harald Nickel sein - er hatte seinerzeit zu Friedrich-Wilhelm Biermanns Gunsten auf den ersten Listenplatz verzichtet. Hätte Nickel sich nicht breit schlagen lassen, würde er heute im Rat sitzen.


Salzuflen@lz-online.de

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