Gütersloher Zeitung ,
27.07.2005 :
(Gütersloh) Auf den Spuren von Anne Frank / AG der Anne-Frank-Gesamtschule in Amsterdam
Gütersloh (NW). Seit 1989 arbeiten freiwillig Schülerinnen und Schüler der Anne-Frank-Gesamtschule Gütersloh unter der Leitung von Wilfried Limper in der Anne-Frank-Arbeitsgemeinschaft zusammen. Zwei Stunden in der Woche erfahren 13-jährige Schülerinnen und Schüler dort ein Jahr lang viel über die 15 Lebensjahre Anne Franks, sowie über die Zeit, in der sie lebte, und die Bedeutung ihrer Botschaft für Gegenwart und Zukunft.
So vorbereitet fuhr die Gruppe für drei Tage nach Amsterdam. Hier wollten sich die Jugendlichen den Plätzen nähern, an denen Anne Frank lebte und zur Schule ging.
Mit der Straßenbahn fuhren sie in den Süden Amsterdams zum Merwedeplein 37. Hier wohnte die Familie Frank von Ende 1933 bis zum 6. Juli 1942. Anne lebte hier von ihrem 4. bis zum 13. Geburtstag. Diese Wohnung ist für Außenstehende verschlossen.
Nach dem Tod der letzten Mieterin kam die Anne-Frank-Stiftung auf die Idee, politisch verfolgten Schriftstellerinnen und Schriftsteller diese Wohnung zu Verfügung zu stellen, damit sie hier in Freiheit und ohne Angst vor Verfolgung leben und arbeiten können. Schließlich wollte Anne Frank selbst auch gerne Schriftstellerin werden, auch sie wurde verfolgt.
Als die Gruppe vor dem Haus alte Fotos betrachtete, waren Handwerker bemüht, die Wohnung in den Zustand der 30er Jahre zurückzuversetzen. Unerwartet lud der zufällig anwesende Projektleiter Henk Schröder die Gütersloher als erste und letzte Schülergruppe ein, die Wohnräume zu besichtigen. "Uns allen schlug das Herz bis zum Hals, als wir die steile, im alten Zustand erhaltene Wohnungstreppe zum Wohnzimmer hinaufgingen", beschreiben die Teilnehmer diese außerordentliche Erfahrung.
Hier hatte Anne Frank ihre Geburtstage gefeiert, mit ihrem Kater gespielt und begonnen, ihr Tagebuch zu schreiben. Bis zum Einmarsch der deutschen Truppen im Mai 1940 konnte Anne eine glückliche Kindheit verleben. "Wir spürten für Augenblicke, dass wir Anne Frank ganz nahe waren", heißt es in dem Bericht der Schülergruppe.
Wie unglücklich muss sich die Familie Frank gefühlt haben, als sie am 6. Juli 1942 aus Angst vor der Verhaftung der älteren Tochter Margot die Treppe zum letzten Mal herunterging, um sich im Hinterhaus der Prinsengracht 263 zu verstecken.
Nach diesem eindrücklichen Erlebnis begaben sich die Schülerinnen und Schüler auf den Schulweg, den Anne Frank ging. Diese Schule trägt nun den Namen von Anne Frank. Einen Tag später besuchten die Mitglieder der AG das Anne-Frank-Haus, in dem die Untergetauchte mit ihrer Familie bis zur Verhaftung am 4. August 1944 über 25 Monate lang in engen Räumen versteckt lebten.
lok-red.herford@neue-westfaelische.de
|