www.hiergeblieben.de

Lippische Landes-Zeitung , 27.10.1993 :

IG Metall veranstaltet Rockkonzert gegen Rechts / "Das NF-Zentrum endlich schließen"

Kreis Lippe/Detmold. Wenig Verständnis dafür, dass das NF-Zentrum in Pivitsheide immer noch nicht geschlossen ist, zeigte der IG-Metall-Sekretär Reinhard Seiler gestern während einer Pressekonferenz, in der die IG Metall nochmals Stellung zu dem jüngsten Polizeieinsatz und den damit verbundenen Verhaftungen und Waffenbeschlagnahmungen im NF-Zentrum am vergangenen Sonntag bezog (wir berichteten mehrfach).

Wie Seiler weiter erklärte, sei zwar das Verbot der Nationalistischen Front zu begrüßen, solange das Zentrum aber nicht geschlossen sei, bleibe das Verbot eine halbherzige Maßnahme. "Sicherlich lösen wir damit nicht das grundsätzliche Problem des Rechtsextremismus, aber es würde zumindest der NF eine wichtige Operationsbasis, einen Teil ihrer Organisationsstruktur, zerschlagen", so Seiler wörtlich.

Die gleiche Auffassung vertritt auch die Vorsitzende des IGM-Jugendausschusses und neugewählte Bezirksjugendausschussvorsitzende Barbara Künemund: "Es ist schon ein Skandal, dass sich rund 200 Neonazis aus dem ganzen Bundesgebiet im NF-Zentrum treffen können und die Polizei erst nach Hilferufen der Anwohner einschreitet", meint sie. Schließlich sei es offensichtlich, dass das NF-Zentrum nach wie vor ein bundesweites Agitations- und Einsatzzentrum der Neonazis sei.

Das Rockkonzert gegen Rechts, das die IG Metall am kommenden Samstag in Lemgo veranstalte, solle dazu dienen, auf die rechtsradikale Szene und die Gefahr, die auch von Lippe ausgehe, hinzuweisen und Widerstand zu organisieren. Im Rahmen des Konzerts sollen laut Seiler auch die Forderung nach der Schließung des NF-Zentrums erneuert, eine Eingabe an den Innenminister verabschiedet und Unterschriften gesammelt werden.

"Zivilcourage ist angesagt", so Seiler weiter. Es sei schließlich auch der "alltägliche" Rassismus, der sich in ausländerfeindlichen Sprüchen, Ausgrenzungen von Minderheiten und tätlichen Übergriffen ausdrücke. "Damit meinen wir auch Diskotheken- und Gaststättenbesitzer, die einerseits Ausländern und anderen Minderheiten den Zutritt verwehren, andererseits aber rechtsradikalen Alt- und Neonazis zum Beispiel Sitzungsräume zur Verfügung stellen", erklärte der Gewerkschaftssekretär.

Insgesamt treten bei dem Rockfestival, das am Samstag ab 15 Uhr in der Fabrikhalle der ehemaligen Kondor-Werke in Lemgo beginnt, fünf Rockgruppen verschiedener Stilrichtungen und aus verschiedenen Regionen des Landes auf: Aus Lippe "Fatman Arne and the Petipetits", aus Lüdenscheid "Anarchist Academy", aus Düsseldorf "Tree and it Fruitz", aus Hannover "Y-Fronts" und - als Höhepunkt des Abends - die bundesweit bekannte Gruppe "Abwärts". Alle Gruppen zeichnet aus, dass sie eindeutig gegen Rechtsradikalismus und Rassismus Stellung beziehen. Dies kommt auch in ihren Liedern zum Ausdruck.


Detmold@lz-online.de

zurück