Neue Westfälische ,
09.07.2005 :
(Herford) Altkanzler Schmidt verbreitet Vorurteile / Zu "Keine Wolkenkuckucksheime" und "Altkanzler gegen Zuwanderung", Nr. 134/2005
Zur oft beklagten Vergreisung unserer Gesellschaft soll Helmut Schmidt gesagt haben: "Die Zuwanderung von Menschen aus dem Osten Anatoliens oder aus Schwarzafrika löst das Problem nicht, schaffte nur ein zusätzliches dickes Problem." Es fällt mir schwer nachzuvollziehen, dass der früher einmal liberal denkende Altkanzler in dieser platten Art weit verbreitete Vorurteile bedient, die man eher von Gesprächen am Stammtisch erwarten könnte.
Ich habe einige Freunde, die aus Anatolien und aus Afrika (Tansania, Togo) stammen. Helmut Schmidts diskriminierende Äußerung verursacht tiefe Verletzungen, vergleichbar mit verbalen oder tätlichen Attacken auf der Straße. Auf diese Weise als Mensch zweiter oder dritter Ordnung gebrandmarkt zu werden, tut sehr weh. Wir sollten die Menschen, die hier bei uns arbeiten, studieren oder Zuflucht vor Verfolgung suchen, als willkommene Gäste achten, die unser Leben bereichern. Europäisches, "weißes" Überheblichkeitsgefühl sollte ein für alle Mal der kolonialen, nationalistischen, menschenverachtenden Vergangenheit angehören.
Dr. med. Winfrid Eisenberg
Herford
09./10.07.2005
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