www.hiergeblieben.de

Neue Westfälische , 03.06.2000 :

Jüdische Gräber geschändet / Polizei sieht bei der Tat in Detmold keinen rechtsradikalen Hintergrund

Von Martin Hostert

Detmold. Unbekannte Täter haben 45 Gräber des jüdischen Friedhofes in Detmold geschändet. Grabsteine wurden aus ihren Sockeln gerissen, Gedenktafeln zerstört und Pflanzen zertrampelt. Der Bielefelder Staatsschutz geht bislang von unpolitischen Vandalismus aus.

Für eine Tat mit rechtsradikalem Hintergrund gebe es keine Hinweise, sagte Pressesprecher Michael Waldhecker. Obwohl der denkmalgeschützte Friedhof mitten in einem Wohngebiet liegt, haben die Vernehmungen der Nachbarn bislang nichts ergeben. Zudem wiesen Spuren von Kinderschuhen auf den Gräbern darauf hin, dass es wohl keine politisch motivierten Täter waren. Die Tatzeit liegt zwischen Montag und Donnerstagabend. Mitglieder der Jüdischen Kultusgemeinde Detmold/Herford zeigten sich fassungslos: "So etwas erleben wir hier zum ersten Mal", sagte Monika Rey.

Die Stadt schätzte den Schaden auf 100.000 Mark. Manche der bis zu 300 Jahre alten Grabsteine werden wohl nicht mehr zu retten sein. Es gelte, den Friedhof möglichst schnell wieder herzustellen: Anfang Juli wird eine Besuchergruppe der Deutsch-Jüdischen Gesellschaft in Detmold erwartet, die sich auf die Spuren ihrer Angehörigen begeben will. "Sie werden geschändete Gräber sehen", sagte der sichtlich bewegte Bürgermeister Friedrich Brakemeier.

"Wir Detmolder sind beschämt", schreiben die Stadt, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die Lippische Landeskirche und das katholische Dekanat in einem gemeinsamen Aufruf.

03./04.06.2000
redaktion@nw-news.de

zurück