www.hiergeblieben.de

Bielefelder Tageblatt , 04.08.2005 :

(Bielefeld) Die Linke formiert sich / PDS und WASG rücken zusammen, geben sich kämpferisch und siegessicher

Von Elmar Kramer

Bielefeld. Zur vorgezogenen Bundestagswahl am 18. September wird in Bielefeld eine neue Partei antreten: die Linkspartei, offizieller Name Die Linke, die sich aus PDS und Wahlalternative soziale Gerechtigkeit (WASG) zusammensetzt. Das Interesse an dem Bündnis ist größer, als die beiden Parteien dachten. Zu einer Vorstellungsrunde im Saal des neuen Rathauses kamen mehr als 200 interessierte Bürger.

Es ist ein Bündnis der Enttäuschten, das sich auf dem Podium präsentiert. Gewerkschafter, ehemalige SPD-Mitglieder, PDS-Politiker, die alle eines gemeinsam haben: Sie wollen Rot-Grün die rote Karte zeigen. Zu sehr hat sie der eingeschlagene Kurs – vor allem im Sozialen – getroffen. "Und es kann nicht sein, dass die CDU die Proteststimmen von SPD und Grünen bekommt", sagt Inge Höger-Neuling, auf dem Linke-Parteitag NRW gerade auf Listenplatz 3 gesetzt und mit Chancen auf den Einzug in den Bundestag. Höger-Neuling (WASG) nennt sich deshalb selbst "die Frau nach Oskar Lafontaine", der auf Listenplatz 1 steht. Zur Landtagswahl war Höger in Herford als parteilose Bürgermeisterkandidatin ins Rennen gegangen.

Noch sind sich die Parteivertreter nicht sicher, wie ihre Listenverbindung aussehen wird, welche Folgen sie hat, welche Chancen und Risiken. "Das ist ganz normal", sagt Sabahattin Karakoc, Bielefelder PDS-Chef, der gleichzeitig ankündigt, dass sich das PDS-Büro in der Arndtstraße 20 bald umbenennen wird für Die Linke. Für Karakoc ist wichtig, dass eine "Verbindung zwischen außerparlamentarischer Opposition und den linken Parteien in Parlamenten" entsteht, die Chancen bei einer Wahl hat. "Wir wollen eine breite Linke organisieren – das soll in ganz Deutschland so sein", sagt der PDS-Vertreter.

Die Menschen im Rathaussaal applaudieren. Das Publikum ist gemischt. Sympathisanten der Linken aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten sitzen nebeneinander. "Hier sind viele Menschen, die ich sonst selten bei politischen Veranstaltungen sehe", sagt Susanne Schregel, PDS-Bezirksvertreterin in Schildesche. Brigitte Stelze (WASG) spricht von einer "Linkspartei, die wir noch werden müssen". WASG-Chef Dirk Schmitz macht deutlich, dass die Sozialgesetze Hartz IV nach wie vor der Kristallisationspunkt für Kritik der Linken an der Schröder-Regierung seien. Das mit 2,6 Prozent gute Biele felder Ergebnis bei der Landtagswahl sei großer Ansporn.

So kämpferisch und in Aufbruchstimmung versetzt, wagte Beate Niemeyer (PDS-Stadträtin) eine selbstbewusste Antwort auf die Frage aus dem Publikum, ob man denn nur Opposition sein wolle (bundesweit wird derzeit mit 8 bis 14 Prozent gerechnet). "Erst ja, aber wir verstehen uns als breites Bündnis, vielleicht haben wir ja irgendwann die absolute Mehrheit."

Ihren Direktkandidaten für den Bundestag will Die Linke am 10. August nominieren.


lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

zurück