Lippische Landes-Zeitung ,
06.07.2005 :
Zwei neue Gelenke als Wiedergutmachung / Orthopädische Klinik am Detmolder Krankenhaus übt aktive Solidarität mit ehemaligen Zwangsarbeitern aus Polen
Detmold (te). "Sie haben mir die Hälfte meiner Schmerzen genommen", sagte Marianna Gluszak vor gut einem halben Jahr. Jetzt ist auch die andere Hälfte verschwunden, denn die Polin, die unter den Nazis als Zwangsarbeiterin leiden musste, hat im Detmolder Klinikum kostenlos eine zweite Knieprothese bekommen.
Im Dezember 2004 operierten Privatdozent Dr. Reinhard Brückl, Chefarzt der orthopädischen Klinik, und Oberarzt Dr. Hans Braun das linke Knie, jetzt setzten sie in das rechte eine Spezialprothese im Wert von 5.500 Euro ein, die die Firma Stryker gespendet hatte. Denn die 83 Jahre alte ehemalige Zwangsarbeiterin aus Wroçlaw (Breslau) litt unter erheblichen Verschleißerscheinungen. "Sie hatte starke Schmerzen und konnte kaum noch gehen", berichtete Dr. Braun, den Marianna Gluszak gern "meine goldenen Hände" nennt. Ab heute erhält die Polin eine kostenlose Reha in der Bad Meinberger Rose-Klinik. Eine Kooperation, die es so nur in Lippe gibt. Die Kliniken beteiligen sich an der Aktion "Aktive Solidarität", mit der ehemalige Zwangsarbeiter als Wiedergutmachung in Deutschland kostenlos behandelt werden. Zwei Patienten pro Jahr werden in Detmold aufgenommen, vier Menschen, die sich ein neues Knie- oder Hüftgelenk in ihrer Heimat nicht leisten könnten, wurde so bisher hier geholfen. Marianna Gluzsak ist dankbar: "Jetzt sind meine Schmerzen weg. Das bedeutet so viel für mich."
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